Die Toten Hosen setzten bei der erfolgreichsten Tournee ihrer Geschichte erstmals auf das Live-System VENUE von Avid.
Mit ihrer vor kurzem beendeten Tournee "Krach der Republik" brachen die Toten Hosen sämtliche Rekorde. Die Band tourte ein Jahr lang durch über 40 Städte, spielte dabei 62 Konzerte und lockte mit ihrem unverwechselbaren Sound und ihrer legendären Bühnenshow insgesamt über eine Million Zuschauer an. Auch in anderen Bereichen schrieb die einjährige Tour Geschichte: Fast 89.000 Flaschen Bier, 34.000 Busbrote und 780 Liter Ingwertee wurden an die Crew ausgegeben.
Erstmals mit dabei war das Live-System VENUE von Avid, das vom Verleiher Black Box Music aus Berlin zur Verfügung gestellt und in Kombination mit Pro Tools eingesetzt wurde. Und das mit Erfolg: "Kritische Momente gab es bei mir keine", resümiert Monitor-Engineer Björn Börnecke. "Vereinzelt gab es ein paar Fader, die aufgrund von Staub und Dreck an manchen Locations nicht einwandfrei funktioniert haben. Hier konnte Black Box Music aber mit sehr schnellem Support immer direkt weiterhelfen, so dass wir nie vor ernsthaften Problemen standen. Ingesamt hat die Konsole meine Erwartungen absolut erfüllt."
Nahtlose Integration und höchste Zuverlässigkeit
Anlass für den Umstieg auf VENUE war für FoH-Engineer Stefan Holtz, der auf den bisherigen Touren mit Röhrenpulten und Pro Tools HD für die Plug-ins gearbeitet hatte, der Umstand, dass die Technik ab einer höheren Kanalzahl an ihre Grenzen stieß. Bei der Suche nach einer neuen Lösung, die darüber hinaus besser mit Pro Tools harmoniert und auch bei einem umfangreichen Setup einfache Bedienbarkeit bietet, fiel die Wahl auf VENUE.
Setzte bei den Hosen auf Venue: Stefan Holtz.
"Das Röhrenpult schätze ich nach wie vor für die Gitarren-Preamps, daher haben wir es in einer kleineren Version dabei“", so Stefan Holtz. "Die Gitarrenspuren laufen nach Wandlung per MADI in das VENUE-System, so dass ich dort alle Spuren zentral abmischen kann."
Auch für Björn Börnecke waren die Limitierungen des alten Systems der Grund für den Umstieg auf VENUE: "Das bisherige Mischpult war für einen simplen Monitor-Mix in Ordnung. Durch die Kombination von Monitorlautsprechern und In-Ear-Monitoringsystemen sind die Anforderungen dann aber sehr schnell gestiegen, und ich bin an die Grenzen des Pults gestoßen. Da mir gerade bei so einer langen Tour absolute Zuverlässigkeit und guter Sound sehr wichtig sind, fiel die Entscheidung für VENUE nicht schwer."
Björn Bornecke: Es geht um Zuverlässigkeit und guten Sound.
Um für alle Fälle gerüstet zu sein und jederzeit Betriebssicherheit zu gewährleisten, setzen die Toningenieure auf zwei redundante und voneinander unabhängige Systeme: Das Setup bestand aus je einem Profile-System für die Toten Hosen sowie einem D-Show-System für FoH und Monitor, um die Supportbands zu bedienen.
"Wir mussten kein einziges Mal switchen, aber es gibt einem doch ein sicheres Gefühl, ein Backup zu haben", so Stefan Holtz. Neben der Zuverlässigkeit der Konsole schätzen Holtz und Börnecke vor allem die schnelle und nahtlose Pro-Tools-Integration, die in ihren Augen "hervorragende" Plug-in-Verwaltung sowie die übersichtliche Automation – und nicht zuletzt die Möglichkeit, ganz unkompliziert für kleine Shows wie zum Beispiel einen TV-Gig während der Tour eine kleinere Oberfläche am gewohnten Setup zu betreiben.
Für Monitor-Engineer Börnecke spielte der Sound eine entscheidende Rolle: "Der Sound on-stage war richtig gut, was auch das Feedback der Musiker immer wieder gezeigt hat."
Setup für individuelle Anforderungen
Zum Einsatz kam bei Stefan Holtz Pro Tools HD3 mit Pro-Tools-10-Software; zusätzlich nutzte er einen 192-digital-I/O- und einen SSL-Alphalink-MADI/AES-Wandler, um die Preamp-Signale gleichzeitig in Pro Tools und ins Pult zu schicken. Bei den Plug-ins gab es einen klaren Favoriten: Am liebsten verwendete der FoH Waves Plug-ins, aber auch Eventide Plate oder H3000 Factory, Focusrite Forte Suite, McDSP-Filter, Revibe, Sansamp und Drawmer Gates waren für den charakteristischen Sound der Toten Hosen mit am Start.
Das Outboard-Setup bestand aus TL Audio M4 als Preamp; für die Stimme wurden zwei Focusrite ISA 220 und für Kick und Snare die XL42 von Midas eingesetzt. Als Summenkompressor diente ein Vertigosound VSC2.
Das Monitor-Setup bestand aus einer von 48 auf 96 Kanäle erweiterten Pultoberfläche mit zusätzlich integrierter Outputkarte, um so die individuellen Anforderungen der Musiker auf der Bühne erfüllen zu können. Auf diese Art und Weise können aus rund 40 Inputkanälen schnell 74 belegte Fader werden.
"Zur effizienteren Nutzung der Konsole konnte ich die Fader für verschiedene Mixe unterschiedlich belegen: Es gab eine Fader-Bank mit den Kanälen für den Wedgemix, eine zweite Fader-Bank mit denselben Kanälen für den Inearmix und eine dritte für doppelte Gitarren, Bass und Vocalkanäle", erklärt Björn Börnecke. So war er in der Lage, auf spezielle Sound-Wünsche, Kompressoren und Effekte der einzelnen Musiker individuell einzugehen.
Die vierte Fader-Bank wurde für Kommunikation, Ambience-Sounds und die B-Stage genutzt. Darüber hinaus kamen bei der Tour fünf Stereo-In-Ears für die Band und drei Stereo-In-Ears für die Backliner zum Einsatz, zusätzlich dazu neun Mono-Wedgemixe inklusive Sidefills für einzelne Songs sowie als Backup für die In-Ear-Systeme.
Eine besondere Arbeitserleichterung war für die Tonprofis der Virtual Soundcheck. "Die Möglichkeit, den Mix schon ohne die Bands anzupassen, macht den Soundcheck um einiges effizienter und kommt somit im Endeffekt auch den Musikern zugute", so Stefan Holtz.
"Ich habe den virtuellen Soundcheck im Vorfeld der Tour genutzt, um individuelle In-Ear-Mixe ohne die Band vorzubereiten. So konnte ich der Band auch ohne vorherige Proben schon einen guten Mix anbieten, beim Monitor-Check mussten dann nur noch Feinheiten angepasst werden", ergänzt Björn.
Das Fazit der beiden Profis ist daher einstimmig: "Insgesamt hat uns das System einige Sorgen erspart – jederzeit wieder."
Weil es so schön vorweihnachtlich ist, hier auch ein kleines Video direkt von der Homepage der Hosen.
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