Damit etabliert sich in den sogenannten „Havenwelten“ neben dem Deutschen Schifffahrtsmuseum und dem Deutschen Auswandererhaus ein weiteres, markantes und innovatives Ausstellungsgebäude, das eine interaktive Wissenschaftsschau zum Thema Klima, -wandel, -zonen sowie Elemente, Chancen und Perspektiven beinhaltet. Ein Teil der Ausstellung dokumentiert die Einflüsse der Erderwärmung auf die Lebensbedingungen von Mensch und Tier entlang des 8. Längengrades, der für Adresse und Titel des Klimahauses steht. Die Hamburger Amptown System Company installierte für die Wissenswelten im Klimahaus umfangreiche Audio-, Video-, Medien- und Steuerungstechnik. Sie lassen die Reise um die Welt und die außergewöhnlichen Exponate lebendig werden. Darüber hinaus ist ASC auch für die lichttechnische Ausstattung und die Infrastruktur von Netzwerk und Elektrotechnik verantwortlich und hat für die Klimahaus Betriebsgesellschaft mbH die komplette Administration, Bürokommunikation, Telefonanlage und das Überwachungssystem geliefert und eingebaut.
18.000 qm Bruttogesamtfläche, 125 m Länge, 82 m Breite, 160.400 Kubikmeter Innenraum sowie 11.500 qm Ausstellungsfläche, das sind die Eckdaten für den neuen Klima-Glaspalast, der aus einer transparenten Hülle von 4.700 gebogenen Glasscheiben besteht. Die ungewöhnliche Architektur erinnert an eine riesige Wolke oder überdimensionierte Tropfen, der Entwurf stammt vom Bremer Architekten Thomas Klumpp.
Die Idee
Grundidee der Planer und Entwickler, den Spezialisten für innovative, wissensbasierte Freizeitwelten, Petri & Tiemann, war es, das Thema Klima in all seinen Facetten darzustellen, um die Besucher zu interessieren, neugierig zu machen, Zusammenhänge zu erklären und Eigeninitiativen zum Klima- und Umweltschutz zu fördern. Für Bremerhaven sollte mit dieser Wissens- und Erlebniswelt eine Touristenattraktion initiiert werden, die weltweit einzigartig, aber zugleich auch inhaltlich an die Stadt angelehnt ist. Die Kombination von Klima und Wetter war ideal, weil es in Bremerhaven Wetterphänomene aus praktisch allen Klimazonen der Erde gibt, die Stadt durch die Nähe zur Nordsee in einer der größten deutschen Urlaubsregionen liegt und mit dem vor Ort ansässigen Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung international zu den führenden Standorten für Klimaforschung gehört.
Die Installation
Michael Staats, Projektleiter von ASC, zur Leistung des Hamburger Systemintegrators: „Unsere Stärke ist die Systemtechnik, dafür hat der Auftraggeber uns gewählt. Das, was wir schon beim Ausbau des Deutschen Auswandererhauses bewiesen haben, wurde nun um ein Vielfaches im Klimahaus übertroffen. In der Ausbauphase waren wir mit 20 Elektrikern, 15 A/V- Technikern Tag und Nacht vor Ort und haben eine komplette Infrastruktur, bestehend aus Schlosserei, Schreinerei und Werkstatt, unterhalten. Das war nötig, um den Zeitplan einzuhalten und flexibel auf Änderungen am Bau und in den 37 Ebenen zu reagieren. An 21 Positionen im Haus haben wir Medientechnikzentren untergebracht. Wärmeabstrahlende Komponenten und die Stromverteilung wurden ebenfalls in abseits gelegene Technikräume platziert. Innerhalb des Objektes ist jede Menge Material installiert, dem ein sorgfältiges Research und eine detaillierte Planung vorausging: Lautsprecher, Endstufen, Audio- und Video-Player, Monitore, Projektoren und Projektionsflächen, jeweils passend abgestimmt auf die dargestellten Szenarien.
So bekommt der Besucher schon im Foyer eine Einführung in die nachfolgende „Reise“. In der Mitte befindet sich ein circa 20 m hoher trichterförmiger Kegel, in dem sechs Sony VPL-FW300 L-Projektoren Bildsequenzen aus den Klimazonen auf die gekrümmte und geneigte Wand projizieren. Ein Beschallungssystem liefert dazu entsprechende Informationen und stimmt die Gäste akustisch ein.
