ASC bei Teilsanierung der Komischen Oper Berlin mit neuer Inspizientenanlage, zentraler Technik, moderner Infrastruktur und neuem Intercomsystem.
In der Komischen Oper Berlin ist im Sommer 2013 der erste Schritt im Sanierungsprogramm veranstaltungsrelevanter Anlagen gemacht worden. Die Fachplanung und das Bedarfsprogramm entwickelte das renommierte Ingenieurbüro Chemnitius aus Berlin.
Jetzt mit digitaler Technik: Die Komische Oper Berlin. Foto: Gunnar Geller.
Die öffentliche Ausschreibung hat das Systemhaus für Medientechnik, Amptown System Company für sich entschieden. In der Spielpause 2013 hat das ASC-Team die Teilerneuerung der Inspizientenanlage, eine Modernisierung und Erweiterung der Infrastruktur und der zentralen Technik sowie die Konfiguration und Einrichtung einer neuen Intercom-Anlage durchgeführt.
Zudem sollte auch die Video-Fernübertragung an sechs Positionen im Theater – zwei in der Totalen 1 und 2, zwei im Orchestergraben und jeweils eine an der Seitenloge rechts und links - ergänzt werden. Dazu gehörte auch die Möglichkeit der Videoaufzeichnung, die Verwaltung der Aufzeichnungen im IP-Netz des Hauses und die Möglichkeit des Live-Streamings an ausgewählten PC-Arbeitsplätzen im Haus.
Pracht und Moderne: Die Komische Oper Berlin. Foto: Gunnar Geller.
Der Anspruch der Komischen Oper Berlin, das innovativste Musiktheater der Welt sein zu wollen, bedingt, dass auch die technischen Rahmenbedingungen mit der Zeit gehen müssen. Mit der Fachplanung für den ersten Teil des Sanierungskonzeptes wurde Dr. Reiner Chemnitius vom Ingenieurbüro Chemnitius im Januar beauftragt, die Installationsarbeiten starteten Juli 2013. Abnahmetermin war der 22. August, so dass das tontechnische Team der Komischen Oper Berlin sich mit Hilfe von ASC bis zum 30. August mit der Einarbeitung in die neue Anlage vertraut machen konnte.
In Zusammenarbeit mit dem technischen Leiter der Komischen Oper Berlin, Dietmar Wolf und dem Chef der Tontechnikabteilung, Sebastian Lipski, hat Dr. Chemnitius in einer Bedarfsanalyse die Erfordernisse des Hauses ermittelt, dann die Planung entwickelt und die Schnittstellen zur Bestandsanlage festgelegt. Die Anlage war noch aus DDR-Zeiten und in der Historie des Hauses lückenhaft oder sogar falsch dokumentiert. Daher bestand dringender Handlungsbedarf, alle Informationen in diesem ambitionierten Zeitplan zu erarbeiten, um durch einen schnellen Einbau weiterhin einen reibungslosen Veranstaltungsablauf zu gewährleisten. Das Ergebnis baut komplett auf digitale Technik auf – in der Theaterwelt durchaus ein revolutionärer Schritt.
Dr. Reiner Chemnitius ist von der Zusammenarbeit begeistert: "Der Zeitplan war straff, ein enges Hand-in-Hand-Arbeiten war daher Bedingung, um alle Gewerke pünktlich fertigstellen zu können. Umso wichtiger ist ein Systemintegrationspartner, auf den man sich verlassen kann. Die Zusammenarbeit mit Ingo Jakobs und dem ASC-Team war sehr gut, konstruktiv und professionell.
Wir haben in der Komischen Oper Berlin nur digitale Medientechnik eingesetzt. Das System ist insgesamt auf Zukunft ausgerichtet, um auch für die weiteren Sanierungspläne innerhalb der Spielstätte auf einem nachhaltigen Stand der Technik zu sein."
