Brillanter Sound für Ed Sheeran

24.11.2014

Chris Marsh nimmt für Ed Sheeran Meyer Sounds LEO, LYON und MILO mit auf Tour.


 

Junge Mädchen mit traurigen Augen und großen Papptafeln säumen den Weg zur Münchner Olympiahalle: "Suche dringend Karte!" Aber bei Ed Sheeran ist da nicht viel zu machen, denn wo er auftritt, sind die Hallen voll.

 

Warten in der vollen Halle: Die erste Reihe bei Ed Sheeran
Warten in der vollen Halle: Die erste Reihe bei Ed Sheeran (Fotos: Tom Becker / DieReferenz).

 

Was für eine Tour: Vom 22. August bis 18. September ging es mit 15 Konzerten quer durch die USA, bis Ende Oktober weiter durch England und Irland. Und seit Anfang November tourt Sheeran durch ganz Kontinentaleuropa mit vorläufigem Tour-Ende im "Le Bataclan" in Paris.

Kein Problem, dass das Konzert in der natürlich längst ausverkauften Münchner Olympiahalle ausgerechnet an einem Montag im November stattfindet – Ed Sheeran geht immer. Ein einzelner Gitarrenspieler mit gerade mal 23 Jahren, der ganz ohne Band mit einer akustischen Gitarre die Mädchen reihenweise zum Kreischen bringt.

Selbst die abgebrühten Pressefotografen im Graben bleiben diesmal nicht cool und fotografieren die Fans. Ed Sheeran hat sein Publikum schon nach ein paar Takten im Griff, und keiner zweifelt daran, dass Musik machen für Ed Sheeran alles ist.

Seit drei Jahren immer mit dabei ist sein Tonmann Chris Marsh, der als Production Manager auch für die ganze Tour verantwortlich ist. Und bei einem solchen Senkrechtstart haben sich die Auftritte natürlich sehr verändert.

 

Er steht am Mischpult: Production Manager Chris Marsh
Er steht am Mischpult: Production Manager Chris Marsh.

 

Vor drei Jahren kam Marsh gerade von einer großen USA-Tour mit Diana Ross zurück, als die Anfrage kam, ob er mit Ed Sheeran losziehen wolle, und Marsh fand das sofort reizvoll - auch wenn man damals noch in kleinen Clubs vor 150 Fans auftrat. Bereits eineinhalb Jahre später waren 5.000er-Hallen für Ed Sheeran die richtige Größenordnung.

 

 

Chris Marsh hat die Entwicklung vom Club zur O2-Arena miterlebt und war dabei stets mit der Frage konfrontiert, wie man es schafft, den schmächtigen Mann auf immer größeren Bühnen auch selbst groß aussehen zu lassen.

Mittlerweile umrahmen 14 LED-Wände den Künstler, von denen sich acht mittels Kettenzügen nach oben und unten bewegen lassen. Und was auf diesen Riesenmonitoren gezeigt wird, kann sich sehen lassen: Neben zwei festen Kameras gibt es vier kleine automatisierte Kameras, die von einem Techniker hinter der Bühne gesteuert werden.

Das Ziel dabei: Ed Sheeran hat die Bühne ganz für sich allein, keine Kameramänner sind zu sehen. Der Mann an der Bildregie wählt aus den sechs Kameraperspektiven die richtigen Motive, und im Hintergrund arbeiten noch ein paar mächtige Rechner mit.

 

Robotix-Kameras auf der Bühne filmen Ed Sheeran während des Auftritts.
Robotix-Kameras auf der Bühne filmen Ed Sheeran während des Auftritts.

 

In einem D3-Server laufen die Videos durch eine Software namens Demolition, die in der Lage ist, die Bilder in Echtzeit in Grafiken zu verwandeln, mal bunt expressionistisch, mal ganz grafisch schwarz-weiß reduziert.

 

"Unsere größte Aufgabe dabei", sagt Chris Marsh, "ist Ed Sheeran selbst da draußen auf der Bühne. Er steht da ganz allein, alle schauen das ganze Konzert über nur auf ihn, und von daher muss alles immer einhundertprozentig klappen."

 

Der Aufwand dahinter ist beträchtlich: Ein Team von 38 Leuten fährt mit vier Nightlinern und fünf riesigen Trucks durchs Land, dazu kommen weitere 20 Hands vor Ort, um die gewaltige Bühne morgens auf- und nach dem Konzert wieder abzubauen.