Durch die Vielfältigkeit der Szenarien war die technische Ausstattung für uns keine Routine-Arbeit, sondern musste individuell ausgewogen und positionsgerecht geplant und durchgeführt werden. Als zentrales Steuerungssystem dient im Klimahaus der Medialon Manager, eine netzwerkfähige und hardwareunabhängige Mediensteuerungs- und Showcontrol-Software, die zahlreiche Schnittstellen und Gewerke in dem großflächigen Gebäude miteinander verbindet und Audio-, Video- und Lichtimpulse sowohl einzeln als auch als multimediale Präsentation perfekt ineinander fließend ablaufen lässt. Der Medialon Manager lässt es regnen, stürmen, verdunkeln, blitzen, jeweils abgestimmt nach einem vorgegebenen Zeitplan oder in Abhängigkeit von einprogrammierten Sequenzen, die über eine Tastenkombination an den Displays anzuwählen sind. Diese komplexe Technologie beherrscht nicht jeder Systemintegrator, dazu muss man sich sehr akribisch und detailgetreu mit dem Konzept und den zahlreichen darin eingebetteten Einzelaufgaben auseinandersetzen.
Auf diese Weise haben wir anspruchsvolle Projektionen installiert, die aus Exponaten heraus über eine Spiegelumlenkung szenische Bilder entstehen lassen, zum Beispiel in der Reisestation „Schweizer Alm“ mittels Audiotechnik einen auf Berührung reagierenden, „sprechenden“ Kuh-Euter oder in der Sahelzone als Verbindung aus Exponat und Projektion einen Brunnen, an dem per Videodarstellung ein Muli angebunden ist, das über eine Steuerung mittels Flaschenzug einen Eimer Wasser aus dem Brunnen hebt.
So gibt es des weiteren eine Geräuschkulisse auf der Kräuterwiese in Sardinien, auf der es dank entsprechender Beschallung zirpt, brummt und summt und anregt durch einen Beduftungsmechanismus nach Kräutern duftet. In einer überdimensionalen Getränkedose sind die Computer und Schaltknöpfe versteckt, die in benachbarten Räumen Regen auf einen Fiat 500 prasseln lassen, den Schirokko-Wind auslösen oder eine Korkeiche in Brand stecken. Für die Exponate haben wir darüber hinaus zahlreiche Bild- und Hörstelen gebaut, in denen von uns entwickelte Technik installiert ist. Hier kann der Besucher seine Sprachwahl in Deutsch/ Englisch treffen, so dass die im Originalton über Lautsprecher gegebenen Kommentare der im Film auftauchenden Einwohner in den Klimazonen verständlich werden. Ebenfalls anwählbar sind rund fünf Videosequenzen pro Stehle, die über Audio-Zuspielgeräte weitere Szenen aufrufen. Auslöser und Zuspieler liegen nahe beieinander, um lange Kabelstrecken und Störungen im Ablauf zu vermeiden. Ein redundantes Glasfaser-Netzwerk sorgt im weitläufigen Klimahaus mit hoher Schaltgeschwindigkeit für die Versorgung der Audio-, Video- und Bildsysteme. Der Datentransport für Audio- und Videodaten wird dagegen analog über Kupferkabel oder digital über DVI-Transport übermittelt. Die Mediensteuerung übernimmt im Klimahaus zusätzlich die Überwachungsfunktion, um bei der Gerätevielzahl Leistungsdauer oder etwaige Störungen zentral zu kontrollieren. Das Klimahaus ist eine hart an der Realität gestaltete Welt, in der Bühnentechnik und Theaterkulissen dem Besucher eine spektakuläre und einzigartige Erfahrung ermöglichen.“
Die Ausstellung:
Die Reise
Einmal um die ganze Welt, immer entlang des achten Längengrades und das in nur wenigen Stunden: Das ist eine der Hauptattraktionen im Klimahaus, der 5000 qm umfassende Ausstellungsbereich „Reise“. Den Besucher erwarten auf zu absolvierenden 1,5 km „Reisestrecke“ unterschiedlichste Klimazonen und ihre Menschen, die entlang dieses Längengrades leben und deren Lebensbedingungen durch das vorherrschende Klima geprägt sind. Per Filmanimation geht Axel Werner – im Hauptberuf eigentlich Architekt – mit den Gästen auf eine Reise, die so gestaltet ist, dass der Ausstellungsbesucher aktiv am Geschehen beteiligt wird. Gestaltet wurde dieser Film von der Kunstraum GfK in Zusammenarbeit mit dem israelischen Regisseur B.Z. Goldberg, um Gespräche mit den Menschen entlang des Längengrads zu führen, Landschaften zu dokumentieren und die Reise zu emotionalisieren. Startpunkt ist Bremerhaven, weiter geht`s auf die Schweizer Alm in Isenthal, dann über das Mittelmeer in eine Kräuterwiese nach Seneghe, Sardinien, auf der die Reisenden auf Insektengröße schrumpfen, von dort aus in ein nigerianisches Wadi nach Kanak, um im Anschluss in die afrikanische Urwald- und Flusslandschaft von Ikenge in Kamerun zu münden. Von Afrika gelangt der „Weltreisende“ über eine sogenannte Himmelsleiter in die kalte Eislandschaft von König-Maud-Land in der Antarktis, an die sich kontrastreich der traumhafte Strand von Aleipata auf der Insel Samoa mit Meeresgrund und Salzwasseraquarium anschließt. Aus der Tiefsee geht es in den „Bauch eines Wales“, um in den Tundren von Gambell in Alaska aufzutauchen. Letzte Station ist die Hallig Langeneß mit einer Sturmflutsimulation. Schlusspunkt der Reise, die alle aufgrund überraschender Exponate, aufsehenerregender Technik und vielfältiger Informationen ein wenig aufmerksamer und nachdenklich gemacht hat, ist wiederum Bremerhaven.
