Fachmedienabgabe kommt

01.04.2017

Die deutsche Bundesregierung beschließt eine flächendeckende Fachmedienabgabe synchron zur Medienabgabe für alle Branchen.


 

Zum Jahreswechel 2012/2013 wurde in Deutschland die Rundfunkgebühr abgeschafft und die Medienabgabe an den Start gebracht. Seitdem zahlt jeder Haushalt eine Pauschale von 17,98 Euro pro Monat, die Einnahmen pro Jahr liegen bei rund 8 Milliarden Euro.

Nach langen Debatten in Gremien und Arbeitskreisen hat sich die Bundesregierung jetzt auf eine bundesweit einheitliche Fachmedienabgabe geeinigt, die auf der selben gesetzlichen Grundlage erhoben wird wie eben diese Medienabgabe.

Ziel der Abgabe ist es, die deutschen Fachmedien in allen Branchen breiter aufzustellen und damit die Qualität der Berichterstattung der Fachmedien dauerhaft zu sichern.

 

Wer wird herangezogen?

Alle Hersteller und Vertriebe der einzelnen Branchen werden ab sofort zu der Abgabe herangezogen. Wobei sich der Gesetzgeber eines durchaus geschickten Erhebungsverfahrens bedient, das gänzlich ohne weitere Bürokratie auskommt. So nützt man für die Erhebung jeweils die Fachmessen einer jeweiligen Branche.

Alle Aussteller der wichtigsten Fachmessen des Jahres 2017 werden erfasst, die Fachmedienabgabe wird auf die Quadratmeterpreise der Messen aufgeschlagen und direkt von den Messeveranstaltern an die FMAEZ (Fachmedienabgabe-Einzugstelle - sprich: "Fmäz") - ganz ohne Bürokratie geht es dann doch nicht - überwiesen.

 

Wer profitiert?

Bei der Verteilung der Fachmedienabgabe hat sich der Gesetzgeber an dem System der Gewerbesteuer mit den entsprechenden Hebesätzen orientiert. So richtet sich der jeweilige Verteilerschlüssel nach der Bedeutung jedes einzelnen Mediums für die Branche, an Leserzahlen bzw. Seitenaufrufen, aber auch daran, wie lange ein Medium schon am Markt ist.

Um einer  - durchaus denkbaren - Lawine an Neugründungen von Fachmedien vorzubeugen, wird die Medienabgabe generell nur an Medien abgegeben, die seit mindestens fünf Jahren existieren. Es ist nicht auszuschließen, dass dieses Minimum sogar noch auf sieben bis zehn Jahre angehoben wird - zumindest in einzelnen Branchen.

 

Mit dem heutigen Tag startet die große  Kampagne zur neuen FMA
Mit dem heutigen Tag startet die große Kampagne zur neuen FMA.

 

Veranstaltungsbranche Konkret

Für unsere Branche heißt das im Klartext, dass alle Aussteller der Prolight + Sound, der Stage Set Scenery SSS, der Tonmeistertagung und der BTT zur Fachmedienabgabe herangezogen werden. Wie hoch der Satz pro Quadratmeter Standfläche sein wird, ist noch nicht bekannt, von einem mittleren zweistelligen Euro-Betrag ist die Rede.

Auf die Frage nach den Auswirkungen der Abgabe auf das Anzeigengeschäft in der Veranstaltungsbranche sagte uns die Anzeigenleiterin eines bekannten Fachverlags:

 

"Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gibt es doch durchaus auch Werbung, unsere Premiumkunden werden natürlich auch weiterhin bei uns mit ihren Anzeigen auf ihre Produkte aufmerksam machen."

 

In vielen Fachredaktionen dürften heute die Korken knallen, auch wenn das Statement eines einschlägigen Verlegers, der anonym bleiben möchte, nüchtern ausfällt:

 

"Mit der Fachmedienabgabe sind wir in der Lage, auch in Zukunft in Deutschland hochwertigen Fachjournalismus zu liefern, wie es schon immer unsere Aufgabe war.

Natürlich haben Blogs und Social Media ihre Berechtigung, doch endlich hat auch die Politik begriffen, dass der Fachjournalismus ein ebenso wichtiger Faktor ist wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk."

 

Die FMAEZ soll noch in diesem Monat April in einer besonders strukturschwachen Region ihren Sitz bekommen und sofort ihre Arbeit aufnehmen. Es ist davon auszugehen, dass bereits die Aussteller der diesjährigen Prolight + Sound zur Fachmedienabgabe herangezogen werden.

 

Wir hatten die Möglichkeit, einen großen Hersteller aus der Licht-Branche auf die FMA anzusprechen.

 

Sein erstes Statement: "Wir produzieren seit vielen Jahren erfolgreich Scheinwerfer und verkaufen sie gut nicht zuletzt duch die tätige Mithilfe der einschlägigen Medien.

Da ist es nur folgerichtig, dass wir nun selbst auch mal den einen oder anderen Schein werfen."

 

Tom Becker von DieReferenz.de reagierte eher irritiert: "Mich trifft das völlig unerwartet. Aber natürlich werden wir investieren, und die Leser werden davon profitieren. Von unseren Drohnen, von unserer Werbung in Fußballstadien, unseren TV-Spots ...

Und was den Redaktions-Porsche angeht: Wir brauchen ihn nicht, aber er ist das passende Statement. Man denke nur an Baby Schimmerlos!"