ASC für den Pierre-Boulez-Saal

29.06.2017

ASC implementiiert Sprachalarmierung, Beschallung und Licht im Pierre-Boulez-Saal der Barenboim-Said-Akademie in Berlin.



 

Die Barenboim-Said-Akademie wurde von Daniel Barenboim dem Geiste des West-Eastern Divan Orchestra der Völkerverständigung folgend gegründet. Besonderer Glanzpunkt ist der von Frank Gehry „pro bono“ entworfene Pierre Boulez Saal mit einer Akustik von Yasuhisa Toyota, der als Hommage nach dem 2016 verstorbenen Avantgarde-Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez benannt wurde.

Die ovale Saalarchitektur wird von zwei Ellipsen geprägt, deren Achsen so gegeneinander verschoben sind, dass der Rang scheinbar schwerelos im Raum schwebt. Die dazugehörige Bühnentechnik wurde unter der Direktive von Fachplaner Florian Schaller geplant.

 

Der von Frank O. Gehry entworfene Pierre-Boulez-Saal in der Barenboim-Said-Akademie, Berlin (Foto: Volker Kreidler)
Der von Frank O. Gehry entworfene Pierre-Boulez-Saal in der Barenboim-Said-Akademie, Berlin (Foto: Volker Kreidler)



 

Mit der Umsetzung der anspruchsvollen Medientechnik rund um die Sprachalarmierung, die Lautsprecherbeschallung für den Konzertsaal sowie die Bühnen- und Saalbeleuchtung wurde Amptown System Company Berlin beauftragt.

In der Barenboim-Said-Akademie sollen bis zu 100 Stipendiaten aus den Ländern des Nahen Ostens unterrichtet werden. Förderer sind das deutsche Auswärtige Amt und die Kulturstaatsministerin, Auftraggeber die Barenboim-Said-Akademie gGmbH.

Das denkmalgeschützte Gebäude, modernisiert von den Architekten HG Merz, wurde ehemals als Kulissenlager der Staatsoper Berlin Unter den Linden genutzt. Es gibt einen Hörsaal, Seminarräume und 21 Probenräume.

 


Das Magazingebäude in der Französischen Straße beherbergt heute die Barenboim-Said-Akademie (Foto: hg Merz)

 



Für den Konzert- und Veranstaltungsbetrieb bildet der 850 Quadratmeter große Pierre-Boulez-Saal mit seiner Teleskoptribüne einen flexiblen und modularen Rahmen, so dass unterschiedliche Eventkonfigurationen mit mobilen Sitzreihen umgesetzt werden können.

Er ist ideal geeignet für Solisten, Kammermusik und kleine Orchester. Einerseits ist er Spielstätte für die Studenten, andererseits kommerzieller Konzertsaal mit eigenem Musikprogramm für 680 Zuhörer und zugleich das musikalische Zuhause des neugegründeten Boulez-Ensembles, das hauptsächlich aus Mitgliedern der Staatskapelle Berlin und des West-Eastern Divan Orchestra besteht. Letzteres vereint in harmonischem Zusammenspiel palästinensische und israelische Musiker und wurde gemeinsam von Daniel Barenboim und dem mittlerweile verstorbenen, amerikanisch-palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said 1999 in Weimar gegründet.

Für die architektonische Ausführungsplanung, Ausschreibung und Objektüberwachung der Musikhochschule mit Industriecharakter waren die rw+ Architekten aus Berlin verantwortlich. Die gesamte Bühnentechnik wurde durch Florian Schaller vom Ingenieurbüro Schaller aus Karlsruhe geplant und ausgeschrieben. Schaller führte auch die Objektüberwachung durch.

Für die Sprachalarmierung, die Beschallung des Konzertsaals und die Bühnen- und Saalbeleuchtung konnte sich ASC als ausführender Systemintegrator durchsetzen. Gemeinsam mit Florian Schaller hat das Berliner ASC-Team eine innovative Systemlösung realisiert und mit der PAV GmbH ein voll digitales DSM40-Sprachalarmierungssystem eingesetzt, welches nach DIN VDE 0833-4 zertifiziert ist und in Zusammenhang mit einer ISO-DIN-14675-zertifizierten Brandmeldeanlage funktioniert.

Diese dient der Evakuierung im Notfall durch eine angestrebte, organisierte Nutzung der Fluchtwege. Neben dieser Hauptanwendung bietet sie die Möglichkeit, Durchsagen und Hintergrundmusik einzuspielen und ist hinsichtlich Lautstärke, EQ und Delay flexibel handzuhaben. Im erweiterten Einsatz wird dieses System auch als Inspizientenrufanlage inklusive Mithörsystem genutzt.

Das von ASC eingebaute SPS-basierte Mediensteuerungssystem adunas, bildet das Herzstück der Raumsteuerung. Über dieses System erfolgt die Bedienung der grundsätzlichen Funktionen im Konzertsaal, wie die Haupteinschaltungen der diversen Systeme, die Bedienung der Bühnen- und Saalbeleuchtung und der Verdunkelungsanlage.

