Kreativ im Fünfseenland

04.08.2008

Production Company im Zoom: Limelight aus Gilching bei München bietet weit mehr als hochwertige Veranstaltungstechnik.

Wo vor zehn Jahren noch Kühe weideten und höchstens verduzt einem LKW auf der nahen Autobahn hinterher glotzten, steht heute das Gewerbegebiet Gilching Süd nördlich des Wesslinger Sees. Klar, hier möchte jeder gern arbeiten, denn schöner geht’s kaum.

So gesehen macht Limelight keine Ausnahme, ein moderner Hallenkomplex zwischen einer Solartechnik-Firma und einer für Lifestyle Accesoires, kühl und sachlich, aber doch genau auf die Anforderungen einer klassischen Verleih- und Produktionsfirma zugeschnitten, wie sich bald herausstellt.

Ein Team von etwa 35 festangestellten Mitarbeitern kümmert sich hier um alle Belange der Veranstaltungstechnik, ob Rigging, Ton, Licht oder Video: Für jeden Bereich gibt es bei Limelight eigene Fachleute, und die kommen zum Großteil sozusagen aus eigener „Zucht“: Seit Jahren schon wird hier tüchtig ausgebildet, und die meisten Auszubildenden werden am Ende ihrer Lehrzeit dann auch übernommen. Derzeit gibt bei Limelight acht Lehrlinge.

Voraussetzung dafür ist natürlich ein stetes Wachstum der Firma, und das gibt es auch, seit Hanns Georg Hintermeier und Carl Hecker vor gut 20 Jahren in ihrer damaligen Wohngemeinschaft in Allach mit dem Verleih von Licht- und Tontechnik begannen. Das Büro lag im Erdgeschoss, das Lager war ein paar Häuser weiter.

Das Geschäft lief gut, denn schon bald stattete man Tourneen für Musiker wie Johnny „Guitar“ Watson, Mothers Finest, Gitte Haenning oder Hildegard Knef aus.

Seit Januar 2006 residiert Limelight im selbst konzipierten Haus mit einer Bürofläche von 400 Quadratmetern und einer Lagerfläche von 2.600 Quadratmetern. Und damit der Laden läuft, gibt es zehn feste Projektleiter vor Ort, die, wenn immer möglich, einen Kunden komplett betreuen. Das heißt, sie sind der Ansprechpartner von der ersten Anfrage bis zur Rechnungsstellung. Sie sind aber auch der Ansprechpartner für alle Folgeprojekte.

Hier liegt das Geheimnis des Erfolgs von Limelight: Die Kunden kommen wieder. Und das, obwohl es im Wettbewerb oft durchaus günstigere Anbieter gibt. „Wir verkaufen nicht über den Preis“, erklärt Hecker. „Wenn ich merke, dass es allein darauf hinausläuft, dann bin ich nicht mehr interessiert. Was wir wollen ist das bestmögliche Ergebnis für den Kunden.“Im Sinne des Kunden arbeiten die Limelight-Projektleiter von der Projektierung über die genaue Planung bis zum tatsächlichen Auf- und Abbau vor Ort stets genau, strukturiert, klar und ruhig. Und das allein ist für viele Kunden Anlass genug zu sagen, „gehen wir wieder zu Limelight, da brauchen wir uns keine Sorgen machen um die Veranstaltung“.

Ganz nebenbei wurde so aus manchem Projektleiter bei Limelight mittlerweile auch ein Spezialist für die eine oder andere Location. Sei es in München, wo viele Projekte realisiert werden, sei es aber auch in ganz Europa, wo Limelight regelmäßig Veranstaltungen betreut.

Die Zahl der Aufträge schwankt dabei von Jahr zu Jahr und von Monat zu Monat. „Sicher ist nur“, so Hecker, „dass an Ostern wenig los ist, ansonsten kommen immer wieder Überraschungen. Wobei wir ja alle Größenordnungen haben, der eine fährt mit dem Sprinter zur Stadtsparkasse, der andere mit drei Sattelschleppern nach Berlin in eine Arena. In diesem Jahr werden wir ungefähr 600 Projekte abwickeln.“

Dabei ist das Material immer nur ein Thema. „Wir verstehen uns grundsätzlich als Full-Service-Anbieter, für reines Dry Hire gibt es sehr gute, darauf spezialisierte Firmen. Unsere Stärken liegen eher in der technischen Konzeption und der kompletten Abwicklung von Veranstaltungen. Wir erstellen aber auch das
Lichtdesign und führen für unsere Kunden die Ausschreibung durch.

Besonders kräftig wurde in den letzten zwei Jahren in die Videotechnik investiert.

Mittlerweile ist man in jeder Sparte gut ausgestattet, das zeigt auch schon die Vermietliste, die man sich hier direkt aus dem Internet ziehen kann.

Limelight-Technik kurz zusammen gefasst


Ton: Mikrofone von AKG, Audio Technica, Schoeps, Sennheiser und Shure, Mischpulte unter anderem von Yamaha, etwa das M7CL, PA-Systeme (verschiedene Line Arrays) vor allem von NEXO mit Camco-Endstufen

Video: HD-Kamerazüge, Grass-Valley- und Watchout-Systeme, Folsom Präsentations Master, Panasonic- Displays, Christie-Digitalprojektoren, Encore, Watch-Out

Licht: MA Lighting Lichtsteuerungen in jeder Größe, Moving-Lights, vor allem von Martin, Stufenlinsen von ARRI, Profiler von ETC, Verfolger von Robert Juliat, LED-Washer von GLP, eigene LED-Entwicklungen

Bühne: Traversensysteme von A.T.C., Kettenzüge von Movecat und ChainMaster

Natürlich spricht man über neue Möglichkeiten, wenn man die Technik des Hauses durchgeht, sicher stehen weitere Anschaffungen an, sicher verdrängt die LED-Technik da und dort die klassische Beleuchtung, auch Limelight wird beispielsweise in LED-Washlights investieren, die Anschaffung von 50 Kobold PAR-Scheinwerfern wurde soeben beschlossen – doch manchmal hilft man sich bei Limelight auch selbst, wenn es das passende Produkt am Markt nicht gibt.

