Sennheiser mit Streaming-Lösung für Audiodeskription und Hörunterstützung über das eigene Smartphone. Eigene Tochterfirma gegründet.
Sennheiser arbeitet derzeit an CinemaConnect, einer Live-Streaming-Lösung, die Audiodeskription und Hörunterstützung in Kinos und Theatern über das eigene Smartphone ermöglicht. Zudem lässt sie sich einfach in bestehende Audiosysteme integrieren. Für die Entwicklung dieses und weiterer Streaming-Produkte hat der Audiospezialist kürzlich das Tochterunternehmen Sennheiser Streaming Technologies GmbH (SST) gegründet.
Sennheiser CinemaConnect: Live-Streaming fürs iPhone im Kino (Fotos: Tom Becker / DieReferenz).
Mit CinemaConnect stellt Sennheiser eine Technologie vor, dank der Filmbegeisterte mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung nicht mehr auf den Kinobesuch verzichten müssen. Herzstück der von Sennheiser selbst entwickelten Lösung ist eine Smartphone-App, über die sich die Besucher im Kinosaal mit einem WLAN-Netz verbinden können und so Zugriff auf die zusätzlichen Tonspuren für Audiodeskription oder Hörunterstützung erhalten.
Die ausgewählten Audiodaten werden per Streaming über die Mehr-Kanal-App auf das eigene Gerät übertragen, so dass die Nutzer über Kopfhörer den Film erleben können. Bei der mehr als dreijährigen Entwicklung von CinemaConnect hat Sennheiser besonderen Wert auf eine einfache und bequeme Anwendung gelegt. Um dies sicherzustellen, hat Sennheiser bei der Entwicklung der App direkt mit den Nutzergruppen zusammengearbeitet.
CEO Daniel Sennheiser im Abaton Kino in Hamburg bei der Vorstellung von Sennheiser CinemaConnect.
Live- und latenzarmes Streaming
Für Kinobetreiber und Verleiher hat CinemaConnect gleich mehrere Vorteile. Das Produkt besteht aus einem Streaming-Server und einem WLAN-Router, der ein dezidiertes geschlossenes Netzwerk im Kinosaal bereitstellt, mit dem die Nutzer ihre Geräte verbinden. Der Streaming-Server überträgt die Audiospuren mit einer sehr geringen Latenz.
Da die Nutzer ihre eigenen Smartphones und Kopfhörer nutzen, entfällt der aufwändige Verleih von zusätzlichen Empfangsgeräten durch die Kinos. Zudem lassen sich via CinemaConnect neben vorproduzierten Filmen alle Live-Inhalte auf das Smartphone streamen – so wird künftig beispielsweise die Übertragung von Sportereignissen auf der Kinoleinwand zum inklusiven Erlebnis.
Jérome Zastrow, Manager Business Development bei Sennheiser zum neuen Thema.
Inklusion statt Integration
CEO Daniel Sennheiser erläuterte in Hamburg bei einem „Sneak Preview“ die Intention des Unternehmens, die hinter CinemaConnect und dem neuen Tochterunternehmen steckt. Als schrilles und deutliches Beispiel diente ihm eine klassische Behinderten-Toilette: Design ist dort wirklich kein Thema, und genau damit grenzt man den Menschen mit irgendeiner Einschränkung schon wieder aus. Genau so überflüssig: ein Seniorentelefon, das wie ein altes Kinderspielzeug aussieht.Mathias Knigge vom Beratungs- und Designbüro grauwert berichtete in seinem Vortrag über den Unterschied zwischen Exklusion, Integration und Inklusion. Inklusion meint demnach weit mehr als die Integration beispielsweise von Hör- und Sehbehinderten. Vielmehr geht es darum, mit Produkten, die einfach mehr können, einen Mehrwert zu schaffen.
Die neue Sennheiser Streaming Technologies GmbH arbeitet daran, für den Anwender mit vorhandenen Mitteln einen zusätzlichen Nutzen zu schaffen. Genau das erlaubt dann zum Beispiel auch jenen den Zugang, die sich ihre Hörbeeinträchtigung selbst noch gar nicht eingestehen wollen.
CinemaConnect wird nicht nur als technische, sondern als ganzheitliche, inklusive Lösung konzipiert. So erleichtert die App den Nutzern beispielsweise die Suche nach Kinos und anderen Spielstätten, die die Streaming-Technologie anbieten. Dazu ist sie zusätzlich mit der Funktion „Location Finder“ ausgestattet. Parallel unterstützt Sennheiser den Aufbau einer Online-Community, die sich unter www.culture-inclusive.com mit den Themen Inklusion und Kultur beschäftigt. Die Community ist – zu Beginn in Form eines Blogs – ab sofort in einer ersten Version verfügbar und wird stetig erweitert.
Neue Firma gegründet: Jörn Erkau, Geschäftsführer von Sennheiser Streaming Technologies mit Daniel Sennheiser.
Langfristige Investitionen in Streaming und Inklusion
Neuartige Lösungen auf der Basis von Streaming-Technologien zu entwickeln, ist für Sennheiser ein langfristig wichtiges Thema. Aus diesem Grund hat der Audiospezialist kürzlich das Tochterunternehmen Sennheiser Streaming Technologies (SST) gegründet. „Unsere Mission ist, Kultur für alle Menschen erlebbar zu machen, ganz gleich ob und welche Beeinträchtigungen sie haben. Mit CinemaConnect haben wir jetzt eine entsprechende Lösung für Kinos vorgestellt“, so Jörn Erkau, Geschäftsführer von Sennheiser Streaming Technologies. „In den kommenden Jahren werden wir die Entwicklung innovativer und auch inklusiver Technologien weiter vorantreiben.“
Sennheiser ist bereits seit Beginn der 1970er Jahre im Bereich Audiologie und Hörunterstützung tätig. Der Audiospezialist hat die technische Entwicklung in diesem Bereich maßgeblich geprägt. „Die Audiologie gehört seit Jahrzehnten zum Kerngeschäft von Sennheiser“, erläutert CEO Daniel Sennheiser. „Ich freue mich daher, dass wir mit CinemaConnect ein nutzerfreundliches, inklusives und zukunftsweisendes Produkt auf den Markt bringen.“
Präsentation von CinemaConnect im Abaton Kino in Hamburg.
Am 21. Mai 2014 wurde CinemaConnect im Abaton Kino in Hamburg öffentlich präsentiert. Das Abaton ist das erste Kino, in dem die Technologie installiert wurde – zunächst nur zu Testzwecken, da sich das Produkt noch in der finalen Entwicklungsphase befindet. Ab Herbst 2014 wird CinemaConnect, inklusive der kostenlosen Smartphone App für Apple iOS und Android, erhältlich sein. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen auch Untertitel für Gehörlose zur Verfügung stehen. Die Übertragung verschiedener Sprachversionen ließe sich künftig ebenfalls realisieren.
Weitere aktuelle Informationen über Sennheiser Streaming Technologies unter www.sennheiser-connect.com und www.culture-inclusive.com