Modellversuch: Musikveranstaltung "Hafen49 Testfahrt" an diesem Sonntag in Mannheim soll mehr Klarheit über die Corona-Ansteckungsgefahren bringen. Ergebnisse liefern die Aerosol-Messer ProxiCube von Nevoox Europe.
Händeringend wird derzeit allerorts nach Möglichkeiten gesucht, trotz der noch akuten Risiken durch das Corona-Virus wieder in einen möglichst normalen Alltag zurückzukehren.
Dazu werden diverse Modellversuche in unterschiedlichen Umgebungen angestoßen. Besonders gefragt sind hierbei die neu entwickelten Aerosol-Messer ProxiCube des Mannheimer Technologie-Startups Nevoox Europe.
Der in Mannheim entwickelte ProxiCube kam bereits für eine Studie zur Aerosol-Messung in Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr zum Einsatz. Am kommenden Wochenende steht nun eine Open-Air-Tanzveranstaltung in Mannheim an, bei der ebenfalls zur Aerosol-Analyse die ProxiCubes verwendet werden.
Statt Virologen mit Zauberstab: Modellversuche mit ProxiCube des Mannheimer Startups Nevoox Europe sollen für mehr Klarheit sorgen.
Das Problem
Aerosole aus der Atemluft gelten als der größte Risikofaktor für eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV2. Im Fokus steht dabei oft die Frage: Ab wann wird die Aerosol-Konzentration kritisch? Wie verbreiten sich Aerosole in verschiedenen Umgebungen? Wie setzen sich die Aerosole zusammen?
Die Hochschule Mannheim hat eine Hightech-Lösung für dieses Problem entwickelt: Dr. Thomas Schäfer vom CeMOS (Center for Mass Spectrometry and Optical Spectroscopy) erklärt, warum der ProxiCube mit seinen kleinen Abmessungen so viele verschiedene Werte aus der Luft messen kann:
"Der optische Sensor macht keinen Unterschied zwischen Staubpartikeln und winzigen Flüssigkeitstropfen. Er zählt jedes Teilchen zwischen 300 Nanometern und 10 Mikrometern Größe, das die Lichtschranke in seinem Inneren passiert."
Für den Aerosol-Detektor verwenden Schäfer und sein Team also die gleiche Sensorik wie für die Feinstaub-Messung, allerdings im Doppelpack: Ein Sensor misst einfach nur die eingesaugte Raumluft, der zweite heizt die eingesaugte Luft so weit auf, dass Flüssigkeiten verdunsten.
Aus der Differenz beider Messungen errechnet das Gerät dann die Menge an wässrigen Tröpfchen, die sich in der Luft befinden – so kann es zuverlässig zwischen Feststoffen und Flüssigpartikeln unterscheiden.
Die Messdaten werden zum Beispiel als Grafiken – beispielsweise für die letzten 30 Tage- ausgegeben, so dass man die Aerosol-Konzentration über längere Zeiträume hinweg beobachten und dokumentieren kann.
Die technologische Innovation ist nun zu einem Produkt geworden, welches das Startup Nevoox Europe GmbH zur Marktreife gebracht und eingeführt hat. Die ersten ProxiCubes wurden im April fertiggestellt und werden nun in immer größerer Stückzahl produziert.
Die Modellversuche
Zu Beginn des Jahres wurde der ProxiCube bereits in einer Studie von mehreren Mannheimer Wissenschaftlern eingesetzt, um zu ermitteln, wie sich die Aerosol-Belastung in Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr verbreitet. Die sogenannte COFIRE Studie ist jetzt im "International Journal of Environmental Research and Public Health" im Peer-Review-Verfahren. Dazu waren zwei ProxiCubes in Fahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr Ilvesheim installiert.
Nun steht der nächste große Versuch an, bei dem wiederum der ProxiCube eine zentrale Rolle spielen wird: Mannheim wird als erste deutsche Stadt wissenschaftliche Erkenntnisse darüber gewinnen, unter welchen Bedingungen auch Clubveranstaltungen im Freien stattfinden können.
In diesem Zusammenhang werden entsprechende wissenschaftliche Testungen in Kooperation mit dem Uniklinikum Mannheim, dem Fraunhofer Institut, der DHBW Mannheim, dem Schnelltestzentrum Mannheim, EventKultur Rhein-Neckar e.V. und dem Hafen49 / Loft GmbH durchgeführt.
Das von der Kulturellen Stadtentwicklung / NEXT Mannheim entwickelte Konzept wurde jetzt vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg als Modellvorhaben ausgewählt und kann somit am 4. Juli 2021 in die Umsetzung gehen.
Geplant ist eine Musikveranstaltung am Hafen49, die unter realen Bedingungen, also ohne Abstandsregeln, mit Getränkeverkauf und mit expliziter Tanzerlaubnis durchgeführt werden.
Es sollen dabei Aerosol-Messungen ohne Maske stattfinden sowie mögliche Ansteckungsdynamiken in einem kontrollierten und sicheren Verfahren analysiert werden.
"Bis dato gab es zur Messung der Luftbelastung durch Aerosole nur sehr aufwändige und teure Systeme, die aus verschiedenen Komponenten bestehen. Der ProxiCube geht einen komplett anderen Weg. Wir packen hier modernste Mess- und Analysetechnik in einen Würfel, der kaum größer ist als der bekannte Zauberwürfel", sagt Thomas Walch, Geschäftsführer der Nevoox Europe GmbH.
"Wir haben bereits jetzt schon Anfragen aus vielen anderen deutschen Städten und Einrichtungen, die ProxiCubes nutzen wollen, um bei Modellversuchen zu verstehen, wie sich Aerosole verbreiten und wie man diese bestmöglich kontrollieren kann."
https://nevoox-europe.com