PL + S 2023: Perspektiven und Bilanz

02.05.2023

Die Messebesucher, die Austeller, die Stimmung, die Investitionsbereitschaft: 2023 war ein entscheidendes Jahr für die Prolight + Sound in Frankfurt.


Seit 1995 fahre ich jedes Jahr im Frühling nach Frankfurt auf die Prolight + Sound
, vom Corona-Jahr 2021 einmal abgesehen. Die Prolight + Sound hatte und hat den Wegfall der Musikmesse zu verkraften, die Pandemiejahre haben das Ihre getan, und viele große Aussteller sind der Messe ferngeblieben. Doch allen Unkenrufen zum Trotz: Was für eine gute Prolight + Sound 2023!

 

 
Die Prolight + Sound 2023 passte zur Branche wie ein gut sitzender Anzug: Die Aussteller zeigten, was sie drauf haben, viele klotzten mit großen Ständen und absolut sehenswerten Shows, bei denen nicht nur die Technik begeisterte.

Wer nicht ganz so viel Geld in der Kasse hatte - oder es anders ausgeben wollte - erreichte seine Kundinnen und Kunden auch mit einem kleineren Stand. Zum Familientreffen reichten Tisch und Stuhl, Kaffee, Wasser und vielleicht ein paar kleine Snacks.

Und diese Prolight + Sound war tatsächlich auch ein großes Familientreffen, und alle waren da. Auf den Gängen und an den Ständen traf man auch jene, die diesmal nicht mit einem eigenen Stand vertreten waren und jetzt nicht mehr sicher waren, ob sie damit die richtige Entscheidung getroffen hatten.

 

 
"Oh, da geht was", war der Tenor angesichts der überall gut besuchten Stände und der vielen, vielen Leute draußen bei den PA-Vorführungen. Klar: In der Tonhalle 11 dominierte das Museum, und von den großen Spielern hatte gerade mal eine Hand voll die Chance genutzt, ihre Bestandskunden endlich wieder zu treffen und dem Fachpublikum Neuheiten vorzustellen.

Dieses Publikum war übrigens keineswegs nur aus Deutschland, wie man an vielen Ständen hören konnte. Auch auf den Gängen waren alle europäischen Nachbarn vertreten. Dazu flankierten viele kleine und größere Aussteller aus China mit ihren Ständen die Messe von den Rändern her.

Die Kunden waren da, viele Aussteller waren da, die Gespräche waren sehr gut, die Kaufbereitschaft war groß - alles gut, aber natürlich wäre es noch viel schöner gewesen, wenn die beiden großen Probleme bereits gelöst wären.

Zum einen können immer noch viele Hersteller und Vertriebe nicht liefern, weil ja schon nichts mehr geht, wenn von hundert benötigten Teilen nur eines fehlt, das derzeit einfach nicht zu bekommen ist. Und im Moment sieht es fast so aus, als würde immer irgendein Teil gerade fehlen …

 


Zum anderen fehlen die Arbeitskräfte, besonders bei den Firmen, die während der Pandemie Personal ausstellen mussten oder großzügige Vorruhestandregelungen eingeführt haben - und jetzt fehlen genau diese Leute im Team mit ihrer Erfahrung, ihrem Wissen und natürlich auch mit ihrem über viele Jahre gewachsenen Netzwerk.

Beide Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen beheben, auch nicht mit neuen Gesetzen oder anderen Hilfen vom Staat. Auch Bildung und Ausbildung sind zwei wesentliche Faktoren, auf die es jetzt ankommt. Die Leistungsbereitschaft aller in der Branche ist jedenfalls offensichtlich - und gerade jetzt entscheidend!

In Frankfurt auf der Prolight + Sound 2023 konnte man jeden Morgen um 10 Uhr erleben, wie viele, viele begeisterte Leute die Hallen fluteten, um sich über neue Licht-, Medien-, Bühnen- und Tontechnik zu informieren.

 

 
Gerade die großen deutschen Firmen der Branche, die nicht nach Frankfurt gekommen sind, müssen sich ernsthaft fragen, ob sie ein solches Kundenpotential links liegen lassen wollen, um nach dem Motto "Alles auf die ISE!" zu verfahren.

Ohne jeden Zweifel ist die ISE in Barcelona eine großartige internationale Messe. Aber es kann nicht darum gehen, zwei vollkommen unterschiedliche Messen an weit voneinander entfernten Standorten und mit ganz unterschiedlichem Publikum gegeneinander auszuspielen, als ob nur einer als Sieger vom Platz gehen könnte.

Der Messestandort Deutschland ist für unsere gesamte Branche von enormer Bedeutung und muss stark bleiben. Und die gewaltige wirtschaftliche Kraft der DACH-Region und ihrer Nachbarländer lassen Raum für zwei große internationale Messen. Die ISE in Barcelona und die Prolight + Sound in Frankfurt, das ist nicht nur ein geographisch und inhaltlich weit gespannter Bogen, das kann auch eine win-win-Situation für die ganze Branche sein.

 


Dazu kommen die neuen regionalen LEaT-Messen, die Duc Nguyen mit viel Herzblut und Kraft gestaltet hat. In Hamburg und Köln haben sie wunderbar funktioniert, und das wird sicher auch in München so sein.

Es ist schon klar: Wenn dann noch die Neuauflage der Showtech hinzukommt, im November die 32. Tonmeistertagung stattfindet und manche Firmen auch zur PLASA nach London und zur LDI nach Las Vegas gehen, dann ist viel. Viel Arbeit, die im Büro liegen bleibt, viele Reisen und hohe Kosten. Frankfurt, mit seiner guten Erreichbarkeit, ist auch unter diesem Aspekt eine ideale Adresse.

 


Die nächste Prolight + Sound wird vom 19. bis 22. März 2024 stattfinden. Der frühe Termin in der vorletzten Märzwoche kommt Besuchern und Ausstellern entgegen. Er passt besser ins Geschäftsjahr und zu den Jahreskalkulationen der Kunden. Sollte er sich bewähren, sollte er auch beibehalten werden. Die Prolight + Sound am besten und festen Termin zu veranstalten, das ist die Messe Frankfurt ihren Ausstellern und Besuchern schuldig.

Denn dank der Anstrengung der gesamten Branche und ihrer Verbände ist die Prolight + Sound gerade dabei, sich neu und besser aufzustellen. Ihre Perspektiven sind enorm und noch gar nicht zur Gänze abzusehen.

Also seien wir gespannt und freuen wir uns auf die Prolight + Sound 2024!

Text + Fotos: Tom Becker, 2. Mai 2023