Ein Museumspreis für 200 Hüte

02.09.2015

ASC-Lichtinstallation im Deutschen Hutmuseum in Lindenberg erweckt Hüte und Exponate zu prächigem Leben.


 

Im Dezember 2014 hat das Lindenberger Hutmuseum in der ehemaligen Hutfabrik Otto Reich seine Pforten geöffnet. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.000 Quadratmetern wird das Handwerk der Hutmacher im traditionellen und modernen Gewand für die Besucher erlebbar gemacht.

Für das inhaltliche Konzept und die kreative Gestaltung der Dauerausstellung waren die Designer von ATELIER BRÜCKNER verantwortlich. Mit dem Design und der Planung des Ausstellungslichts wurde das Stuttgarter Lichtplanungsbüro LDE (Light Design Engineering) Belzner Holmes beauftragt.

 

ASC-Ausstellungslicht inszeniert Großfotos, Schauvitrinen und Exponate. Fotos: Daniel Strauch.
ASC-Ausstellungslicht inszeniert Großfotos, Schauvitrinen und Exponate. Fotos: Daniel Strauch.

 

Zu sehen ist die Entstehung verschiedener Hüte und Kopfbedeckungen im Wandel der Zeit und der Mode. Die Ausstellung umfasst etwa 250 verschiedene Hut-Modelle, ein Vielzahl von Hut-Nähmaschinen sowie weitere Werkzeuge und Materialien der Hutmacher und Modisten. Gemälde, Zeichnungen und Fotografien spiegeln die Entwicklung von 300 Jahre Hutindustrie in Lindenberg wieder, das in seiner Blütezeit als "Klein-Paris" galt.

 

Das Museum ist in einem Industriebau aus dem Jahr 1923 eingerichtet, der von Jauss+Gaupp Architekten BDA als Kulturfabrik neu erschlossen wurde. Im Erdgeschoss befinden sich das Foyer und die Gastronomie im ehemaligen Kesselhaus der Hutfabrik. Ein Veranstaltungssaal, der Kulturboden, bietet im Dachgeschoss Platz für 200 Gäste.

Auf zwei Stockwerken wird auf rund 500 Quadratmetern die von ATELIER BRÜCKNER konzipierte und gestaltete Ausstellung zur Hutmode und –fertigung gezeigt, die jeweils durch eine zentrale Installation charakterisiert und von chronologisch arrangierten Einheiten, Mitmach- und Medienstationen umgeben sind. Gesamtprojektleiter seitens ATELIER BRÜCKNER war Bernd Möller.

Die atmosphärische Inszenierung der Ausstellung und Exponate musste durch ein lebendiges und spannendes Ausstellungslicht akzentuiert werden. Ziel war es, einen integrativen Ansatz zur Bestandsarchitektur zu finden, um eine Brücke zwischen Architektur und Ausstellung zu schlagen.

Design und der Planung des Ausstellungslichts verantwortete das Stuttgarter Lichtplanungsbüro LDE (Light Design Engineering) Belzner Holmes unter der Projektleitung von Stefanie Schuster und Paopanga van de Ven.

Die Aufgabenstellung, die Lichtplanung umzusetzen, ging an das Team von ASC SÜD mit Projektleiter Roberto Sapino. Das Licht und die Objekte sollten jeweils im Vordergrund stehen, die technischen Mittel und Komponenten im Hintergrund, um sich weitestgehend in die Architektur zu integrieren. ASC SÜD hat die laut Konzeption gewünschten Lichtkomponenten eingekauft, geliefert, eingebaut und in Betrieb genommen und die Grundbeleuchtung und das Ausstellungslicht installiert.

In der ersten Ausstellungsebene im 3. Obergeschoss spiegeln sechs Themeninseln die Stadt- und Hutgeschichte wieder: der Ursprung der Strohhutproduktion vor rund 300 Jahren, der Wandel der Heimarbeit zur industriellen Produktion, dessen Blüte bis zum heutigen Status Quo mit lediglich einer verbliebenen Hutfirma in Lindenberg und einer weiteren in einem Nachbarort.

Das Handwerk der Hutmacher wird im sogenannten "Fabrik-Kino" veranschaulicht. Das installierte Fabrikationsregal zeigt die Hutproduktion: ein gläserner, begehbarer Kubus, der die technischen Herstellungsabläufe der Hutfabrikation verdeutlicht.