Beim Architektonischen Licht (Saalbeleuchtung) und Szenischen Licht (Bühnenbeleuchtung) wurde darauf geachtet, dass eine 100%ige-Dimmung ohne Anlaufsprung gewährleistet ist. Beide Anwendungen gehen fließend ineinander über, alle Leuchten und Scheinwerfer können einzeln angesteuert werden.

Die Kabeltrassen sind im Konzertsaal hinter der Wandverkleidung versteckt und in Bezug auf die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) zur Abgrenzung an die AV-Medientechnik störungssicher installiert.

 


Vorschaltgeräte (Ausnahme Sicherheitsbeleuchtung) im zentralen Rackraum (Foto: Florian Schaller)



 

Die LED-Vorschaltgeräte und die Leuchtenelektronik wurden zwecks Minimierung dieser Einflüsse weitestgehend aus dem Konzertsaal in den zentralen Technikrack- und Dimmerraum ausgelagert. Mit dem eingesetzten System des englischen Herstellers GDS wurden diese Anforderungen problemlos erfüllt, so dass die LED-Leuchten, selbst bei einem maximalen Abstand von ca. 90 Metern zu den Vorschaltgeräten, zuverlässig und störungsfrei betrieben werden können. Störungsfrei für das System selbst, aber insbesondere auch EMV-störungsfrei zur Audio-/ Video-Technik und anderen Gewerken. Die Ton- und Video-Aufzeichnungen der Rundfunkanstalten und Dienstleister, die bisher umfangreich im Konzertsaal stattgefunden haben, haben dies ebenfalls bewiesen

ASC hat in Zusammenarbeit mit dem Hersteller GDS zahlreiche nach Architektenwunsch designte Sonderkonstruktionen integriert. Diese Leuchten sind sowohl in die Rangkonstruktion integriert, als auch in der akustischen Decke. Die Leuchten in der akustischen Decke sind über den Gitterrost der technischen Ebene erreichbar und auf diese Art und Weise leicht zugänglich und zu warten.

79 Profilscheinwerfer aus der ETC-Source-Four-Produktfamilie kommen als LED-Deckenbeleuchtung innerhalb der Rangellipse zum Einsatz und beleuchten die Bühnenfläche in der geforderten Helligkeit von min. 1000 Lux. Glasfenster in den Scheinwerferöffnungen bilden mit der akustischen Decke eine geschlossene Reflektionsfläche für eine optimale Akustik. Die Source-Four-LED-Scheinwerfer können in einem Winkel von 25  bis 50 Grad aus der Decke heraus leuchten und dienen der Szenischen Beleuchtung für warmes Weißlicht. Sie zeichnen sich durch klare Lichtfelder sowie hohe Flexibilität und Langlebigkeit aus.

 


ETC-Source-Four-Profilscheinwerfer in der Zwischendecke über dem Saal (Florian Schaller)



 

Auf diese Weise können die Protagonisten auf der Bühne direkt und schattenfrei ausgeleuchtet werden. Die Scheinwerferkabel führen in den zentralen Rackraum mit Ausnahme der Sicherheitsbeleuchtung.

Im äußeren Kreis über der Bühne hat ASC die GDS-Leuchten integriert, ebenso unter dem Rang sowie in den Gängen, an den Türen und an den Stufen. GDS hat in Abstimmung mit den Architekten und dem Fachplaner für diesen Zweck ein breites Potpourri an Leuchten-Sonderbauten mit eigens entwickelten Beleuchtungskörpern kreiert. Das Saal- bzw. Architekturlicht ist daher auf höchstem Niveau in moderner LED-Ausführung gefertigt, die Sicherheitsbeleuchtung ist in jeder dritten Leuchte integriert.

Das von ASC installierte adunas System steuert das Saallicht und erlaubt speziell für die Szenische Beleuchtung eine komplette Anlagenprogrammierung: Szenen können erstellt, als Szenenautomation abgelegt und gezielt über Schnittstellen abgerufen werden. Daneben werden Hausfunktionen, wie zum Beispiel das Herunterfahren von Verdunkelungsrollos ermöglicht, ebenso die Steuerung von Fremdgewerken. Jeder ETC-Scheinwerfer und fast jede GDS-Leuchte ist über das Raumsteuerungssystem einzeln ansteuerbar.

Der Saal wird intensiv genutzt und soll, wie von Daniel Barenboim gewünscht, zu einem der besten Kammermusiksäle weltweit werden. Flexibilität, Offenheit und musikalische Neugier – im Geist des Namensgebers Pierre Boulez bilden diese Eigenschaften auch in der Saison 2017/18 die Leitgedanken des Programms. Zeitgenössische Musik steht dabei gleichberechtigt neben den großen Kammermusikwerken der Klassik, der Romantik und den zentralen Werken des 20. Jahrhunderts.





 

Lesen Sie auch: