Michael Bauer über technische Standards im Ausland, Zusammenarbeit, Trends der Lichtgestaltung und SGM.
Michael Bauer zählt in der Lichtgestalter-Szene zu den Koryphäen. Seine kreativen Lichtbilder gelten als innovativ und wegweisend. Seit 1998 ist er als Leiter der Beleuchtungsabteilung an der Bayrischen Staatsoper verantwortlich für die Lichtinszenierungen von uzähliger Opern. Und seit einiger Zeit vertraut er auch auf Leuchten von SGM.
Michael Bauer: Licht für Operninszenierungen auf der ganzen Welt
(Fotos: Niester)
Begonnen hat Bauers Karriere zu Beginn der 1980er, als er an der Bayrischen Staatsoper eine Ausbildung zum Beleuchter machte, die er später an gleicher Stelle zum Beleuchtungsmeister fortführte. Von da war es nur noch ein kleiner Schritt zum Leiter der dortigen Lichtabteilung.
Doch nicht nur in München ist seine Kreativität gefragt, auch im Ausland wird er immer wieder engagiert, sei es von der Metropolitan Opera in New York, vom San Francisco Opera House oder weiteren Opernhäusern in ganz Europa. Gerade bereitet er - zusammen mit Regisseur David Bösch - für die Oper in Genf die Inszenierung von Händels "Alcina" vor. Mehrere andere Opern-Produktionen im Ausland sind ebenfalls in der Planung.
Im Sommer 2016 wird Bauer in Oslo mit dem spanischen Regisseur Calixto Bieito ein weiteres Projekt realisieren. Interessant sind für Michael Bauer dabei auch die verschiedenen Arbeitsweisen in anderen Ländern. "Es gibt immer gewisse Unterschiede und andere Vorlieben, die sich aus den verschiedenen Mentalitäten ergeben. Auch die Taktung bei den Vorbereitungen ist manchmal etwas anders an Opernhäusern im Ausland. Viele Dinge sind jedoch auch sehr ähnlich", sagt Michael Bauer.
Technische Standards
Größere Unterschiede gibt es bei den technischen Standards: "In den USA sind die Mitarbeiter zum Beispiel extrem gut ausgebildet, dafür ist man dort von der technischen Seite her weit weniger innovativ als hier in Europa. Wir verwenden hier schon sehr lange Moving-Heads und LED-Leuchten. An den Opernhäusern in den USA ist das gerade erst im Kommen, oder man denkt sogar gerade erst darüber nach. Da ist man ein wenig old fashioned und arbeitet noch viel mit Glühlicht und vergleichbaren Leuchten", so Michael Bauer.
"Gerade in Europa gibt es eine sehr schnell fortschreitende Entwicklung, besonders im Bereich LED-Leuchten und Moving-Heads. Mittlere Opernhäuser wie zum Beispiel Antwerpen, die ja doch oben mitspielen, aber vom Budget nicht so gut aufgestellt sind, kaufen heute kaum noch Geräte, sondern leihen Technik für eine Produktion mehr und mehr aus.
Ein Moving Head ist heute nach drei Jahren aus technischer Sicht überholt. Und natürlich gibt es dann immer Wünsche, neue und innovative Sachen einzusetzen, die der Markt hervorbringt. Da möchten immer weniger Verantwortliche ihr Kapital in einen Gerätepark stecken, der aufgrund von Abschreibungen und knappen Mitteln bestenfalls alle zehn Jahre erneuert werden kann.
Für kleinere Häuser wird es immer schwieriger, mit den Entwicklungen, die eine Bayrische Staatsoper noch machen kann, Schritt zu halten. Und selbst in München muss man das sehr verantwortungsvoll angehen. Das ist wie ein großes Schiff. Man kann nicht auf jede Neuerung eingehen, sondern befindet sich auf einem Kurs, auf dem man sich sehr genau überlegen muss, mit was man sich ausrüsten will."
Dabei sieht Michael Bauer es durchaus als ein reizvolles Setting, sich auf die unterschiedlichen technischen Gegebenheiten einzulassen: "Ich finde, dass man als guter Lichtgestalter auch aus dem, was da ist, immer etwas machen sollte. So viel Kreativität sollte man schon mitbringen.
Und die Qualität einer Lichtgestaltung liegt aus meiner Sicht nicht in der Menge der Technik begründet, sondern an dem, wie man die vorhandene Technik einsetzt. Natürlich kann es Situationen geben, wo so wenig Technik vorhanden ist, dass man seine eigenen Ideen überhaupt nicht realisieren kann."
Zusammenarbeit von Anfang an
Wenn Michael Bauer neue Projekte an der Bayrischen Staatsoper beginnt, ist er meist von Anfang an in die Planungen und Ideen mit einbezogen. "Wichtig ist für mich, den Grundentwurf des Bühnenbildners zu bekommen. Da ich schon mit vielen Regisseuren gearbeitet habe, kann ich aus den Erfahrungen der bisherigen Inszenierungen schöpfen und mit diesen beiden Grundpfeilern ein Lichtkonzept entwickeln. Sobald das steht, kläre ich mit den Beteiligten ab, wie das realisierbar ist. Zum Glück kann ich meine Kreativität bei der Lichtgestaltung fast ohne Einschränkungen einbringen."
Nach Bauers Einschätzung ist es von großer Wichtigkeit, dass Regisseur und Lichtgestalter sich gut kennen. "Das stellt sich zum Glück sehr schnell heraus, mit wem die Zusammenarbeit klappt und mit wem nicht. Da geht es um eine gemeinsame Sprache und eine gemeinsame Ästhetik.
Die Sprache kann man finden, aber die Ästhetik ist schon schwieriger. Deswegen arbeiten viele Regisseure mit Bühnenbildern und Lichtleuten im Team, was künstlerisch immer besser ist, weil man aus der Zusammenarbeit mehr herausholen kann. Das macht es für uns und die Häuser bedeutend einfacher, weil schon im Vorfeld klar ist, dass bei diesen Teams die Zusammenarbeit funktioniert."
Neue Impulse durch andere Arbeitsweisen
Wenn Regisseure ohne eigenes Team an einer Inszenierung arbeiten, gilt es einen Weg zu finden, der eine gute Zusammenarbeit ermöglicht. "Da muss ich Brücken bauen und auch schon mal Sachen machen, die ich eigentlich nicht will. Wobei auch das seinen Reiz hat, weil es noch mal andere Impulse setzt. Es kommt etwas Neues von draußen rein und das ist auch wichtig.
Das lässt mich Sachen noch mal hinterfragen und darüber nachdenken, ob sie sich nicht auch anders lösen lassen. Da liegt die kreative Herausforderung also eher im Umgang mit den Menschen.
Jedes Opernhaus hat ganz unterschiedliche Traditionen und was in dem einen Haus erwünscht ist, kann in einem anderen verpönt sein. Herauszufinden, wie man damit umgeht, macht mir viel Freude, weil da der menschliche Faktor zum Tragen kommt.“
Trends und Entwicklungen
Mit großem Interesse verfolgt Michael Bauer die Entwicklungen und Trends im Bereich der Lichtgestaltung. "Ich beobachte aufmerksam, was sich in den vergangenen Jahrzehnten im Lichtbereich getan hat und genauso achte ich darauf, wie sich der Geschmack der Zuschauer ändert.
Jetzt gerade nimmt zum Beispiel das bewegte Licht immer mehr zu. Früher wurden Moving-Heads eingesetzt, um langsame, kaum merkliche Stimmungen zu erzeugen. Das lief alles eher im Hintergrund und automatisch ab. Heute benutze ich Moving-Heads sehr viel sichtbarer und szenischer, um bestimmte Dinge gezielt auszuleuchten.
Meistens setzte ich zwar nicht die schillerndsten Farben ein, aber selbst das kann passieren und ist heute im Trend. Es gilt also, immer wieder neue Mittel und Wege zu finden, was für den Board-Operator sehr anspruchsvoll ist und erfordert in der begrenzten Probezeit dann eine entsprechend gute Arbeit, damit alles wie gewünscht funktioniert. Es gilt, die komplexen Programmiervorgänge in den zeitlichen Rahmen der Beleuchtungsproben zu integrieren.
Ein weiterer Trend sind die LED-Rampen, die man im Vorbühnenbereich einsetzen kann und die ganz andere Beleuchtungsmöglichkeiten eröffnen, da sie Verstellmöglichkeiten für Fokus, Farbe und Winkel bieten. Generell versuche ich, die Neuerungen aus der Industrie in die klassische Opernwelt zu integrieren, um damit spannendes Licht zu erzeugen."
Doch ganz gleich, wie innovativ und neu Technik auch sein mag, für Michael Bauer muss sie bestimmte Anforderungen erfüllen: "Ich lege großen Wert auf die zeitlichen Überblendungen von Geräten. Das muss ohne irgendwelche merkbaren Störungen wie Flackern möglich sein, auch sehr langsam und bei niedrigen Intensitäten. Da hat sich in den letzten zehn Jahren viel getan, und die Industrie hat gute Entwicklungen auf den Markt gebracht.
Zudem achte ich besonders auf das Verhalten von Scheinwerfern im Randbereich. Gibt es dort Spektralfarben, sind die Kanten hart oder entstehen ungewollte Nebenlichter? Das kann einen Mordsärger machen, wenn man hinten an der Bühne einen Scheinwerfer hängen hat, der Ebenenlicht machen soll und in diesen Bereichen nicht sauber arbeitet."
Entscheidung für SGM
Diesen hohen Qualitätsansprüchen werden auch die Leuchten von SGM gerechet, weswegen Michael Bauer sie gerne einsetzt: "Ich arbeite mit dem P-5 Wash-Light, weil Gewicht, Leistung, Farbintensität und die Art der Ansteuerung mich überzeugt haben. Ich musste bei verschiedenen Produktionen einen sehr großen, über die ganze Bühne gehenden Himmel erzeugen und der sollte zum Beispiel bei der "Königin der Nacht" vollflächig ausgeleuchtet werden, wobei der Abstand sehr gering war.
Wir haben dafür über 60 Einheiten vom P-5 verwendet. Aber überzeugt hat mich auch der übergangslose Farbwechsel, und ich bin sehr zufrieden mit dem Gerät. Jetzt sind noch zwei G-1 LED-Moving-Heads dazugekommen, die es ja ganz frisch auf dem Markt gibt und die mich sofort begeistert haben.
Die geringen Abmessungen bei der gleichzeitig gebotenen Funktionsvielfalt sind schon beeindruckend. Auch hier habe ich Farbwechsel und eine messerscharfe Projektion, mit der ich sauber arbeiten kann. Zudem kommt der Akkubetrieb, den ich im Theater zwar nur selten benötige, der mir aber hilft, wenn ich zum Beispiel sich bewegende Elemente habe, auf denen ich dann einfach solche Lampen einsetzen kann."