Spürbar sind in allen Stationen die klimatischen Verhältnisse und physikalischen Vorgänge des Wettergeschehens an den Originalschauplätzen: Abtauende Gletscher in den Schweizer Alpen, Regen, Wind und Brände auf Sardinien, Austrocknung in der Sahelzone, Feuchtigkeit und Schwüle, aber auch Gerüche und Geräusche im afrikanischen Dschungel, unwirtliche Kälte im Eismeer, Anstieg des Meeresspiegels und Überflutung von Lebensräumen bei Samoa, Verschiebung der Nahrungsmittelkette vor Alaska, Ebbe und Flut nagen an der Hallig. Erlebbar werden diese Entwicklungen durch die von ASC technisch ausgerüsteten Infostelen, die Audio-, Video- und Lichtanimationen in Gang setzen sowie interaktive Exponate, die das sensible Klimasystem und die Einwirkung von außen für den Betrachter leicht verständlich machen. Alle Kulissen und Inszenierungen sind detailgetreu und künstlerisch rekonstruiert nach den im Film dokumentierten Originalschauplätzen.
Elemente
Die „Elemente“ bilden einen weiteren Ausstellungsbereich und stellen eine Fülle von Klimaphänomenen, die unmittelbar miteinander in Beziehung stehen, dar. Experimentieren mit „Feuer, Erde, Wasser und Luft“, Gestalten, Erfahrungen sammeln sind hier die Aufgaben für den Besucher. Dafür stehen über 100 mit aufwendiger Technik angereicherte Exponate zur Verfügung. Es können Miniaturstürme ausgelöst werden oder ein Vulkanausbruch simuliert werden. Die physikalischen und meteorologischen Grundlagen für Wetter und Klima werden verdeutlicht, ebenso welche Folgen Einflüsse auslösen können.
Perspektiven
In „Perspektiven“ wird der Klimawandel als Querschnitt durch die Erdgeschichte und auf Basis menschlicher Einflüsse beschrieben. Dieser Ausstellungsteil widmet sich der Arbeit von Klimaforschern und ihren Ergebnissen, so dass Inhalte stets auf wissenschaftlicher Basis aktualisiert werden. Am Beispiel der auf der Reise getroffenen Kinder in den verschiedenen Klimazonen werden die Folgen des Klimawandels in den nächsten 50 – 100 Jahren veranschaulicht. Für die stetige Aktualisierung der Ausstellung arbeitet das Klimahaus mit dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, dem Max-Planck-Institut für Meteorologie sowie dem Deutschen Wetterdienst zusammen.
Chancen
Mit den „Chancen“ bietet die Ausstellung konkrete Beispiele und praktische Experimente für den Klimaschutz. Der Spielraum beinhaltet Handlungsmöglichkeiten für den einzelnen Besucher, aber auch für Klimaschutzinitiativen und die von den Regierungen angestrebte
Klimapolitik. Der CO2 Ausstoß kann über einen eigens installierten CO2 Rechner ermittelt werden, Treibhausgase werden bei aktuellen Lebensgewohnheiten gemessen. Es gibt Themenkammern, in denen der persönliche Beitrag zum Umweltschutz getestet werden kann. Darüber hinaus wird erläutert, wie viel Potential schon in kleinen Veränderungen des alltäglichen Verhaltens steckt.