42 mal RedNet in London

08.07.2014

Das London College of Music installiert das weltweit größte RedNet-System.


 

Seit  1991 gehört das 1887 gegründete London College of Music zur Universität West London. Heute verfügt es über eine der größten Abteilungen für Musiktechnologie unter allen europäischen Bildungseinrichtungen. Jetzt hat das London College of Music insgesamt 42 RedNet-Einheiten installiert und damit die weltweit größte RedNet-Installation geschaffen.

In den vergangenen Jahren hat das College einen Prozess der Neuausrichtung und Renovierung durchlaufen, der von Richard Liggins, dem technischen Manager, betreut wurde. Er ist verantwortlich für die Auslegung der Studios und die technische Entwicklung der Gebäude.

Beim LCM war über viele Jahre Pro Tools die Haupt-Musik-Recording-Plattform, aber mit dem Erscheinen von Pro Tools 11 entschied man sich für einen Wechsel zu HDX-Systemen, die nicht mehr ausschließlich mit Avid I/O-Lösungen arbeiten müssen. Auch wenn die Integration aller Avid-Systeme technisch möglich gewesen wäre, war den Verantwortlichen am College bewusst, dass es viele andere Lösungen am Markt gibt, die eine nähere Betrachtung wert waren, darunter auch RedNet, Focusrites Reihe aus Dante-basierten Audio-über-IP-Netzwerk-Interfaces.

Neben dem Klang mussten die mögliche Alternativen aber auch in weiteren Aspekten überzeugen, etwa mit einer robusten Bauweise, die der Benutzung durch eine große Zahl an Studenten gewachsen ist.

 

"Ein guter Klang ist natürlich unerlässlich", sagt Liggins und fährt fort: "Aber es muss im Gesamten gut genug sein, damit wir alle unsere Interfaces damit ersetzen."

 

Bei RedNet war die Antwort auf diese Fragen ein klares Ja. "Ich war sehr beeindruckt vom Klang des Systems", sagt Dozent Andrew Bourbon. "Gerade im Vergleich mit Produkten anderer Anbieter hat RedNet mehr Klangdetails erfasst, und es klang dennoch sehr musikalisch. RedNet bietet aus meiner Sicht eine ausgewogene Balance in dieser Hinsicht."

 

"Das Klangbild ist sehr definiert und auch die Tiefe sowie der Detailreichtum haben uns überzeugt. Ebenso ist die Basswiedergabe klasse, und es gibt eine klare Verbesserung im Bereich des Stereobildes. Schickt man die Signale durch ein Audient- oder Neve-Pult, dann ergibt das im Zusammenspiel mit RedNet ein sehr hohes Qualitätsniveau. Alles ist sehr musikalisch und transparent. Damit haben wir optimale Bedingungen, um das Beste aus unseren Aufnahmen herauszuholen."

 


Sie setzen auf RedNet: Richard Liggins (links) und Andrew Bourbon.

 

Nach und nach wurde den Mitarbeitern des London College of Music bewusst, welche enormen Möglichkeiten das RedNet Audio-Netzwerk bietet. Denn neben dem eigentlichen Vernetzen von Recording-Räumlichkeiten ist es nun möglich, Audiosignale überall abzugreifen – und auch aufzunehmen –, wo ein Ethernet-Anschluss vorhanden ist.

Bourbon hatte schon im Live-Bereich Erfahrungen mit Audio-Netzwerk-Systemen gesammelt und konnte sofort die Möglichkeiten erkennen, die RedNet für das LCM eröffnen würde. Nachdem die Kosten für das System kalkuliert waren, stellte sich heraus, dass es nicht nur aus technischer Sicht eine sinnvolle Investition sein würde, sondern auch aus Kostengründen sehr attraktiv wäre. Dies war der Startschuss für den Aufbau des bis dahin weltweit größten RedNet-Systems.

RedNet arbeitet mit der Dante Audio-Netzwerk-Technologie, die von der australischen Firma Audinate stammt und verwendet Standard-Cat5e- oder Cat6-Ethernet-Kabel, um die große Anzahl an Kanälen mit unkomprimierten und Sample-genauen Audio-Signalen mit zu vernachlässigender Latenz zu übertragen.

Man hätte für RedNet natürlich die vorhandene Ethernet-Architektur des LCM nutzen können, aber trotzdem entschied man sich für den Aufbau eines zweiten Audio-Netzwerks als Teil des "Future Campus"-Programms, in dessen Rahmen Gebäude und Ausstattung der Uni erneuert werden.

Zwei Standard-48-Port-Cisco-Gigabit-Ethernet-Switches wurden installiert, sodass das komplette Netzwerk von jedem Punkt des Netzwerks aus kontrolliert werden kann, ohne dass dafür ein zentraler Steuerraum nötig wäre.

