Herbert Grönemeyer auf Tour

17.08.2007

In diesem Jahr macht Herbert Grönemeyer die großen Stadien voll. Nicht nur in Deutschland! Wir waren in München vor Ort.

Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist”, singt Herbert Grönemeyer auf seiner ersten Hit-Single über ein taubes Mädchen auf der Suche nach einem Bassisten. Sie spürt die Musik – und so ging’s allen Fans auf der fast komplett ausverkauften Stadion-Tour von Herbert Grönemeyer.

Grönemeyer füllt ohne Probleme Deutschlands größte Hallen. Er spielte vor 60.000 Zuschauern und mehr, manchmal auch an mehreren Abenden in der selben Arena, weil so viele Fans ihn sehen wollten. Und auch wenn Grönemeyer mehr als 10 Millionen Platten verkauft hat, ist er nicht wirklich ein großer Sänger: Sein Nuscheln ist schwer zu verstehen, dabei lieben doch die Fans gerade seine lakonischen Texte.

Doch heuer erlebte jeder Konzertbesucher eine Überraschung: Der Sound war so gut, dass man sogar Grönemeyer verstehen konnte, und dazu gab es eine visuelle Show, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte: Anton Corbijn hatte nicht weniger als eine eigene kleine Bilderwelt geschaffen, die jeden Song ganz persönlich illustrierte.

Rocksound Management aus Hannover bekamen von Grönemeyer und seinem Management-Team den Auftrag, die Tour zu produzieren. Und deren Audio-Chef Lothar Strunk arbeitete zusammen mit dem FOH-Mann Colin Norfield, dem Monitormixer Wayne ‚Heights’ Gittens und dem Systemingenieur Sven Waldheim.

Auf der letzten Tour von  David Gilmour  hatte Norfield zwei DiGiCo D5-Pulte dabei, und für Grönemeyer entschied er sich für das selbe Material. Gittens, dessen Platz unter der riesigen Bühne war, ganz in der Nähe der umfangreichen Video-Abteilung, arbeitete ebenfalls mit zwei DiGiCo D5 als Monitoring-Pulte. Dabei hatte er schon vor dem Tourstart zusammen mit Stefan Mathias von Atlantic Audio, dem deutschen DiGiCo-Vertrieb, die richtigen Voreinstellungen festgelegt und viele technische Detail-Probleme gelöst.

Bei der gesamten Signalkette vom Mikrofon bis hin zu den Lautsprechern war für die Grönemeyer offensichtlich das Beste gerade gut genug. So stammte die gesamte Mikro-Technik von Sennheiser. Für die Stimme des Stars kam ein Sennheiser SKM5200 zum Einsatz, zusammen mit der neuen MD 5235-Kapsel, die inzwischen schon oft „Rockheiser“ genannt wird, wie Klaus Willemsen von Sennheiser erzählt.

Beim Monitoring kam ein Aviom-System zum Einsatz, direkt gesteuert vom Pult dank der DiGiCo-Aviom-Karte. So konnten die Musiker selbst ihre unterschiedlichen Monitoring-Einstellungen vornehmen, das übliche „Lauter“ Ich kann mich nicht hören!“ war auf dieser Tour also nicht zu hören. Insgesamt wurden 16 Kanäle für das Aviom-System verwendet und 16 weitere für die In-Ear-Strecken, die ebenfalls komplett von Sennheiser kamen.

Herbert Grönemeyer ist ein außerordentlich kraftvoller Künstler, weswegen sich seine Fans auch ein ganz besonderes Konzerterlebnis erwarten“, zieht Lothar Strunk Bilanz, darum kamen verschiedene Meyer-Sound-Systeme zum Einsatz, so bald das Signal aus dem Pult kam. Dabei ging es nicht nur um ein großes aktives Meyer-Sound-Lautsprechersystem, so arbeitete Sven Waldheim vorab bei der Zusammenstellung und dem richtigen Curving mit der Meyer-Software MAPP Online Pro.

In Sportstadien von dieser Größe muss man den einen oder anderen Kompromiss machen“, erklärte Waldheim. „Diese Arenen sind für Sportveranstaltungen gebaut, bei denen es in gewisser Weise durchaus aufregend ist, wenn der Lärm der Zuschauer in den Innenraum reflektiert wird. Ohne ein Meyer-Sound-System wäre eine Show wie diese hier gar nicht machbar.“

Dank des Software-Einsatzes war Waldheim in der Lage zu entscheiden, wie viele Lautsprecher wo und wie platziert werden mussten, zudem wurden etliche Delay-Lines in den Stadien perfekt ausgerichtet, um dem Publikum den bestmöglichen Sound zu liefern.

Nach der Einrichung und dem Aufbau der Systeme kontrollierte Waldheim dieser mit dem Mess- und Analysesystem SIM II von Meyer Sound. Vier Galileo-616- Lautsprecher- Management- Systeme sorgten für die Zeitkorrekturen, die Kompensation windbedingter Schallverluste, verschiedene andere DSP-Einstellungen und die Systemüberwachung.

Die Haupt-PA bestand aus 80 M3D und 24 MILO-Systemen. Die M3D hingen in sechs Arrays: zwei Haupt-Arrays mit je 14 Lautsprechern, zwei weitere 14er-Arrays für die Stadionseiten und zwei Delay-Türme mit jeweils zwölf M3D, einhundert Meter von der Bühne entfernt. Die MILO sorgten in sechs Arrays zu je vier Lautsprechern für die Beschallung der Ränge.

Lothar Strunk von Rocksound, erklärt, dass allein die schiere Größe der Veranstaltungsorte ein außergewöhnliches Sound-System erfordert habe. „Im Vorfeld der Fußballwelt- meisterschaft im letzten Jahr sind viele Stadien neu gebaut oder renoviert worden. Die meisten sind wirklich groß und bieten Platz für 50.000 bis 75.000 Zuschauer“, erläutert Strunk. „Es ist schon eine Herausforderung, ein System zu entwickeln, das derartige Stadien mit richtig gutem Sound versorgt. Die M3D, beispiels- weise, schafft locker dreihundert Meter, aber wir haben festgestellt, dass wir mit MILO glattere Übergänge hinbekommen und außerdem die oberen Ränge besser erreichen.“

Je drei MSL-4-Lautsprecher an der rechten und linken Bühnenseite beschallten vorne das Nahfeld, während je ein Paar MSL-6 das Sidefill lieferten. „Die MSL- 4 und MSL-6 haben dafür gesorgt, dass es in der Downfill-Zone vor der Bühne nicht zu laut wurde und wir ein klares Klangbild hinbekamen“, erläutert Strunk.

Für die tiefen Töne waren 32 700-HP Ultra High-Power Subwoofer zuständig, die sich das Areal unterhalb der Bühne mit dem „Monitorland“ teilten. „Die 700-HP arbeiten sehr linear. Wir haben sie sauber delayed paarweise aufgestellt, um ein cardioides Abstrahlverhalten zu erzielen und konnten das Dröhnen sowohl auf der Bühne als auch unter der Bühne auf ein Minimum reduzieren“, so Strunk.

Das Resultat war ein Konzert mit einer kraftvollen Musik und einem klaren Sound, eine Tour, die es tausenden Fans ermöglichte, die Musik zu spüren bei einem Sound, der nicht weh tat.

Siehe auch:
www.aviom.com

www.digico.org

www.meyersound.de

www.sennheiser.com