Seit der Übernahme durch Bosch im letzten Jahr hat sich bei der Straubinger EVI Audio GmbH einiges verändert. Gunther Matejka unterhielt sich mit Vertriebsleiter Robert Hesse und Werksleiter Konrad Proyer über die neue Firmenstruktur, über Veränderungen, Transparenz und Markenpolitik.
Was hat sich seit der Übernahme durch Bosch verändert, wie ist die Firma aufgestellt? Sie agieren ja jetzt mit einer Doppelspitze.
Robert Hesse: Nach der Akquisition im September 2006 hat man überlegt, wie der Integrationsprozess verlaufen soll – mit dem Ergebnis, aus der Position des Geschäftsführers zwei Positionen zu kreieren, wie das in der Welt von Bosch üblich ist. Einer kümmert sich um das Werk, der andere ist für die kaufmännischen Angelegenheiten verantwortlich. So sind die Positionen von Herrn Proyer und mir entstanden: Herr Proyer ist als Werksleiter verantwortlich für Fertigung, Einkauf, Logistik und Qualitätssicherung, ich übernehme die Bereiche Vertrieb, Service und Kommunikation.
Konrad Proyer: Zuvor war ich Werksleiter in München/Ottobrunn. Jetzt dieses Werk in Straubing und Hohenwarth mit erheblich mehr Mitarbeitern zu leiten, bedeutet natürlich eine riesige Herausforderung. Die erste Zeit war nicht ganz leicht, wir hatten massive Auftragsrückstände, die es erstmals abzubauen galt. Wir haben aber schnell erkannt, wo unsere Probleme liegen und konnten bald mit vereinten Kräften das Ruder herumreißen. Seit Ende des ersten Quartals 2007 sind wir auf einem sehr guten Kurs – die Kundenzufriedenheit wurde dadurch wieder spürbar verbessert.
Der Bau der soeben eingeweihten neuen Fertigungshalle – war das ein wichtiges Signal für die gesamte Belegschaft?
Proyer: Damit wurde verdeutlicht: Man schenkt uns das Vertrauen, uns als zentralen mitteleuropäischen Produktionsstandort von Bosch Sicherheitssysteme GmbH langfristig zu positionieren und uns zu stabilisieren – und dieses Vertrauen wollen wir rechtfertigen! Diese Botschaft wirkte sich äußerst motivierend auf unsere Mitarbeiter aus.
Überhaupt: Vor unseren Mitarbeitern ziehe ich wirklich den Hut. In den vielen Jahren in denen ich in der Produktion arbeite, habe ich selten einen so engagierten Einsatz der Belegschaft erlebt. Ein kleines Beispiel: Neben der erheblichen Produktionssteigerung im letzten Halbjahr haben wir ein völlig neues Produktionskonzept nach Bosch-Standard entwickelt und umgesetzt. Deshalb bin ich auch sehr stolz auf unser Werk und optimistisch für die Zukunft: Mit der neuen Halle, dem neuen Fertigungskonzept und unserem Team und dessen großem Potential können wir am Standort Straubing Großes leisten – auch wenn die nächsten Monate noch viele Anstrengungen und Optimierungen erfordern.
Hesse: Das kann ich nur unterstreichen. So habe ich in den letzten Monaten öfters erlebt, dass kurzfristige Kundenanfragen sofort umgesetzt wurden. Das Team arbeitet hervorragend, ist sehr kooperativ und flexibel. Das ist die beste Voraussetzung für das, was wir letztlich ja alle wollen: Mit zufriedenen Kunden erfolgreich sein.
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Würden Sie sagen, dass nach etwa einem Dreivierteljahr schon ein frischer Wind durch dieses Werk weht?
Hesse: Auf jeden Fall. Wir erlebten schon nach wenigen Monaten Veränderungen. Vieles ist neu – und die Mitarbeiter nehmen diese Veränderungen positiv auf. So kann man beispielsweise deutlich erkennen, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Werk, Entwicklung und Vertrieb wesentlich verbessert hat. Wir haben Prozesse, wie zum Beispiel regelmäßige Meetings eingeführt, mit dem Ziel die Kommunikation und die Transparenz zu erhöhen. Dass wir etwas verändern, haben die Mitarbeiter durch den Bau der neuen Fertigungshalle und des neuen Eingangsbereichs spürbar positiv erlebt.
Noch einmal zur Doppelspitze: Welche Folgen hat die neue Struktur für den Kunden? Werden Geschäftsabläufe dadurch nicht komplizierter, wenn zwei Leute zu entscheiden haben?