Die LimeLED (www.limeled.de) ist dafür das beste Beispiel. Ein damaliger Kunde brauchte einfach so etwas für den Messe-Auftritt auf der CEBIT, und nachdem man am Markt nichts Geeignetes finden konnte, entschloss man sich bei Limelight dazu, das Ding selbst zu bauen.

„Dann haben wir uns eben 300 laufende Meter davon gebaut“, erklärt Hecker, „und das Angenehme für mich als Kaufmann daran war, dass wir ja einen langfristigen Vertrag hatten und wussten, das bezahlt sich allein schon mit diesem Vertrag. Das Schönste aber ist, dass wir da wirklich eine so wunderbare Lampe hinbekommen haben. Mittlerweile setzen bekannte Lichtdesigner exakt diese Lampe in ihre Ausschreibung. Die wollen nicht irgendeinen LED-Strip, die wollen eine LimeLED – und dann rufen hier die Kollegen an, um die Geräte anzumieten.“

Dabei dürfte letztlich nicht nur das Design verantwortlich sein, sondern auch die Innenausstattung der LimeLED. Das besondere ist, dass die doppelte Anzahl von blauen LEDs im Gegensatz zu anderen Produkten eingebaut wurden.

Was denn nun die grundsätzlicheren Veränderungen in der praktischen Arbeit in den letzten Jahren gewesen seien, wollten wir wissen – und Carl Hecker kommt da gleich auf den Zeit-Faktor zu sprechen: Hatte man früher oft ein paar Monate, ehe zum Beispiel ein Messestand fertig sein musste, so bekommen wir heute oft eine Ausschreibung gerade mal drei Wochen vor der Veranstaltung, und wenn es dann endlich entschieden ist, dann sollte alles sofort passieren.

Ein Unding für ein Unternehmen, das stets auch auf gute freie Techniker setzt. Und natürlich sitzen gerade die guten Leute in der Hochsaison nicht in der Warteschleife. Auch da ist man bei Limelight schon mal konsequent: „Wenn man einen Auftrag nicht mehr vernünftig erledigen kann, muss man ihn ablehnen. Das Problem ist ja nur, dass man es meistens doch irgendwie hinkriegt. Und dann sagt der Kunde sich, geht doch. Und beim nächsten Mal wird es noch knapper.“

„Das wesentliche Problem dabei ist“, ergänzt Hanns Georg Hintermeier, „dass die Leute dabei ein irrsinniges Geld ausgeben, aber eben nicht das bestmögliche Ergebnis bekommen können, wenn sie erst auf den letzten Drücker kommen“.

Der Auftrag des Jahres 2008 für Limelight wird derzeit in Berlin ausgeführt: Einer der größten Messestände auf der Funkausstellung wird komplett von Gilching aus koordiniert. „Wir sind dort für die gesamte Licht, Video und Tontechnik verantwortlich, “, betont Hecker, „ Dabei geht es um eine ganze Halle mit rund 10.000 Quadratmetern.“

Bei Limelight wurde für diesen Auftrag eine eigene Projektgruppe mit sieben Mitarbeitern eingerichtet, wobei einer von ihnen das Ganze koordiniert, gearbeitet wird daran in Gilching genau so wie in Berlin vor Ort.

Zum Schluss die klassische Frage nach dem Alleinstellungsmerkmal: Warum sollte der Kunde gerade Limelight engagieren? Hecker muss nicht lange überlegen: „Was ich ganz oft von unseren Kunden höre, ist die Freude darüber, dass hier ein unglaubliches Klima ist innerhalb der Firma. Das merkt man auf der Baustelle. Da hilft der Lichtmann schon mal mit, die Boxen aufzuhängen. Da gibt es einfach nicht so ein Abteilungsdenken, hier ziehen alle an einem Strick.

Die Kunden sagen: ‚Ihr seid immer so entspannt auf dem Job, keiner schreit rum, alle kriegen einfach ihre Sachen hintereinander. Wenn ich eine Änderung haben will, muss ich keine Angst haben, jetzt frisst er mich gleich auf, und wenn ich es dann wieder geändert haben will, dann liegen immer noch nicht die Nerven blank.’“

Wir verstehen uns als Dienstleister, das ist wie mit einem schlechten Kellner, das will keiner, wenn er meint, er sei Schauspieler, dann soll er halt Schauspieler machen … Das ist so was, worauf wir achten, was wir selber auch leben – und so wie du in den Wald reinrufst, schallt’s auch wieder raus.

Ein zweiter wichtiger Punkt ist die Motivation der Mitarbeiter, die nach Rücksprache häufig viel mehr an Material mitnehmen, als auf dem Auftrag steht. Einfach, um den Job bestmöglich zu machen. Und dann schreibt bei Limelight dafür auch keiner eine nachträgliche Rechnung, vielmehr freut man sich mit dem Kunden über das Ergebnis.

Das macht den Erfolg letztlich aus, so Hecker: „Bei uns bekommen die Kunden eine Art Rundum-Sorglos-Paket, wo einfach alles funktioniert. Gerade Agenturen, die ohnehin für so vieles den Kopf hinhalten müssen und so viel organisieren, sind froh, wenn sie wissen, dass sie mit uns einen Technik-Partner haben, auf den sie sich verlassen können. Wir sind oft teurer als andere, das stimmt schon, aber dafür gibt es eben auch keinen Ärger.“