Das war die ISE 2016

15.02.2016

Tom Becker von DieReferenz.de: Meine Bilanz der ISE 2016, einer stetig expandierenden Fachmesse.


 

Jahr für Jahr zieht es mehr Aussteller auf die "Integration System Europe", kurz ISE. Und jedes Mal locken mehr Aussteller auch mehr Besucher an, und weil die in diesem expandierenden Universum nicht mehr "herum kommen", wurde die Messe 2016 um einen Tag verlängert.

Nun ist der Mensch ein Gewohnheitstier, also planten viele ihre Reise wie bislang, von daher hörte man am Messe-Donnerstag oft die Bilanz: "Ich habe zwar nicht alles sehen können, aber ich fahre trotzdem jetzt nach Hause." Da hilft den Ausstellern und Veranstaltern nur ein langer Atem. Diesmal gab es kostenlose Parkplätze am ersten Messe-Freitag, was für manchen vielleicht auch ein kleiner Anreiz war.

 

Panasonic auf der ISE 2016: Eine spektakuläre Show sorgte für entsprechenden Andrang.
Panasonic auf der ISE 2016: Eine spektakuläre Show sorgte für entsprechenden Andrang.

 

Grundsätzlich ist die ISE eine erstaunliche Erfolgsgeschichte, da konnte Messe-Chef Mike Blackman schon bei der Eröffnungspressekonferenz richtig zufrieden sein. Die Messe baute eine neue Halle, schon zog Samsung hinein, und man konnte wieder runde 1.000 Quadratmeter zusätzlich vergeben, die dadurch frei geworden waren.

 

Immerzu zweistellige Zuwachsraten – wie kommt's?

Die von Jahr zu Jahr wachsende Integrated Systems Europe hat sich zu einer weltweiten Leitmesse entwickelt, weil sie offenbar spannende Themen bündelt.

Zu einem Teil ist sicherlich die heutige allgemeine „Meeting-Kultur“ für diesen Messe-Erfolg verantwortlich. Teams arbeiten an Projekten, sie werden oft speziell für einen Auftrag zusammen gestellt und müssen sich permanent austauschen und abstimmen, weil jeder für Teilbereiche verantwortlich ist und die Zuständigkeiten sich dauern überlappen.

Kommt einem das zunächst umständlich und bürokratisch vor, so erweist es sich schnell als konstruktiv und kompetent. Hätte man beispielsweise den Berliner Flughafen von Anfang an auf der Basis solcher Kompetenz-Teams und im dauernden Austausch gebaut, dann wäre BER längst im Betrieb.

 

Ein Prototyp, noch kein Produkt: In einem Vorführraum zeigte Barco flexible LED-Streifen von großer Helligkeit.
Ein Prototyp, noch kein Produkt: In einem Vorführraum zeigte Barco flexible LED-Streifen von großer Helligkeit.

 

Meetings an mehreren Orten

Nun geht es aber oft darum, dass kleine Gruppen an verschiedenen Orten sich häufig, aber kurz austauschen, vielleicht ein paar in der Zentrale, einer auf der Baustelle und einer im Homeoffice, dass sie aber nicht nur per Konferenzschaltung miteinander telefonieren können, sondern virtuelle Flipcharts malen oder schreiben können auf Whiteboards oder deren Nachfolgern.

Es geht darum, dass Meetings an verschiedenen Orten stattfinden, wo die jeweiligen Landes-Teams zusammen sitzen, und nun muss man jeden Redebeitrag jedes Teilnehmers so mikrofonieren, dass er auch an einem ganz anderen Ort bestverständlich ankommt.

Zwei Anforderungen als Beispiel, zwei Herausforderungen, für die es auf der ISE ganz unterschiedliche Lösungen zu sehen gab. So zeigte Shure ein diskretes Deckenmikrofon zum Einbau im Konferenzraum, das von selbst erkennt, wo gerade gesprochen wird, wobei man nur einmal einstellt, ob im Sitzen oder im Stehen gesprochen wird.

