Die Filmtonschaffenden werden ab 2014 erstmals regelmäßig an den Urheber-Erlösen beteiligt.
Mehr als ein halbes Jahr lang wurde in der AG Filmurheber von Vertretern aller Filmgewerke um einen Verteilungsplan für die Erlösbeteiligung von Filmurhebern im Kinobereich hart, aber konstruktiv und letzten Endes erfolgreich gerungen. Das vorliegende Ergebnis bezieht erstmalig auch Filmtongestalter als regelmäßig zu beteiligende Urheber ein.
Die AG Filmurheber war von der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und dem Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) initiiert worden, als sich ein erfolgreicher Verhandlungsabschluss für einen Urhebertarifvertrag zwischen ver.di und BFFS auf der einen Seite, und der Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen auf der anderen Seite abzeichnete.
Der Urhebertarifvertrag, genauer: der Ergänzungstarifvertrag für die Erlösbeteiligung von Urhebern und Leistungsschutzberechtigten im Kinofilm, regelt die Beteiligung der Urheber unter den Filmschaffenden an den Erlösen aus Kinofilmen und tritt nun, da die Produzentenallianz den Verteilungsplan akzeptiert hat, ab 2014 in Kraft.
Die Berufsvereinigung Filmton (bvft) war als Kooperationspartner von ver.di durch ihren Sitz im Tarifausschuss an den Vertragsverhandlungen beteiligt und vertrat anschließend in der AG Filmurheber die Belange der Tongestalter. Die Verhandlungsteilnehmer der bvft zeigen sich erfreut über die konstruktive Zusammenarbeit zwischen ver.di und den beteiligten Berufsverbänden, allen voran dem BFFS und die Unterstützung durch die Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände. "Aber besonders freuen wir uns, dass nun erstmalig auch Filmtonschaffende regelmäßig als Urheber beteiligt werden und damit eine seit Jahrzehnten überfällige Anerkennung von Filmtongestaltern als Urheber stattfindet", erklärt das geschäftsführende Vorstandsmitglied Christoph Oertel.
Wertschätzung des Filmtons
"Wir sehen das Verhandlungsergebnis als wichtigen Schritt auf unserem Weg zur Steigerung der Wertschätzung des Filmtons in Deutschland", ergänzt Vorstandsmitglied Felix Andriessens, der die Verhandlungen für die bvft von Anfang an begleitet hatte, und fügt hinzu: "Obwohl wir und alle an der AG Filmurheber beteiligten Kolleginnen und Kollegen bereits lange Jahre in der Filmbranche tätig sind, konnten wir alle eine Menge über die Arbeit der jeweils anderen Gewerke lernen. Die anderen Filmgewerke haben in ihrem Arbeitsalltag in der Regel von der Tonseite lediglich Kontakt zu den Originaltonmeistern und deren Assistenten, da die Mehrzahl der Gewerke ausschließlich am Set arbeiten. Es war für viele eine Überraschung, wie viele verschiedene spezialisierte Berufe in der Tonpostproduktion, für sie also quasi im Verborgenen, arbeiten."
Christoph Oertel berichtet, dass er ähnliche Reaktionen von Gesprächen außerhalb der Filmbranche gut kennt: "Wenn ich Leuten, die nicht im Filmbereich arbeiten, erzähle, dass ich Filmtongestalter bin, dann gibt es üblicherweise zwei Reaktionen: entweder 'Ach, Du machst die Musik?', oder 'Ach, Du bist der, der mit den Kokosnussschalen die Pferde vertont'. Dass die Arbeit von Filmtongestaltern Musik aber nur am Rande betrifft und durch die Arbeit des Geräuschemachers alleine nicht annähernd abgedeckt ist, sondern eine Vielzahl von sehr verschiedenen Schritten und Tätigkeiten umfasst, die in die Schaffung einer komplexen akustischen Szenographie und Dramaturgieführung münden, ist vielen unbekannt."
Felix Andriessens fasst zusammen: "Für uns war es eine wichtige und hilfreiche Erfahrung, dass dieses Wissen auch in der Filmbranche selbst noch stärker verbreitet werden muss. Heinrich Schafmeister (BFFS), der die Treffen der AG moderierte, sprach gerne von einem versteckten 'Paralleluniversum', das sich in der Tonpostproduktion auftut. Die bvft arbeitet seit ihrer Gründung vor zehn Jahren daran, dieses 'Universum' zusammen mit der Arbeit der Set-Tonberufe verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken."
Der Sitz der bvft befindet sich in Berlin, mit Regionalgruppen in Köln und München. Die Berufsvereinigung wurde 2003 gegründet, und hat mittlerweile fast 300 Mitglieder.