Das Opern-Cockpit

10.12.2010

ASC liefert neue Inspizientenanlage für die Oper Nürnberg.

Auf Basis einer allgemeinen Ausschreibung hat die tontechnische Abteilung des Staatstheaters Nürnberg unter Leitung von Boris Brinkmann die Erneuerung der Inspizientenanlage inklusive Rufanlage für Oper und Ballett ausgeschrieben. Das neue System sollte an die vorhandene, hausinterne Verkabelung angebunden werden und zum Teil über neue Funktionsbereiche und Ergänzungen verfügen.

Innerhalb des Wettbewerbs konnte ASC den Projektauftrag für sich entscheiden. Die neue Anlage besteht im Wesentlichen aus dem Inspizientenpult, einer RTS-Intercomanlage, einer Crestron-Mediensteuerung, einer zentralen Video-Kreuzschiene und einer 100-Volt-Rufanlage. Zum ersten Mal kam das neue Inspizientenpult beim traditionellen Opernball Albrecht Dürer im September 2010 zum Einsatz, danach stand die Uraufführung von Detlev Glanerts Oper „Das Holzschiff“ in einer Inszenierung von Regisseur Johann Kresnik auf dem Plan.

Das Staatstheater Nürnberg ist ein 3-Sparten-Haus und gehört zu den großen Theatern Deutschlands. In Anlehnung an seine historische Architektur wurde es im Jahr 1998 generalsaniert. Aktuell verfügt es über einen runderneuerten Zuschauerraum, der im Parkett und auf drei Rängen insgesamt mehr als 1.000 Plätze umfasst, sowie Pausen- und Foyerbereiche. 2003 wurde das Nürnberger Theater in den Rang eines Staatstheaters erhoben. Es ist ein auch überregional renommierter Spielort für Oper, Operette, Klassisches Musical, Kinderkonzerte, Kammerkonzerte (im Jugendstilfoyer) sowie für Liederabende. Sein Orchester sind die Nürnberger Philharmoniker. Die drei Sparten im Staatstheater Nürnberg bestehen aus Musiktheater, Schauspiel und Ballett. Soeben wurde das für 38 Millionen generalsanierte Schauspielhaus (Baujahr 1959) wiedereröffnet.

Boris Brinkmann, Leiter der Tonabteilung des Staatstheaters Nürnberg, fasst seine Anforderungen an das neue Inspizientenpult zusammen: „Wichtig war uns eine deutliche Erweiterung der Kommunikationswege, um das reibungslose Managen aller technischen Abläufe für den Inspizienten während einer Probe oder Vorstellung zu verbessern. Über die neue Intercom-Anlage sollten alle am Bühnengeschehen beteiligten Personen miteinander Kontakt aufnehmen können. Neben der Anbindung unserer vorhandenen Betriebsfunkgeräte gehörte dazu auch die Erweiterung um ein Telex BTR-80N Voll-Duplex-Drahtlos-Intercomsystem, welches das gleichzeitige Sprechen und Hören mehrerer Teilnehmer über Funk ermöglicht und damit zu einer wesentlichen Verbesserung der Betriebssicherheit auf der Bühne beiträgt. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass beispielsweise ein sofortiges „Stopp“-Kommando die Maschinenfahrstände in einer Gefahrensituation immer erreicht.

Hinzu kam der Wunsch nach Einführung einer Lichtzeichenanlage, die bei uns gleichzeitig als Szenenstandanzeige funktionieren sollte. Da ein solches System am Markt so nicht erhältlich war, wurde es von ASC exakt nach unseren Vorstellungen neu entwickelt. Die neue Anlage entlastet den Inspizienten erheblich und und sorgt dafür, dass alle Beteiligten einheitlich über den Ablauf der Vorstellung informiert sind. Der Künstler wird dabei etwas stärker in die Pflicht genommen, da er jetzt genau wissen muss, wo er auf der Bühne in einer Szene auftaucht und wie er in der Abfolge agiert.

Vorbild dazu war die Anlage der Wiener Staatsoper; auch die Staatsoper München verfügt über ein ähnliches System. In Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Theater Projekte Daberto + Kollegen haben wir uns nach Sichtung der Vorschläge für ASC entschieden.“

Brinkmann fährt fort: „Der Inspizient ist vor und während der Aufführung für Kommunikation, Zuverlässigkeit und ein detailliertes Abstimmen beziehungsweise Funktionieren der einzelnen Abläufe verantwortlich. Den zeitlich präzisen und sicheren Einsatz der Künstler, der Bühnentechnik und die Koordination weiterer an der Aufführung Beteiligter kann er nur über eine perfekt funktionierende und zuverlässig arbeitende Inspizientenanlage koordinieren. In unserer Anforderung für das neue Pult haben wir dem Inspizienten im Vergleich zur Ursprungsanlage mehr Verantwortung und selbstständiges Arbeiten ermöglicht – es müssen seinerseits dazu nicht mehr aufwendig andere Abteilungen über das Rufsystem gerufen werden.