Ingo Jakobs, verantwortlicher Projektmanager von ASC Berlin, hat die Arbeiten 'auf der Baustelle' koordiniert und aufgrund des engen Terminplans mit ASC-Mitarbeitern aus Hamburg und Berlin Tag und Nacht zusammengearbeitet.
Teilweise waren bis zu zehn ASC-Spezialisten vor Ort, um eine pünktliche Fertigstellung aller Detailarbeiten zu gewährleisten. Die drei Racks für die zentrale Technik waren zuvor in der Servicewerkstatt in Hamburg zusammengebaut worden.
Zu Beginn der Sanierung hat ASC die Bestandsanlage abgebaut, sorgfältig neu dokumentiert, um die Infrastruktur weitestgehend zu bewahren und die neue Anlage perfekt anzubinden. Die im Haus vorhandenen 100-Volt-Lautsprecher und deren Verkabelung sind weitestgehend erhalten geblieben.
Hinzu kamen neue Kabelwege, zum Beispiel Glasfaserkabel für die Integration des neuen BroaMan-Mediennetzwerkes oder CAT5-Leitungen zur Steuerung der HD- und SD-Video-Kameras sowie deren Schwenk-Neige-Köpfen und eine Neuverkabelung für die neue Intercom-Anlage.
Bei der Intercom-Anlage handelt es sich um eine ARTIST 64 Intercom-Matrix von Riedel, in einer Ausbaustufe von 32 Ports und 16 GPIOs. Als Sprechstellen kommen 13 DCP 1116-Tischsprechstellen und zwei RCP 1112-Rack-Sprechstellen für die Inspizientenpulte zum Einsatz.
Übersicht dank neuer Technik: InspiControl. Foto: Aurelio Schrey.
Die Inspiziententechnik
ASC-Projektleiter Ingo Jakobs zum Bau der Inspizientenanlage: "Wir wissen, dass Inspizientenpulte custom-made gefertigt werden – es gibt hier keine Lösungen von der Stange. Mit InspiControl haben wir aber ein Produkt gefunden, dass eine standardisierte Grundkonstruktion eines Pultes zur Verfügung stellt, durch den modularen Aufbau aber trotzdem auf die individuellen Anforderungen des Kunden angepasst werden kann.
Wir haben gut zugehört, um die Pulte wunschgerecht für das vierköpfige Inspiziententeam der Komischen Oper Berlin 'maßzuschneidern'. Die Inspizienten werden eine Eingewöhnungsphase benötigen, um die neuen Möglichkeiten der Anlage zu 100 Prozent auszuschöpfen. Wir hoffen, dass sie dann die Vorteile der neuen Technik nicht mehr missen möchten."
In der Komischen Oper Berlin wurden zwei neue separate InspiControl-Inspizientenpulte installiert, die rechts und links von der Bühne positioniert sind und synchron bedient werden können.
Die Anlage ist modern, modular und skalierbar aufgebaut. Das kleinere der beiden Pulte unterstützt bei aufwendigen Produktionen die Hauptinspizienz am großen Pult. In beiden Pulten kommen insgesamt sieben TF-15-1-Tastenfelder mit jeweils 16 elektronisch beschriftbaren Farb-LCD-Tasten für das Absetzen von Rufzeichen zum Einsatz.
Historisch bedingt verfügt die Komische Oper Berlin über mehr als 400 Rufkreise. Diese wurden bereits zusammengelegt auf 138 Sammel-Rufkreise, stellen in dieser Vielzahl jedoch noch immer eine absolute Besonderheit dar. Vier weitere TF-15-1-Tastenfelder dienen der Steuerung der Lichtzeichen, die im Zuge dieser Maßnahme um acht W-LAN-Lichtzeichen erweitert wurden.
Diese mobil einsetzbaren, akkubetriebenen Lichtzeichen sind speziell für Einsätze an Orten konzipiert, die mittels Verkabelung nicht erreichbar sind. Über eine integrierte Rückmeldetaste werden die Darsteller nicht nur passiv zu ihrem Auftritt gerufen, sondern können aktiv Rückmeldung darüber geben, dass sie das Signal erhalten haben.
