Die AV Alliance geht zurück auf eine Initiative der Schweizer Firma Habegger unter ihrem Vorsitzenden Simon Ackermann. Das Netzwerk startete Anfang des Jahres 2011 und breitet sich weltweit mit ziemlicher Geschwindigkeit aus.
Anlässlich der Prolight + Sound 2011 trafen sich bei satis&fy in Karben bei Frankfurt 35 Vorstände und Besitzer von Verleih- und Produktionsfirmen aus 23 Ländern auf fünf Kontinenten. Ihr Ziel ist eine kooperative Zusammenarbeit, ohne dass man sich deshalb im operativen Geschäft in die Quere kommen muss. Wie ein solcher Zusammenschluss funktionieren soll und wer davon profitieren soll, fragten wir Simon Ackermann von Habegger, einem Unternehmen, das inzwischen übrigens zur deutschen DialogFeld Communication Group gehört.
Die Referenz: Herr Ackermann, warum ein Zusammenschluss von Firmen, die alle das Gleiche gut können? Ist das nicht, als würde man einen Haufen feindlicher Raubtiere in einen Käfig sperren?
Simon Ackermann: Jedes Mitglied operiert sehr lokal, begleitet aber auch Kunden in internationale Märkte. Sobald eines unseren Mitglieder seinen Heimmarkt verlässt, ist es oft auf lokalen Support angewiesen. Wir haben diesen Trend vorweg genommen und vernetzen auf globaler Ebene die Mitglieder.
Da jedes Mitglied exklusiv einen klar abgesteckten Markt innerhalb der Allianz zugewiesen bekommt, ist es auch bereit, die von den anderen Mitgliedern besetzten Märkte zu akzeptieren. Zudem kaufen heute viele Großkunden zentral ein. Mit unserer Allianz kann sich ein Kunde sicher sein, dass er überall die gleiche Qualität angeboten bekommt. So betreuen wir heute bereits international innerhalb der Allianz Großkunden. Und so werden Mitbewerber zu Freunden.
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Die Referenz: Wie wollen Sie verhindern, dass es am Rande des Netzwerks - oder in kleineren Kreisen - zu Absprachen oder Mauscheleien kommt?
Ackermann: Jedes Mitglied hat ein internes Regelwerk unterschrieben. Dieses Statut verhindert diese Absprache. Ein unabhängiger Ombudsmann wird in Zukunft über die Einhaltung unserer Regeln wachen.
Die Referenz: Ihre Kunden sollen ja auch von AV Alliance profitieren. Aber besteht nicht auch die Gefahr, dass es zu Absprachen kommt und daraus letztlich ein Kartell wird?
Ackermann: Am Schluss ist sich trotz einer Allianz jeder Unternehmen am nächsten. Wir bewegen uns in Märkten, welche unter hohem Preisdruck stehen. Wir werden immer gegenseitig im Wettbewerb stehen und werden diesen auch nie zu verhindern versuchen.
Die Referenz: Nun gibt es ja durchaus schon Allianzen. Nehmen wir die Verleihfirmen, die mit bestimmten Sound-Systemen arbeiten, beispielsweise mit L'Acoustics. Gibt es da Überschneidungen, oder ist der Ansatz ganz anders?
Ackermann: Wir definieren uns über die Qualität und nicht über Produkte. Für den Kunden spielt es letztendlich keine große Rolle, welches Produkt eingesetzt wird. Die Gesamtlösung und Dienstleistung ist entscheidend. Wir sind auch kein Netzwerk eines Herstellers und somit auch unabhängig von den Interessen, welche unsere Hardware-Lieferanten beschäftigen.
Die Referenz: Kommen wir wohl zum Worst-Case-Szenario: Haben Sie keine Angst, dass Ihr Kunde, wenn er mit einer anderen Firma aus der Alliance sehr zufrieden war, den nächsten Auftrag direkt mit dem Wettbewerber abwickeln wird, Sie vielleicht sogar einen Kunden verlieren an jemanden, den Sie selbst empfohlen haben?
Ackermann: Wenn Sie den Kunden verlieren, dann hat das Mitglied ganz einfach den besseren Job gemacht. Und diesem Wettbewerb stellen wir uns. Andererseits wird uns ein Kunde zum Beispiel in der Schweiz nicht verlassen, weil er einmal in Madrid einen Event mit einem anderen Mitglied umgesetzt hat.
Die Referenz: Und der andere Fall: Was, wenn Sie jemanden empfohlen haben, der gar nicht zur Zufriedenheit Ihres Kunden gearbeitet hat. Vielleicht gar nicht mal mutwillig. Aber da lief nun mal alles schief, und jetzt ist die Stimmung hin. Haften Sie da nicht irgendwie mit durch die Empfehlung?
Ackermann: Natürlich, dieses Risiko gehen wir ein. Wir besuchen aber jedes Mitglied vor der Aufnahme persönlich. Jedes Mitglied muss eine umfassende qualitative Prüfung bestehen. Somit schließen wir grundsätzliches Versagen aus. Schlussendlich kann die beste Unternehmung einen Fehler machen. Damit können wir leben. Die Vorteile unserer Allianz überschatten diese Risiken aber bei weitem.
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