Dabei geht es durchaus zivilsiert zu: Gegen 1 Uhr früh sollte alles verstaut sein, dann wird geduscht, und spätestens um 2 Uhr ist Abfahrt. Und morgens ab 7 Uhr stehen System-Ingenieur Charly Albin und Chris Marsh schon in der nächsten Halle und messen mit "Mapp Online" die Location aus, um ihre PA-Systeme optimal zu hängen.

 

"Drei Fragen sind es, die uns dabei leiten", erklärt Chris Marsh. "Brauchen wir Sidelines, wie hängen wir in Bezug auf die Architektur am besten, und wie schaffen wir überall die beste Abdeckung?"

 

Tontechnik vom Feinsten

 

Große Meyer-Sound-Systeme sorgen für den richtigen Sound
Große Meyer-Sound-Systeme sorgen für den richtigen Sound.

 

Gitarre und Gesang, das klingt zunächst nicht besonders anspruchsvoll, doch Ed Sheeran belehrt jeden schnell eines Besseren: Er spielt zwar allein, aber durchaus mehrstimmig und komplex dank seiner ausgeklügelten Sampling-Technik.

 

"The Chewie Monsta" mit acht Pedalen und zwei Displays
Mit acht Pedalen baut sich Ed Sheeran seine Loops live auf der Bühne.

 

Seine Kompositionen bestehen aus Loops, die er nacheinander einspielt und überlagert, wobei er die Gitarre auch perkussiv einsetzt und weitere Loops einsingt mit der Stimme als Instrument. Dazu nützt er ein eigens für ihn gebautes Fußpedalsystem mit dem schönen Namen "The Chewie Monsta" mit acht Pedalen und zwei Displays, auf dem er ebenso virtuos spielt wie auf der Gitarre.

Wenn Chris Marsh also am FoH-Platz an seiner Konsole, einer DiGiCo SD7 steht, dann hat er es durchaus mit dem Sound einer ganzen Band zu tun, und er sieht es als seine Aufgabe, diesen Sound auch bestmöglich rüber zu bringen. Ed Sheeran selbst interessiert sich für solche Probleme übrigens wenig, er will nur spielen.

Chris Marsh hat sich völlig eingeschworen auf die neuen großen Systeme von Meyer Sound. Zwölf LEO Line-Arrays hängen pro Banane in der Münchner Olympiahalle, darunter vier LYON-Systeme. Als Sidehangs kommen noch mal acht MILO-Arrays dazu, auf der anderen Seite sind es zehn, weil es in der Olympiahalle nicht wirklich symmetrisch zugeht.

 

Sie dürfen am Bühnenrand nicht fehlen: UPA-1P von Meyer Sound
Sie dürfen am Bühnenrand nicht fehlen: UPA-1P von Meyer Sound.

 

Für den richtigen Bass sorgen je neun 1100 LFC, während für die vordersten Reihen eine Reihe von JM1P- und UPA-Systemen eingesetzt werden. Auch in Sachen Monitoring setzt Marsh auf Meyer Sound: mit vier MJF-212A Monitoren und zwei HP700 seitlich, damit Ed Sheeran auch die satten Bässe richtig hört, die er aus dem Bauch seiner Gitarren schlägt.

 

Und warum Meyer? Chris Marsh ist schlichtweg begeistert: "Natürlich habe ich auch mit den anderen großen Systemen schon gearbeitet, und sicher machen auch die richtig guten Sound, aber LEO hat mich einfach umgehauen, seit ich es das erste Mal gehört habe.

Wie soll man das sagen? Was da herauskommt, ist einfach besser definiert, da kommen die einzelnen Frequenzen noch klarer voneinander abgetrennt – es klingt einfach phantastisch."

 

18 Songs hat Ed Sheeran auf seiner Songliste, meist spielt er 20, und 32 Titel hat er zur Auswahl. Wobei er sich nicht immer an die Liste hält, sondern auch an der Stimmung des Publikums orientiert. Und auch in München lassen ihn die Fans nicht so einfach von der Bühne. "Das ist eben echte Musik!", ruft mir ein Mädchen zu und jubelt.

Text und Fotos: Tom Becker

 

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