Grönland-Raumklang in Paris

05.04.2019

Mit einer L-ISA-Installation von L-Acoustics gelingt Molécule die Umsetzung seines ambitionierten Immersive-Sound-Projekts.

 

Romain Delahaye aka Molécule ist ein Produzent elektronischer Musik, der von zahlreichen internationalen Top-DJs (darunter Laurent Garnier und Arnaud Rebotini) in höchsten Tönen gelobt wird. Molécules Spezialität ist die Erzeugung von Musik an Ort und Stelle – ganz gleich, wie schwierig und unzugänglich die äußeren Bedingungen auch sein mögen.

 


Molécule bei der Aufnahme seines Albums "-22.7° C" in Grönland (Foto: Vincent Bonnemazou)

 

Diesem Konzept liegt ein ebenso klar definiertes wie herausforderndes Ziel zugrunde: Die Transformation elektronischer Musik auf eine komplett neue Sound-Ebene. So entstammen sämtliche Sounds seines Albums "-22.7° C" einem fünfwöchigen Aufenthalt in einem kleinen Fischerdorf in Grönland. Und in seinen Live-Mix-Shows will Molécule die Klanglandschaft dieser rauen und unnachgiebigen Umgebung spürbar werden zu lassen.

Durch sein tiefes Verständnis für Musik, Instrumente und den Einsatz neuartiger Technologien, verbunden mit fantasievollem Showdesign, lässt der Künstler das Publikum in immersive Welten eintauchen. So finden sich die Zuhörer zuweilen in einem Iglu bei Temperaturen unter null Grad Celsius wieder, um die äußeren Bedingungen der Aufnahmen nachzuempfinden – oder in kompletter Dunkelheit, um sich ganz auf den eigenen Hörsinn zu verlassen.

 

Technische Umsetzung in Teamarbeit

Für die technische Umsetzung seiner aktuellen Show vertraute Molécule auf die L-ISA Immersive Hyperreal Sound-Technologie von L-Acoustics, um die eigenen Kompositionen präzise, detailliert und räumlich aufgelöst wiederzugeben und das Gefühl zu erzeugen, vollkommen von der Musik und ihrer Stimmung umgeben zu sein.

"Als Pionier muss man diversen Herausforderungen trotzen", erläutert Romain Delahaye. "Es erfordert nicht nur viel Zeit und Hingabe, sondern auch die Suche nach Partnern, die einen verstehen und auf die man sich verlassen kann." In Hervé Déjardin hat Romain diesen Partner gefunden. Der erfahrene Sound Engineer arbeitet bei Radio France und gilt als Spezialist auf dem Immersive-Audio-Feld. Hervé Déjardin begleitete Romain auf seiner Suche nach geeigneten technischen Lösungen für seine Live-Anforderungen und machte den Produzenten letztendlich mit L-ISA bekannt.

Romain Delahaye und L-Acoustics teilen dabei den gleichen Pionier- und Innovationsgeist. Laut Romain leistete das Team der L-Acoustics L-ISA Labs unschätzbare Hilfe, um die lange Liste an technischen Herausforderungen zu meistern, die sich aus dem ehrgeizigen Vorhaben des Künstlers ergaben.

Insbesondere Guillaume Le Nost, L-ISA R&D Director, öffnete Delahaye und Déjardin die Augen und verdeutlichte, welchen Beitrag L-ISA zum immersiven Gesamterlebnis der Pariser Live-DJ-Shows leisten kann.

 

Vorproduktion bei L-Acoustics in Marcoussis

Nach einem ersten Austausch reisten Romain und Hervé für die Vorproduktion der Show an den L-Acoustics Hauptsitz nach Marcoussis nahe Paris. Dort angekommen, befassten sie sich intensiv mit den vielfältigen kreativen Möglichkeiten des räumlichen und objektbasierten Mischens und dem komfortablen Handling des L-ISA Controllers.

 


Romain Delahaye aka Molécule (vorne) und Hervé Déjardin während der Proben in Marcoussis

 

Um die Musik seines Sets im Raum lebendig werden zu lassen, ging Molécule weit über das simple Anpassen der Balance einzelner Klangquellen hinaus. So erstellte Hervé zahlreiche Snapshots und Automatisierungen für die wiederkehrenden Klangverschiebungen der Show – etwa das kreisförmige Bewegen der Snare um das Publikum herum, das Ping-Pong-artige Zurückprallen eines Soundlayers zwischen zwei virtuellen Wänden oder den Einsatz der L-ISA Technologie zum Abfeuern willkürlicher Klangbewegungen, um beispielsweise einen Sound nach rechts zu schicken, diesen durch die Halle zurück nach links wandern zu lassen, in der Mitte anzuhalten, von einer unsichtbaren Wand abprallen und mit einem weiteren Sound zu ergänzen, um den ersten Sound ausklingen zu lassen.

