Die Neue Nationalgalerie ist selbst ein Kunstwerk, der Bau von Mies van der Rohe, welcher der großen Gerhard-Richter-Schau zu dessen 80. Geburtstag den Platz vorgab. "Panorama" hieß die Ausstellung, die eben zu Ende ging, nicht ohne Grund, hatte man sich doch entschieden, sämtliche Bilder konsequent in der Reihenfolge ihrer Entstehung zu zeigen.
Dabei war der Aufwand für die Technik hinter den Kulissen enorm, aber der Veranstalter, der "Verein der Freunde der neuen Nationalgalerie", macht offenbar keine halben Sachen. So beauftragte man die LICHTblick Bühnentechnik GmbH mit der Konstruktion und dem Auf- und Abbau des Wandbaus nach Vorgabe des Architekten Meyer Voggenreiter.
LICHTblick-Projektleiter Frederik Wehlmann war darüber hinaus auch für die Planung der Beleuchtung zuständig, wobei die Vorgabe von Gerhard Richter selbst kam. Er wollte "leuchtstoff-ähnliches" Licht, und richtig hell sollte es sein.
Wehlmann entschied sich für den Einsatz von Selecon-Scheinwerfern, bezogen über die cast C.Adolph & RST Distribution GmbH aus Hagen, darunter fast 100 Pacific 23-50-Modelle mit 1-kw-Modul und T27-Leuchtmitteln, mit jeweils 650 Watt bestückt. Der Beleuchtungsprofi erklärt seine Entscheidung so: "Der Kaltspiegel des Selecon-Scheinwerfers nimmt nach vorne hin eine ganze Menge Wärme weg. Das ist gut für die Kunst, aber auch für die eingesetzten Korrekturfilter - wir nahmen 1/8 ct blue. Außerdem kann man bei dem Scheinwerfer sehr leicht den Brennpunkt verschieben. Das hat uns dabei geholfen, die großen Wände von dieser steilen Position aus gleichmäßig auszuleuchten."
Diese Grundeigenschaft der Selecon-Systeme kannte Wehlmann schon von der vorherigen Ausstellung im selben Haus von Taryn Simon "A Living Man Declared Dead and Other Chapters", die er ebenfalls geleuchtet hat.
Nun setzen Museen häufig auf eigenes Material und arbeiten mit ihrer Grundbeleuchtung, doch in der Neuen Nationalgalerie fehlen da einfach die entsprechenden Downlights, was bei einer Deckenhöhe von rund 8,4 m nicht weiter überrascht.
Angesteuert wurden die dimmbaren Scheinwerfer von einem Mac Mini mit Jands Vista Byron, programmiert als "date & time"-Event. Damit wurde die Beleuchtung morgens 10 Minuten vor der Öffnung des Museums und abends 15 Minuten nach Schließung der Ausstellung hoch- beziehungsweise herunter gedimmt. Dieses langsame Dimmen beim Ein- und Ausschalten wirkte sich auch positiv auf die Lebensdauer der Leuchtmittel aus, wie Wehlmann erklärt.
Von der Manpower her war der Bau der Wände für die Ausstellung das eindeutig größere Projekt, kamen doch etwa 20 Tonnen Holz zum Einsatz, wobei jede Holzplatte mit einer Größe von 1,8 x 5,2 m rund 100 kg schwer war. Dazu kamen weitere 15 Tonnen Gerüstmaterial und allein 1,7 Tonnen Farbe.
Für den Einbau der Lichtbügel, Scheinwerfer und die Verkabelung waren vier Fachkräfte fünf Tage lang im Einsatz, wobei die Herausforderung darin bestand, die Kabel für den Zuschauer unsichtbar in der Träger-Konstruktion des Daches zu installieren. Weitere vier Nächte verbrachte das Team damit, den Focus jedes Scheinwerfers richtig einzustellen. Eine Arbeit, die man nur nachts machen konnte, weil sich die NNG nicht verdunkeln lässt.
Ein besonderes Problem bei dem Projekt waren die Wände, die auch von außen zu sehen sind, wo Gerhard Richters "4900 Farben" hingen. Auf diesen rund 200 umlaufenden Metern hinter den Glasfronten des Gebäudes setzte Wehlmann auf 20 Selecon-Hui-Cyc- und weitere 24 Acclaim-Cyc-Scheinwerfer, weil man dort mit nur 3 m Abstand zur Wand auskommen musste.
Ein weiteres Problem war die Beleuchtung von vier einzelnen Kunstwerken Richters, die frei im Raum standen. Hier nutzte das LICHTblick-Team zehn Selecon Acclaim PC T27-Systeme.
Als Herausforderung empfand Frederik Wehlmann besonders die Begrenzung der Lichtleistung im Museum, weshalb ja die T27 Brenner auf 650 W beschränkt werden mussten. Das wiederum erwies sich als Vorteil, hatten doch die Brenner eine wesentlich höhere Lebensdauer als die eigentlich vorgesehenen Philips 1000-W-Bluepinch-Leuchtmittel. Wehlmann bilanziert: "Wir mussten in den dreieinhalb Monaten nur zwei mal eine Lampe tauschen."
Auch Gerhard Richter selbst war mit dem Licht zufrieden, wie Wehlmann berichtet: "Er hat sich eine 6 m breite von uns ausgeleuchtete Beispielwand angeschaut, kurz gefragt, ob das überall so aussieht und war damit zufrieden."
380.000 Zuschauer waren zwischen 12. Februar und 13. Mai 2012 in der Neuen Nationalgalerie Berlin in der "Panorama"-Ausstellung von Gerhard Richter. Und sicherlich trug auch das gute Licht vor Ort dazu bei, dass Richters Werke bei ihnen auch ankamen.
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