Noch komfortabler – und kostspieliger – geht das mit dem neuen Konferenzraum-Mikrofonsystem von Sennheiser mit 19 eingebauten Einzel-Mikros, das automatisch erkennt, wer gerade wo im Raum spricht und auf den jeweiligen Sprecher fokussiert, ob er sitzt oder steht oder bei seiner Rede auf und ab geht.

 

Das neue Drahtlos-Mikrofonsystem von Sennheiser
Das neue Drahtlos-Mikrofonsystem von Sennheiser: TeamConnect Wireless.

 

Bei Sennheiser wurde zudem das drahtlose Konferenzraum-Mikrofonset TeamConnect Wireless vorgestellt, das automatisch erkennt, wer an welchem Mikrofon gerade spricht und nur die entsprechenden Signale überträgt, ohne dass jeder aufpassen muss, dass sein Mikro gerade scharf gestellt ist oder eben auch nicht.

Dieses brandneue Sennheiser-Mikrofonset konnte man auf der ISE auch im Präsentationsbereich von Smart wieder entdecken, dem Marktführer, was Whiteboards an den Schulen angeht, den Nachfolgern der klassischen Tafel, deren Verbreitung ausgerechnet in Deutschland noch nicht mal bei 60 Prozent liegt – im Gegensatz zu anderen Ländern, wo die Tafel inzwischen gar keine Rolle mehr spielt.

Smart ist sicherlich einer der größten Spezialisten für intelligente Display-Technik, also ein Bildschirm-Veredler, dessen Systeme und Software-Lösungen dazu beitragen, dass man heute auf den Whiteboard-Nachfolgern auch gleichzeitig an verschiedenen Orten arbeiten kann und die Resultate wiederum verschicken und auch so abspeichern, dass man sie am nächsten Tag wieder aufrufen kann und weiter arbeiten, wenn es nötig sein sollte.

Rund um den Konferenzraum, von der kleinen Besprechungsecke bis hin zum Tagungsraum, hat sich eine Dienstleistungsbranche etabliert, für welche die ISE zur Leitmesse geworden ist. Hier werden die Lösungen gezeigt, hier werden Anregungen gegeben und Referenzen, Pläne und Projekte ausgetauscht.

 

Auch eines der Themen: Bandenwerbung im Stadion
Auch eines der Themen: Bandenwerbung im Stadion.

 

Projektor oder LED-Wand

Am Anfang stand dabei die professionelle Videotechnik, wobei Displays und LED-Wände den klassischen Digitalprojektoren in vielen Bereichen die Bedeutung streitig machen, auch auf Grund stetig fallender Preise, während die Projektoren sich trotzdem immer weiter entwickeln.

Zwar hatte man schon in den letzten Jahren den Eindruck, dass die Anbieter von LED-Wänden wie Pilze aus dem Boden schießen, doch irgendwie hat es heuer nochmal einen enormen Schub gegeben, die Zahl der entsprechenden Stände ist regelrecht explodiert.

 

Das neue Flaggschiff von Epson: Laserprojektor mit 25.000 Lumen.
Das neue Flaggschiff von Epson: Laserprojektor mit 25.000 Lumen.

 

Bei den Projektoren lösen zwei neue Techniken in immer neuen Geräten die alten, kostspieligen und kurzlebigen Lampentechnologien ab: die LED und der Laser. Während immer neue LED-Projektoren zu immer günstigeren Preisen angeboten werden, werden die Laser-Projektoren immer heller. So spielt der neue Epson-Laserprojektor mit seinen 25.000 Lumen ganz vorne mit und dürfte manch konventionellem Projektor das Leben schwer machen.

 

Stets einer der ganz großen Stände in Amsterdam: Kramer
Stets einer der ganz großen Stände in Amsterdam: Kramer.