Jede der verfügbaren RedNet I/Os kann unterschiedliche Signalarten in das Dante-Netzwerk einspeisen. RedNet 1 und RedNet 2 bieten acht, beziehungsweise 16 Kanäle mit Focusrites präziser A/D- und D/A-Wandlung, RedNet 3 bietet 32 Digital-I/O-Kanäle mit AES, S/P-DIF und ADAT, während RedNet 4 acht hochqualitative und fernsteuerbare Focusrite Mic/Line-Eingänge sowie DI-Eingänge bereitstellt. Über RedNet D16 AES werden zudem 16 Kanäle AES/EBU auf nur einer HE mit Netzwerk-Redundanz in das Dante-Netzwerk eingebunden. RedNet 5 sorgt wiederum für die Integration von Pro Tools|HD mit dem Dante-Netzwerk, was angesichts der vielen Installationen von Pro Tools|HD an der LCM eine große Hilfe war.

 

"Alles funktioniert", ist Liggins begeistert. "Die Geräte tun genau das, was sie auf der Frontplatte auch versprechen – es sind I/Os. Es gab keine Probleme bei der Verbindung mit Pro Tools. Einfach anschließen, Pro Tools sagt 'Hello', und schon ist Audio vorhanden."

 

Dank RedNet 5 werden Dante-Netzwerk-Interfaces zu einer Standard-Pro-Tools-Hardware, die sich nahtlos in ein System einfügt.

Am LCM sind in sechs Aufnahmestudios, drei Surround-Räumen und diversen Lehrräumen insgesamt 14 Pro Tools HDX-Systeme über RedNet 5 mit dem Netzwerk verbunden. Die Performance-Räumlichkeiten sind zusätzlich noch mit Mikrofon-Preamps und A/D-D/A-Interfaces für die Wiedergabe ausgestattet.

Weitere 40 Logic- und Pro Tools Native-Workstations können über die Dante-Virtual-Sound-Card-Treiber-Software, die auf allen Computern auf dem Campus installiert ist, ebenfalls in das Netzwerk eingebunden werden.

Alles in allem sind 42 RedNet-Geräte an der Universität im Einsatz: neben den RedNet 5-Einheiten gibt es noch drei RedNet 4, neun RedNet 1, zwölf RedNet 2 und eine RedNet 6 MADI-Bridge. Die Lieferung erfolgte über Academia, einen der führenden Ausrüster für Bildungstechnologie.

Für die Zukunft sind zusätzliche Erweiterungen geplant, denn das LCM will ein 15-Raum-Gebäude bei den Ealing Film Studios über ein Glasfaserkabel mit dem Hauptcampus verbinden. "Wir werden es für RedNet vorbereiten, sodass wir das Gebäude bei Bedarf als zusätzlichen Aufnahme- und Performance-Stätte nutzen können", sagt Liggins.

Auch die MADI-Möglichkeiten waren ein wichtiger Aspekt beim Kauf des Systems, denn am LCM werden viele Toningenieure ausgebildet, die später am Theater arbeiten, wo sehr häufig DiGiCo-Pulte zum Einsatz kommen. Über RedNet 6 können 64 Kanäle zum MADI-fähigen DiGiCo-Pult des LCM geschickt werden, das so mit dem Netzwerk des restlichen Campus verbunden ist. RedNet erlaubt es zudem, gleichzeitig mehrere Theater-Aufführungen und andere Arbeiten aufzunehmen, die in einem Gebäude stattfinden, was die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Studenten fördern soll.

 

"RedNet hat unsere Arbeitsweise verändert", erklärt Liggins: "Jeden Tag kommen die Leute zu uns mit neuen Ideen, wie sie RedNets Möglichkeiten nutzen können. Da ist alles dabei, vom Mehrraum-Recording über Fernaufnahmen, Lautsprecher-Distributions-Netzwerke bis hin zu Mehrkanal-Systemen. Das schätze ich ganz besonders, das immer wieder tolle Ideen dabei herauskommen."

"Wir haben Studenten, die hier gerne direkt in ihren eigenen Computer aufnehmen wollen", erklärt Bourbon. "Es gab zum Beispiel eine Gruppe von Studenten, die hatten eine Version von Dante Virtual Soundcard. Die konnten die Signale in bester Qualität direkt aus dem Aufnahmeraum in ihren Laptop schicken. Das ist für sie eine ideale Vorbereitung auf ihr späteres Berufsleben, wo sie so etwas in Zukunft häufiger antreffen werden."

 

"Letztlich war der gute Klang von RedNet das Hauptkriterium für den Kauf", fasst Liggins zusammen. "Die Summe aus Möglichkeiten und die Klangqualität haben uns überzeugt, denn beide sind großartig!"

 

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