Zwei weitere TF-8-8-Tastenfelder dienen der Kamerasteuerung und sind mit den gängigen Befehlen hinterlegt. Alle Tastenfelder wurden nach den Vorgaben der Komischen Oper Berlin in Layout und Funktionsweise individuell vorprogrammiert und werden über eine integrierte Ethernet-Schnittstelle von einer Crestron Mediensteuerung gesteuert.
Der Austausch von Daten, Audio- und Video-Daten erfolgt über ein Glasfasernetzwerk. ASC hat hier ein Echtzeit-Mediennetzwerk der Firma BroaMan eingebaut, was den nahezu latenzfreien Signaltransport von unkomprimierten HD-SDI-Video-, Audio-, Ethernet- und Intercom-Signalen ermöglicht. Jedes Eingangssignal kann über ein integriertes softwarebasiertes Signalrouting innerhalb des Netzwerks an einen oder mehrere Ausgänge gesendet werden.
Die Inspizientenpulte sind per Glasfaser in dieses Netzwerk integriert, wodurch dem Inspizienten an seinem Pult alle im Netzwerk befindlichen Mediensignale in voller Bandbreite zur Verfügung stehen.
Sabine Franz, Chefinspizientin an der Komischen Oper Berlin, lobt die enge Zusammenarbeit und die Arbeitsgeschwindigkeit des ASC Teams: "Wir haben uns jederzeit in guten Händen gefühlt. Ingo Jakobs und seine Kollegen sind auf unsere Wünsche beim Pultaufbau, insbesondere den Ruf- und Lichtzeichen, eingegangen und haben diese auch innerhalb der Arbeiten noch justiert, wenn uns veränderter Ablauf logischer erschien.
Sehr gespannt waren wir auf die Digitalisierung der Abläufe. Viele Auswahlaspekte sind dadurch sehr komfortabel geworden. So kann ich nun einen Sammelruf individuell zusammenstellen und gezielt alle am Spiel oder an der Technik Beteiligten ansprechen. Wenn ich verschiedene Kamera-Sets einprogrammiere, zoomt sie dorthin, wo ich sie brauche.
Auch die Höhenverstellung der Pulte für Arbeitshöhen und Körpergrößen bewährt sich zunehmend positiv in unserem Team, so dass wir diese auch pro Szene gegenüber der schrägen Bühne neu einrichten können.
Persönlich bin ich eher eine Vertreterin des 'handgefertigten Theaters'. Wir fahren zum Beispiel den Vorhang und viele Züge noch von Hand. Die neue Inspizientenanlage kann beides und wird von uns sowohl automatisiert als auch individuell gesteuert.
Sie beinhaltet viel Potential für neue Arbeitsschritte, die sukzessive hinzu addiert werden können und wächst mit unseren Anforderungen mit. ASC hat zuverlässig und pünktlich gearbeitet und wird uns auch weiterhin unterstützen. Es ist schon ein gutes Gefühl, dass wir mit unseren Fragen oder Nöten auf erfahrene Partner zukommen können."
Das System
Die zentrale Technik befindet sich in drei 19-Zoll-Schaltschränken in einem Kellerraum der Komischen Oper und besteht aus:
- Variodyn-Controller für Ruf und Mithören
- Phoenix-Contakt-Relais-Matrix als Interface zu den bestehenden drahtgebundenen Lichtzeichen und Lautsprechersystemen der Rufanlage
- Riedel Kommunikationsinterface zu den Hand-Funkgeräten
- Ethernet W-Lan Acesspoints für Funk-Lichtzeichen
- Creston-Controller für Fernsteuerungen und für weitere Spezialanwendungen
- Extron FBAS-Videomatrix mit Controller
Dort sitzt auch der Klemmverteiler, auf den die im gesamten Haus verteilte Beschallung aufläuft. Insgesamt sind rund 150 Lautsprechersysteme in die neue Anlage integriert.