 

Premiere im Rex Club

Am 12. Oktober 2018 konnte das Publikum im Rex Club, einer Institution der Pariser Clubszene, das Ergebnis dieser immersiven Entdeckungsreise im Rahmen der ersten L-ISA Live-Mix-Show von Molécule erleben. In seiner fast 30-jährigen Geschichte hat der Rex Club die Geschichte der elektronischen Musik immer wieder entscheidend beeinflusst. Aus diesem Grund lag es für Molécule nahe, den Club für die Weltpremiere seines immersiven Live-Mixes auszuwählen.

Gemeinsam mit dem Team von Radio France war der L-Acoustics Certified Provider Melpomen für die Umsetzung der Show verantwortlich.

 

Die Installation

Als Kernstück der Installation fungierte der L-ISA Prozessor mit bis zu 96 Eingangs- und 64 Ausgangskanälen. Auf Basis einer immersiven 11.1-Konfiguration aus kolinearen Syva-Lautsprechern kreierte das Produktionsteam eine gleichmäßige Schallabdeckung inklusive einer extrem präzisen räumlichen Darstellung.

 


Molécule inmitten einer 360-Grad-Anordnung aus Syva und Syva Low

 

Dank der breiten horizontalen 140-Grad-Abdeckung der Syva-Lautsprecher konnte das L-ISA-System seine Vorteile auch auf relativ engem Raum voll ausspielen.

Die Kompositionen von Molécule leben von den tiefen Frequenzen und wurden von zwei Syva-Low-Lautsprechern und vier Subwoofern KS28 für den Infrabass-Bereich wiedergegeben, die sich an verschiedenen Positionen im Raum befanden.

Die Verstärkung des kompletten Syva-Systems übernahmen LA4X-Endstufen-Controller; die KS28-Subwoofer liefen über einen LA12X. Mit diesem Antrieb waren Delahaye und Déjardin in der Lage, die ausgeprägte Dynamik der "-22.7° C"-Kompositionen präzise abzubilden.

Da die L-ISA Installation einen optimalen Hörbereich erzeugte, konnten die beiden Künstler komplett auf Bühnenmonitore verzichten und sich inmitten des Publikums positionieren. Auf diese Weise profitierte auch das Duo selbst vom immersiven Erlebnis des Live-Sets.

 


Hervé Déjardin am L-ISA Monitoring-Bildschirm

 

Um den räumlichen Live-Mix an seiner QL1-Konsole zu fahren, nutzte Hervé Déjardin die L-ISA Controller-Software. Auf diese Weise konnte er die Position und Breite sowie den Abstand zwischen den 16 Soundobjekten in Echtzeit anpassen.

Romain Delahaye:

"Dank L-ISA hat meine Arbeit eine komplett neue immersive Dimension gewonnen.
Das Publikum musste seine vertrauten Vorstellungen und Referenzen am Eingang des Clubs abgeben. Ohne technische Sorgen konnten wir voll in der Live-Show aufgehen.

Ursprünglich war unser Set für 55 Minuten angesetzt – letztendlich wurden 100 Minuten daraus. Und wir sind die Ersten, die sich an solch ein Sound-Experiment herangewagt haben."

 

So konnte sich das Publikum vornehmlich auf zwei Aspekte konzentrieren: die Klangqualität der L-Acoustics-Systeme sowie die Präzision und Bewegung in der räumlichen Darstellung – letztere ein Novum für die meisten Zuschauer.

 

Hervé Déjardin:

"Seitdem ich in der Immersive Audio Abteilung von France Inter Radio arbeite
, erkenne ich die Deckungsgleicheit unserer Vorstellungen mit denjenigen von L-Acoustics. Wir sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, die Limitierungen von Veranstaltungsorten zu umgehen.

Stereo ist toll, doch echter Raumklang hat so viel mehr zu bieten. Es wäre höchst bedauerlich gewesen, an diesem Punkt einfach aufzuhören. Mit einer immersiven Beschallungskonfiguration aus L-ISA und Syva Lautsprechern gewinnt der Raumklang enorm an Präzision. Es ist unglaublich, wie effektiv man damit arbeiten kann. Wir haben das Set in einem Club gespielt, und es klang wie in einem Studio.