Rahmenlose Lichtwände, Lightpanels frameless von Designpanel, wurden im Fabrikationsregal verbaut. Diese Wände sind aus "intelligentem Glas", dessen Transparenz sich von durchsichtig zu milchig verwandeln lässt – dadurch entsteht an den Innenseiten eine raumhohe Projektionsfläche.

Hier wird die Entstehung eines Hutes filmisch vor Augen geführt. Die Beleuchtung interagiert in regelmäßigen zeitlichen Abläufen mit der filmischen Produktion: Wenn das Licht runtergedimmt ist, steht der Film im Mittelpunkt. Wenn die Projektionsfläche wieder durchsichtig ist, stehen die Exponate wieder visuell im Vordergrund.

 

 

Die zweite Ausstellungsebene im 4. Obergeschoss entwickelt diese Geschichte weiter. Ein von ATELIER BRÜCKNER entwickelter "Huttornado" als zentrales Kunstobjekt greift die Geschichte aus der darunter liegenden Ausstellungsebene auf, präsentiert bekannte und berühmte Hutträger und dynamisiert den umgebenden Raum. Die imposante Kunstinstallation wurde von Anja Luithle umgesetzt und symbolisiert den Modekontext und den Hutexport in alle Welt.

Die Installation besticht durch zahllose, weiße Kopfbedeckungen, die sich an einer gewundenen Metallstange dynamisch in den Raum und in die Höhe schrauben – letzteres wird durch kaltes und warmes Licht verstärkt. Für die Objektbeleuchtung des Huttornados kamen unter anderem PUNTO-Einbauleuchten von Eigenart zum Einsatz – Power-LED-Miniaturstrahler, die nahezu unscheinbar sind, aber über eine hohe Leistungsstärke verfügen.

Darüber hinaus wurden als Bodenleuchten Gallery CC Strahler an 3-Phasen-Stromschienen verwendet, die sich unter der Podest-Rotunde befinden. Umgebende, großformatige Fotografien reflektieren den modischen Aspekt und weisen auf zeitlich korrespondierende Themen hin, die auf den Rückseiten der Fotowände szenisch arrangiert sind.

Die Leuchtkästen der Großgrafiken wurden mit starren LED-Profilstreifen von Richter Lighting Technologies ausgestattet. Sie sind mit warm- und kaltweißen LEDs bestückt, so dass man die Farbtemperatur an das jeweilige Objekt anpassen kann. Hinzu kommen zahlreiche Tischvitrinen, die mit integrierten Hera-LED-Lichtkomponenten bestückt wurden.

 

 

Die Räume im Hutmuseum wurden verdunkelt. Das Tageslicht wurde aufgrund der Lichtempfindlichkeit der textilen Hutobjekte weitestgehend ausgeschlossen und gefiltert. Alle Leuchten sind dimmbar, es wurde seitens der Lichtplaner viel Wert auf Lichtfarbkontraste von warmen bis kalten Licht gelegt.

Für die Grundbeleuchtung, das Putzlicht, hat ASC SÜD neue Kabelkanäle gelegt und Leuchtstoffröhren in diesen und in den schon vorhandenen Kabelkanälen befestigt. Die Deckenbeleuchtung ist versteckt installiert, hier wurden diverse kleine, hochwertige, aus Edelstahl ausgeführte LED-Leuchten – eine Manufakturware der Firma Eigenart – in auf die Ausstellung abgestimmten Profilen gependelt.

Diese beleuchten die Objekte und grafischen Oberflächen. Das integrierte Licht in den Vitrinen wurde mittels kaum sichtbarer Leuchtkörper in Kammschienen realisiert, um die Exponate fein dosiert herauszustellen.

 

Angelika Schreiber, Leiterin des Hutmuseums Lindenberg: "Unser Hutmuseum in dieser Art und Größe ist deutschlandweit einmalig. Alle Beteiligten haben Ihr Bestes gegeben, um die Ausstellung authentisch zu gestalten.

Die Entstehungsgeschichte des Hutes, die Geschichte der Menschen, fleißige Heimarbeiterinnen, mutige Huthändler und mächtige Fabrikanten, werden authentisch wiedergegeben. So viel fundiertes Wissen, das gleichzeitig spannend, ästhetisch und spielerisch vermittelt wird, wurde im Juli 2015 mit der Verleihung des Bayerischen Museumspreis belohnt. Wir sind stolz und glücklich, dass unser Engagement und unsere Arbeit so eingeschätzt wird und danken allen Beteiligten, die zu diesem Erfolg beigetragen haben."