Bessere Sprachverständlichkeit

15.10.2015

VDT-Seminar über Sprachverständlichkeit in Film und Fernsehen mit 30 Teilnehmern reklamiert Handlungsbedarf.


 

Die dreißig Teilnehmer und fünf Referenten des VDT-Seminars sind sich einig: Es besteht Handlungsbedarf in Bezug auf die Sprachverständlichkeit im Fernsehton!

Insbesondere bei aufwändig produzierten Fernsehfilmen häufen sich Zuschauerbeschwerden, dass Dialoge schlecht verständlich seien. Aus diesem Anlass lud der VDT Anfang Oktober zu einem VDT-Seminar über Sprachverständlichkeit in Film und Fernsehen nach Hamburg ein.

 

Das VDT-Seminar über Sprachverständlichkeit in Film und Fernsehen sorgte für einen vollen Vortragsraum
Das VDT-Seminar über Sprachverständlichkeit in Film und Fernsehen sorgte für einen vollen Vortragsraum.

 

Man war zu Gast beim NDR, der wie alle öffentlich-rechtlichen Sender im deutschsprachigen Raum für diese Problematik sensibilisiert ist.

Die Ursachen für schlechte Sprachverständlichkeit sind unterschiedlich. Ein häufiger Grund ist die rein subjektive Beurteilung der Sprachverständlichkeit, sei es von den Tonkollegen am Set oder in späteren Produktionsschritten im Studio.

Diese subjektive Einschätzung wird umso fehleranfälliger, wenn die Sprachinformation bekannt ist – wie es im normalen Produktionsablauf gang und gäbe ist. So kann es leicht zu einer Fehleinschätzung von Mischungsverhältnissen und deren Sprachverständlichkeit  kommen.

Schwierigkeiten können aber auch hausgemacht sein: wenn etwa von Regieseite – der dramatischeren Wirkung halber – die Musik lauter gewünscht wird, als die Sprachverständlichkeit es zulässt.

Aber nicht nur in der Produktion, sondern auch zu Hause beim Konsumenten ist nicht alles so perfekt, wie es sein könnte: Extrakleine Lautsprecher im Flachbildschirm, schlecht aufgestellte Lautsprecher oder eine zu lebendige Raumakustik im Wohnzimmer verschlechtern die Sprachverständlichkeit weiter.

Ob Störgeräusch, zu laute Musik oder schlechte Akustik – im Grunde geht es bei Sprachverständlichkeit in Mischungen immer um die Verdeckung der Sprache. Diese Maskierung lässt sich prinzipiell messen, indem man in den relevanten Frequenzbändern mit geeigneten Gewichtungsfaktoren schaut, welche Sprachanteile maskiert werden.

Eine Möglichkeit, die in ihrer Reinform nur besteht, wenn Sprache und Störer getrennt voneinander gemessen werden können. Dazu wäre in den meisten Fällen allerdings eine Sprachdetektion notwendig.

Dieser Entwicklungsbereich steckt noch in den Kinderschuhen, weshalb derzeit geeignete Messgeräte fehlen, die während der Produktion eine objektive Anzeige für die Sprachverständlichkeit einer Mischung bieten. Noch mehr Zukunftsmusik ist das Object-based Coding, mithilfe dessen beim Konsumenten selbst die optimale Mischung von Sprache und Musik oder Geräuschen gesteuert werden könnte.

 

Die Referenten (von links): Dr. Jan Rennies-Hochmuth (Fraunhofer Institute for Digital Media Technology), Harald Fuchs (Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen), Hannah Baumgartner (Fraunhofer Institute for Digital Media Technology), Martin Grube (Mischtonmeister) und Andreas Turnwald (Original-Tonmeister)
Die Referenten (von links): Dr. Jan Rennies-Hochmuth (Fraunhofer Institute for Digital Media Technology), Harald Fuchs (Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen), Hannah Baumgartner (Fraunhofer Institute for Digital Media Technology), Martin Grube (Mischtonmeister) und Andreas Turnwald (Original-Tonmeister).

 

Das von Hannah Baumgartner (VDT, Fraunhofer IDMT) organisierte VDT-Seminar über Sprachverständlichkeit im Fernsehen lockte TeilnehmerInnen aus ganz Deutschland und der Schweiz zum NDR nach Hamburg. Mit einer gelungenen Mischung aus Theorie und Praxis konnte der aktuelle technische Stand illustriert und Potentiale für die Zukunft aufgezeigt werden.