 

Hier kommen die Zuspieler an die Reihe, Medienserver mit immer größerer Leistung, die immer schärfere Bilder liefern können, auch wenn es die entsprechenden Kameras noch gar nicht wirklich am Markt gibt. So war etwa bei AV Stumpfl ein Server zu sehen, der dicht gepackt mit ganzen Reihen von Festplatten bestückt war und 8K-Inhalte auf eine gecurvte Wand projizierte, wie sie so vorher wohl noch nie zu sehen waren.

Dabei sieht es so aus, als käme man da jetzt langsam an eine Grenze, wir können nicht mehr schärfer sehen, Bilder nicht schneller erfassen, brauchen es nicht noch heller. Allerdings haben wir uns auch an Mikrofone, Endstufen und Lautsprecher gewöhnt, die Töne in Höhen produzieren, die wir längst nicht mehr hören können, die aber vielleicht doch mitspielen bei einem grandiosen Hörerlebnis.

 

Tontechnik auf der ISE

Auch in Sachen Ton lohnte sich ein Messebesuch auf der ISE mehr denn je, denn immer mehr Hersteller und Vertriebe von Tontechnik nützen Amsterdam als frühe Messe im Jahr, um Kunden zu begrüßen und Neukunden zu finden. Dabei geht das Angebot immer öfter über die reine Produktpräsentation hinaus.

So hatte etwa Alcons Audio einen kleinen Vorführraum eingerichtet, in dem man sich von der Qualität der sogenannten Pro-Ribbon-Systeme überzeugen konnte.

 

Hier konnte man das Constellation-System probehören: Der Stand von Meyer Sound
Hier konnte man das Constellation-System probehören: Der Stand von Meyer Sound.

 

Am Stand von Meyer Sound wurde das Constellation-System vorgeführt, spektakulär besonders dann, wenn es abgestellt wurde und man die Vortragende plötzlich nicht mehr wirklich verstehen konnte, eine erstaunliche Erfahrung für alle Anwesenden.

 

Tonpräsentation von Steinway auf der ISE
Tonpräsentation von Steinway Lyngdorf auf der ISE.

 

Ein gutes Stück mehr auf die Ohren gab es bei der Sound-Präsentation von Steinway Lyngdorf mit Kinofilm-Sequenzen, die über ein Surround-Soundsystem abgespielt wurden. Das Ganze als Vorbild für ein schönes Privatkino, mit dem man atemberaubende Klänge erzeugen kann. Gänsehaut und blankes Erstaunen mit einer Sound-Anlage so ab 150.000 Euro.

 

 

Ein wichtiger Grund für den großen Erfolg der ISE dürfte genau diese Mischung sein: Präsentationen von Branchenstandards wie KNX, Crestron oder Audinate mit DANTE, Spezialisten für noch feinere Bilder und noch bessere Klänge und die ganz Großen der Media-Branche von Sony über Panasonic bis zu LG und Sanyo – um nur einige zu nennen. Denn in Amsterdam sind sie alle da, und sie wären wohl auch noch größer dabei, wenn das Messegelände nicht aus allen Nähten platzen würde.

 

Abendprogramm

Natürlich gehören auch die Abende mit zur Messe. So die Großveranstaltungen wie die Vergabe der InnAVate-Awards oder das Crestfest von Crestron, aber natürlich auch die vielen kleinen Kundenveranstaltungen und Meetings am Rande der Messe. Viele Firmen nützen die ISE, um sich mit ihrem internationalen Sales-Team und/oder den wichtigsten Distributoren zu treffen.

Und so saß so mancher am späteren Abend oder dem früheren Morgen in eben solchen Meetingrooms und hatte zum Teil auch mit eben den technischen Problemen zu kämpfen, die sich ergeben, wenn man mit einem USB-Stick oder einem Lamptop in einen Raum kommt und einen Vortrag halten möchte ...

 

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