Neumann.Berlin gibt bekannt, dass der Mikrofonklassiker U 67 in die TECnology Hall of Fame aufgenommen wurde.
Die Preisverleihung fand am 21. Januar im Rahmen der NAMM Show in Anaheim statt. Wolfgang Fraissinet, Geschäftsführer der Georg Neumann GmbH, nahm die Auszeichnung entgegen.
Neumann U 67 Röhrenmikrofon
Das U 67 mit drei umschaltbaren Richtcharakteristiken wurde 1960 als Nachfolger des U 47 vorgestellt und war speziell für die Nahmikrofonierung ausgelegt, insbesondere von Gesang und Sprache im Aufnahmestudio.
Das Mikrofon war sofort ein weltweiter Erfolg und erwarb sich unter Toningenieuren bald den Ruf eines leistungsfähigen Arbeitspferds, das sich in den angesehensten Studios an einer Vielzahl von Klangquellen bewährt.
"Wir fühlen uns geehrt, dass die TECnology Hall of Fame die bemerkenswerte Ingenieurskunst des U 67 auszeichnet", sagt Wolfgang Fraissinet.
"Nichts demonstriert seine herausragende Qualität besser als die Tatsache, dass es in den vergangenen 50 Jahren in nahezu jedem Top-Studio dieser Welt anzutreffen war – und noch ist – und für zahllose Aufnahmen eingesetzt wurde. Das U 67 repräsentiert auf perfekte Weise Neumanns Engagement für Innovation und unübertroffene Klangqualität: ein Engagement, das bis heute anhält."
Die 2004 von George Petersen gegründete TECnology Hall of Fame, die seit 2015 vom NAMM MUSEUM of Making Music präsentiert wird, zeichnet Produkte aus, die einen bedeutenden Beitrag zum Fortschritt der Audiotechnik geleistet haben.
Ende der 1950er Jahre kündigte der deutsche Elektronikkonzern Telefunken an, die Produktion der VF 14 M Stahlröhre zu beenden, die im beliebten U 47 eingesetzt wurde. Somit blieb nur mehr ein allerletzter Produktionslauf für eine Schlüsselkomponente des Mikrofonklassikers U 47.
Für Neumann bedeutete dies, dass man als führender Hersteller von Studio-Gesangsmikrofonen einen würdigen Nachfolger entwickeln musste. Das Ergebnis war ein neuer Höhepunkt der schon damals über 30 Jahre währenden Mikrofonentwicklung bei Neumann: das U 67.
Das von Dr. Ing. Gerhart Boré entwickelte U 67 verband klassische Neumann-Klangqualität mit den neuesten Innovationen der Mikrofon–Technologie als Antwort auf die sich rasch verändernden Bedürfnisse im Aufnahmestudio.
Nachdem bereits das Kleinmembranmikrofon KM 56 mit dreifach umschaltbaren Richtcharakteristiken ausgestattet war, wollte Neumann diese Funktionalität auch dem neuen U 67 verleihen. Das führte zur Neuentwicklung der K 67-Kapsel, einer Doppelmembrankapsel mit getrennten Gegenelektroden, die mit Kugel-, Nieren- und Achtercharakteristik optimale Anpassungen an die Aufnahmesituationen ermöglichte. Gleichzeitig war die Kapsel für einen ebenen Frequenzverlauf von 40 Hz bis 15 kHz ausgelegt, um Klangquellen aller Art mit bislang unerreichtem Realismus und Detailreichtum abzubilden.
In den späten 1950ern begannen viele Sänger, den Lippenabstand zum Mikrofon zu verringern, um einen volleren Klang zu erzielen. Doch während diese Technik die gewünschte Stimmcharakteristik schuf, konnte sie aufgrund des Nahbesprechungseffekts zu übermäßigem Dröhnen in den tiefen Frequenzen führen.
Als Abhilfe erhielt das U 67 einen neuen Low-Cut-Schalter, der es ermöglichte, Frequenzen unterhalb von 100 Hz abzusenken. Somit stand dem Toningenieur ein zusätzliches Tool zur Verfügung, um einen vollen und doch ausgeglichenen Sound zu erzielen.
Darüber hinaus wurde ein steiles Hochpassfilter bei 40 Hz ins Mikrofon eingebaut, das unerwünschte Subbass-Frequenzen eliminierte, bevor sie die Röhrenelektronik erreichten, wodurch Übersteuerungen vermieden wurden.
Vollendet wurde das Design durch ein elegantes, leicht konisches Gehäuse mit einem modularen Aufbau, der es ermöglichte, das Mikrofon für Wartungsarbeiten oder einen Röhrentausch werkzeugfrei zu zerlegen. Als Röhre diente die weithin erhältliche EF 86, was die Unterhaltung des Mikrofons in allen Teilen der Welt erleichterte und ihm selbst in stark ausgelasteten Aufnahmestudios ein langes Leben bescherte.
Das Neumann U 67 war modular aufgebaut, sodass es zur Wartung werkzeugfrei zerlegt werden konnte.
Das U 67 war ein sofortiger Erfolg und wurde allenthalben für seine unerreichte Funktionalität, Vielseitigkeit und Klangqualität gelobt. Aufgrund dieser Eigenschaften gehörte es bald zur Mikrofonausstattung der Top-Studios weltweit und übernahm das Zepter vom inzwischen eingestellten U 47.
Alleine in den ersten fünf Produktionsjahren wurden mehrere tausend Exemplare verkauft. Seine schaltbaren Richtcharakteristiken, die flexible Bassabstimmung und ein ebener Frequenzgang machten das U 67 für ein so breites Anwendungsfeld nutzbar, dass man es liebevoll "The Workhorse" nannte.
Viele der Innovationen dieses Mikrofonklassikers wurden 1967 für Neumanns nächsten Klassiker übernommen: ein Transistormikrofon namens U 87.