Lawo erneut in zwei BR-Ü-Wagen

24.02.2015

Hybrides Audiotechnikkonzept von Lawo für zwei neue Hörfunk-Ü-Wagen des Bayerischen Rundfunks.


 

Bereits 2013 wurde beim Ersatz der Audiotechnik für den Ü2 und den Ü3 eine Kombination aus Produktions- und On-Air-Produkten aus dem Hause Lawo eingesetzt. Für das Nürnberger Studio Franken des Bayerischen Rundfunks (BR) werden jetzt wieder zwei in die Jahre gekommenen Ü-Wagen (Ü1 und Ü4) durch neue Fahrzeuge mit einer weitgehend identischen Konfiguration ersetzt.

 

Neue Technik beim Bayerischen Rundfunk: Lawo mc²66 im Ü-Wagen.
Neue Technik beim Bayerischen Rundfunk: Lawo mc²66 im Ü-Wagen.

 

Während Mischungen aller Art am mc²66 erstellt werden, erfolgt die Generierung der zahlreichen bei Großveranstaltungen erforderlichen Mitschnitt-, Einspiel- und Kommandosignale über einen mit einer sapphire-Masterkarte bestückten DALLIS-Träger. Dargestellt und bedient werden die unterschiedlichen Prozesse über eine mehrseitige grafische Benutzeroberfläche mit Touchscreen-Bedienung.

Hier kommt die Software VisTool aus der Radio-Tools-Palette von Lawo zum Einsatz. Zur Sendeabwicklung – auch im Mehrkanalverfahren – kann jederzeit eine sapphire-Konsole angedockt werden.

 

Der große Vorteil dieses Konzepts ist, dass alle Audio- und Steuersignale stets innerhalb eines geschlossenen Systems bearbeitet werden. Eine aufwändige und vor allem kostenintensive Anbindung externer Kommandoanlagen und Signaleinrichtungen entfällt. Audiosignale werden über MADI- oder RAVENNA-Verbindungen ausgetauscht, Steuersignale auf Protokollebene im Netzwerk.

 

Des Weiteren unterstützt dieses Konzept eine schlanke Personalstruktur von – im Regelfall – zwei bis drei Personen. Bei großen Produktionen stehen fünf Arbeitsplätze zur Verfügung, zusätzlich kann das Fahrerhaus genutzt werden.

Die Signale einer Mehrkanalaufzeichnung können in Gruppen zu jeweils 64 Kanälen auf speziellen Metering-Seiten im VisTool dargestellt werden. Dabei werden ebenfalls auf Protokollebene die Labels der Quellen im mc²66 übergeben, was im Fehlerfall die Ermittlung der Störquelle entscheidend beschleunigt.

Die Signalbearbeitung und Pegeldarstellung aller Kommando- und Einspielquellen – sowohl ankommend als auch abgehend – erfolgt ebenfalls im Verbund mc²66/sapphire/VisTool. Hier wird die DSP-Kapazität der Masterkarte genutzt. Da VisTool auch die Realisierung von Fadern auf der grafischen Oberfläche ermöglicht, kann gerade  im Live-Betrieb spontan reagiert werden.

Alle Störmeldungen innerhalb des Gesamtsystems (Übertemperatur, Netzteilausfall, Leitungsunterbrechung usw.) werden zusammen mit den Betriebszuständen der Kommando- und Einspielwege im Klartext auf der grafischen Benutzeroberfläche dargestellt. Bei Fehlbedienungen kann hier auch steuernd eingegriffen werden.

Die Integration des Ember+-Protokolls in die VisTool-Umgebung ermöglicht Steuerung und Signalisierung angebundener Audio-Codecs. Bei einer späteren Erweiterung der multimedialen Arbeitsplätze durch Geräte der Video Line, etwa V__pro8, können mit wenig Aufwand Funktionen wie "Video-follows-Audio" realisiert werden, was zum Beispiel den Streaming-Betrieb oder den Betrieb von Webcams ohne zusätzliches Personal ermöglicht.

 

Generalunternehmer für die beiden Fahrzeuge des Studio Franken ist die Firma sonoVTS. Auftragsvergabe war im Oktober 2013. Die Ü-Wagen werden im Februar und März 2015 ausgeliefert. Trotz zusätzlicher Arbeitsmöglichkeiten im Video- und Onlinebereich konnte eine Gesamtlänge von unter 10 Metern bei einer Höhe von 3,5 Metern sowie ein Gewicht von etwa 16 Tonnen eingehalten werden.
www.sonovts.de

 

Unter Einbeziehung von fünf Ü-Wagen des BR aus der Vorgängerserie sind innerhalb der ARD derzeit insgesamt zwölf Hörfunk-Ü-Wagen mit dieser Technik im Einsatz.

 

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