Proyer: Nein, das denke ich nicht. Wir haben ja eine ganz klare Trennung: Herr Hesse kümmert sich mit seiner Mannschaft um die Außenwirkung und die Kunden – ich mit meinem Team bin für die internen Belange zuständig. Natürlich spielt das alles zusammen. Denn wenn wir weiterhin innovative und qualitativ hochwertige Produkte entwickeln und herstellen, diese dazu auch noch pünktlich liefern, dann hat Herr Hesse auch zufriedene Kunden..
Die Kompetenzen sind also ganz klar verteilt. Doch ohne Teamwork und Transparenz geht es nicht, richtig?
Proyer: Teamwork ist natürlich sehr, sehr wichtig. Das gilt nicht nur für unser Führungstandem, sondern für die gesamte Firma. Und ich wage zu behaupten, dass Herr Hesse und ich diesen Teamgeist überzeugend vorleben. Das wirkt sich auf alle Ebenen aus.
Hesse: Auch hierzu ein Beispiel: Da unsere Vertriebsmannschaft ganz nah am Kunden ist, bekommen wir auch ständig Feedback bezüglich Produkte und Service. Diese ganzen Anregungen besprechen wir intern. So erhöhen wir die Transparenz. Das heißt: Die Fertigung und Entwicklung bekommt von uns hautnah mit, was sich am Markt abspielt und kann entsprechend reagieren. Dieser interne Dialog wird von unseren Kunden positiv aufgenommen, da sie spüren, dass ihr Input geschätzt wird.
Nach der Bosch-Übernahme: Bleiben die verschiedenen Marken nach wie
vor im Fokus der Vermarktung?
Hesse: Ganz eindeutig: Ja. Wir agieren zwar unter dem Schirm der Bosch Sicherheitssysteme GmbH, denken jedoch in Marken: Wir produzieren Produkte nach Marken, kommunizieren nach Marken und vertreiben nach .Marken
Als Säulen der Marketing-Philosophie galten in den letzten Jahren die Slogans: „Think application – not competition, think customer – not dealer, think problem solution – not pricing.“ Können Sie das auch so unterschreiben, Herr Hesse?
Hesse: Ja, zu 100 Prozent. Das ist die Philosophie, die unsere Marken geprägt hat – und auch weiterhin prägen wird. Die Voraussetzungen dafür sind unter anderem, dass unsere Distributoren und Händler über ein hohes Produktniveau verfügen. Wir werden also auch in der Zukunft kein Billiganbieter für die Masse sein und auch keine Preiskämpfe mitmachen – sondern durch Qualität unsere Kunden überzeugen und durch innovative Features genügend Alleinstellungsmerkmale gegenüber unseren Mitbewerbern herausarbeiten. Alleine die hohe Investition am Standort Straubing unterstreicht unsere Positionierungsstrategie.
Das heißt, auch an dem Konzept der Academys wird festgehalten?
Hesse: Ja, absolut. Wir werden die Academys sogar noch weiter ausbauen. Derzeit arbeiten wir an einem Academy-Rollout für 2008 – das wird ein sehr voller Terminkalender werden.
Zur Person: Konrad Proyer
Der 1964 im bayrischen Rötz geborene Elektrotechniker (Fachrichtung Datenverarbeitung) hat seit 1979 bei Merk Telefonbau – heute Bosch Sicherheitssysteme GmbH nahezu alle Stationen in der Produktion durchlaufen. Begonnen als Facharbeiter, mit anschließender Tätigkeit als Prüftechniker und Fertigungsplaner wechselte er schließlich in die Führungsebene. Dort konnte er sich vom Teamleiter über Gruppenleiter zum Werkleiter in Ottobrunn entwickeln. Seit Oktober 2006 ist der verheiratete Vater eines Kindes Werksleiter SabP für Straubing und Hohenwarth. Neben seiner Familie sind seine Hobbys Fußball, Camping und Angeln.
Zur Person: Robert Hesse
Der 1969 in Nairobi, Kenia, geborene Dipl. Betriebswirt konnte bei Blaupunkt GmbH in verschiedenen leitenden Positionen vielfältige Erfahrungen sammeln. Er arbeitete unter anderem als Länderreferent Osteuropa, Sales & Marketing-Manager Asia-Pacific, Director International Trade Marketing und als Exportleiter und leitender Key Account Manager. Seit April 2007 ist der verheiratete Vater von zwei Kindern Vertriebsleiter EMEA bei Bosch Communications Systems, der Business Unit der Bosch Sicherheitssysteme GmbH. Zu seinen Hobbys zählt der Hardrock-, Soul- und Klassik-Freund Reisen, Tauchen, Golf und Familie.