Das neue Intercomsystem ermöglicht über im Haus verteilte Matrixsprechstellen beispielsweise Konferenzschaltungen und gleichzeitiges Erreichen der zuständigen Abteilungen, die ihrerseits gleichzeitig zurück sprechen können.“

Stefan Thomsen, Spezialist für professionelle Kommunikationssysteme bei ASC, beschreibt das neue Inspizientenpult: „Wir haben für das Staatstheater Nürnberg eine maßgeschneiderte Lösung für die Inspizienten-, Alarmierung- und Ruftechnik entwickelt. Neben der technischen Komponente sollte das neue Inspizientenpult effizient designt, gut zu handhaben und absolut betriebssicher sein.
 
Betriebssicherheit ist im Bühnengeschäft extrem wichtig.
Dafür haben wir im Inspizientenpult modulare Sonderanfertigungen in Kombination mit Standardprodukten eingesetzt. Alle Komponenten sind so bei Bedarf einfach zu erweitern und im seltenen Havariefall sehr schnell auszuwechseln. Dies gilt selbst für die individuell gestalteten Bedienfelder. Unser modularer Aufbau ist servicefreundlich und gewährleistet, dass das von uns designte Pult auch für die Haustechniker jederzeit eine beherrschbare Größe ist. Diesen Ansatz fand der Kunde sehr gut und so wollte er es dann auch.

Das Inspizientenpult steht nun fest installiert auf der Seitenbühne. So hat der Inspizient von seiner Arbeitsposition heraus direkten Blickkontakt zur Bühne und zum Orchestergraben. Über Kameras, die an verschiedenen Positionen installiert sind, hat er das Bühnengeschehen aus verschiedenen Perspektiven oder den Dirigenten auf drei im Pult integrierten LCD-Videomonitoren immer direkt im Blick.

Im Inspizientenpult ist als Kommandosprechstelle die neue RTS KP 32 CLD eingebaut, über die der Inspizient Kommandos zu allen Beteiligten aufbaut und gleichzeitig auch selbst erreicht werden kann. Mittels der vom Kunden spezifizierten Tastenfelder kann der Inspizient die Lichtzeichenanlage und die Videokreuzschiene zentral bedienen, diverse Sonderfunktionen ausführen sowie eine Ruf-Kreisauswahl treffen und Hausrufe tätigen.

Die Intercomsprechstelle des Inspizienten ist wie alle anderen Sprechstellen und Kommunikationswege direkt an eine zentrale Matrix angeschlossen, die den Aufbau aller Kommandowege übernimmt – in diesem Fall kommt die RTS Cronus 32 x 32 zum Einsatz. Sie übernimmt ebenfalls die Aufschaltung von Mithörsignalen sowie das Aktivieren von Sonderfunktionen.

Herz der Anlage ist eine Mediensteuerung von Crestron, die im Hintergrund alle Komponenten miteinander verbindet. Das neue Inspizientensystem umfasst daher:
Das individuelle Inspizientenpult
+ eine RTS Intercom Matrix
+ eine Crestron Mediensteuerung
+ eine 100 Volt Rufanlage
+ eine Lichtzeichenanlage mit „Numerator“
+ eine Videoanlage
+ Mithörmikrofone und Signalverteilung

Das System wurde an die vorhandene, hausinterne Verkabelung angebunden, Teile davon haben wir herausgenommen und erneuert oder für zusätzliche Funktionen ergänzt, wie beispielsweise die Neuverkabelung der Video-Anlage. Wir haben das Konzept und die Entwicklung des Numerator Lichtzeichensystems in enger Zusammenarbeit mit Boris Brinkmann erarbeitet, um so bei der Umsetzung zu gewährleisten, dass der Workflow eng an die Anforderungen im Opernbetrieb angelehnt ist. Dabei war unsere Erfahrung bei der professionellen Beschallung sowie der Licht- und Inspiziententechnik sowohl an großen Spielstätten als auch an kleinen Theatern und Bühnen ein großer Vorteil.“

Boris Brinkmann ergänzt: “Und daher kennt man ASC! Das Hamburger Systemhaus ist für theaternahe Lösungen bekannt und arbeitet kunden-, ziel- und lösungsorientiert. Das neue Pult ist perfekt auf unsere Bedürfnisse zurechtgeschnitten. Natürlich gab es für unsere Inspizienten nach über 50 Jahren Workflow auf dem alten Pult noch eine gewisse Um- und Eingewöhnungsphase. Dafür haben sie nun anhand der neuen Technik wesentlich mehr Kreativpotential, ihr künstlerische Arbeit bei den Stücken zu entfalten.“

Die Technik (Auszüge)

Intercom-Matrix: RTS Cronus 32 x 32
Sprechstellen: 2 x RTS  KP-32CLD, 10 x RTS  DKP-16CLD, 4 x RTS®  BKP-4
Partyline-Interface: RTS  DSI-2008
Voll-Duplex-Drathlos Intercomsystem: 2 x TELEX  BTR-80N, 8 x TELEX® TR-80N Beltpacks
Simplex Betriebsfunkinterface: 2 x X-KOM X-Ray
Steuerungssystem: 2 x Crestron DIN-AP2
Numerator Lichtzeichenanlage: 20 x ASC LZN-1/LZN-2
Video-Kreuzschiene: Extron MAV Plus 24 x 24 V
Pultbeleuchtung: 2 x Arnold RPL 526 LX LED


www.amptown-system.com


www.staatstheater.nuernberg.de