Der ersten Kontakt zwischen der Künstlerin Sigune Hamann und Robin Agarwal von der N&M-Niederlassung Düsseldorf kam über die Firma Sander zustande. Das Unternehmen ist Spezialist für das Bedrucken großformatiger Plexiglasplatten und hat mit den Düsseldorfer Veranstaltungstechnikern bereits mehrfach bei der Lösung komplexer fotografischer Aufgabenstellungen zusammengearbeitet. Die in Frankfurt geborene und in London lebende Künstlerin war zu dieser Zeit auf der Suche nach einer technischen Umsetzung für ein Diorama in den „Royal and Derngate Theatres“ im englischen Northampton.
Ein Diorama besteht aus zwei hintereinander liegenden Bildern, wobei das hintere Motiv in ein vorderes Motiv stufenlos eingeblendet werden kann, ausgehend von einer völligen Unsichtbarkeit des hinteren Motives. Diese Technik wurde bereits 1750 für so genannte Guckkästen entwickelt und findet noch heute in Theatern Anwendung; sie sorgt für eine fast perfekte Illusion von räumlicher Tiefe und Wirklichkeitsnähe. Ursprünglich wurden die Illuminationseffekte mittels einer mechanischen Klappe an einem Kasten erzielt; diese lässt Umgebungslicht ein und somit das hintere Motiv sichtbar werden. Von 1822 bis 1880 wurden dann permanente Diorama-Gebäude – sie sind mit dem heutigen Kino vergleichbar – nach dem Vorbild des von Daguerre in Paris entwickelten Dioramas in europäischen Großstädten gebaut.
Dieses Prinzip sollte jetzt mittels Lichtsteuerung und ohne Mechanik für das Theater in Northampton umgesetzt werden. Ein erstes praktisches Experiment mit einer optischen Folie zeigte, dass die Entwicklung bereits auf dem richtigen Weg ist. Für die Ausarbeitung weiterer Details wurde anschließend ein DIN A0-Modell gebaut und mit zwei Motivausschnitten der späteren Gesamtmotive versehen.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde allerdings vor allem auf das Licht hinter den beiden Motiven geachtet. Dank des Modells wurde aber deutlich, welche wichtige Rolle die Lichtabstimmung zum Vorderlicht einnimmt. Allerdings gehörte die Gestaltung des Vorderlichtes nicht zur Aufgabe der technischen Umsetzung durch N&M, sondern lag in der Verantwortung der für die technische Ausstattung zuständigen Kollegen am Theater in Northampton. N&M konnte den Technikern in Großbritannien aber eine Empfehlung bezüglich der notwendigen Lichtleistung und der Scheinwerferart geben.
Anschließend plante Robin Agarwal mit Hilfe eines CAD-Programms das Diorama mit zwölf Meter Breite und 1,90 Meter Höhe für die Integration in einen Wandausschnitt, der sich in einer Höhe von sechs Metern befand. Im Verlauf der Planungen durch ein Architekturbüro mussten am ersten Entwurf zahlreiche Änderungen und Anpassungen vorgenommen werden. Die schließlich umgesetzte Größe von elf Meter Breite und 1,90 Meter Höhe brachte zudem einige Änderungen der lichttechnischen Ausstattung mit sich. Aufgrund der baulich zur Verfügung stehenden, sehr begrenzten Tiefe und einer vom Theater vorgegebenen, geringen Wartungsintensität - bei einer täglichen Betriebszeit von rund sieben Stunden - sowie im Hinblick auf und den zur Verfügung stehenden Etat kamen somit nur Leuchtstoffröhren als Leuchtmittel in Frage. Der Einsatz von LED-Technik hätte den Etat um ein Vielfaches überschritten. Zwecks Transport und Montage wurde das Diorama außerdem modular geplant und ausgeführt.
Die Lichtsteuerung wurde von Robin Agarwal vorprogrammiert und mit einem intelligenten DMX-Interface und einem DMX-Converter umgesetzt, welche die 84 Röhren steuern. Die Programmierung wurde bei der Installation an das Vorderlicht angepasst.
„Sigune Hamann war von der engen Zusammenarbeit mit N&M und der künstlerischen Erfahrung während des Realisierungsprozesses sehr beeindruckt“, so Robin Agarwal, „und gemeinsam hoffen wir, dass wir nun Pläne für Nachfolgeprojekte weiter entwickeln können“. Das Diorama in Northampton ist zum zentralen und verbindenden visuellen Element der „Royal and Derngate Theatres“ geworden. Die subtilen Licht- und Bildveränderungen beeindrucken Besucher auf den ersten Blick – „und erlauben ihnen darüber hinaus auch kontinuierliche Entdeckungen und Kontemplation“, so Sigune Hamann.