Rückblick: Meyer in der LANXESS arena

10.11.2020

In Köln verstehen sie keinen Spaß, wenn man den Witz nicht versteht. Mit einer gigantischen Meyer Sound PA schaffen Michael Häck und die POOLGroup das schier Unmögliche: den perfekten Sound für die Lachende Kölnarena.

 

Michael Häck weiß, wovon er spricht, wenn es ums Kölner Karnevalspublikum geht. Er ist freiberuflicher Toningenieur und arbeitet seit 2000 in der LANXESS arena – damals noch Kölnarena – seit 2005 als fester freier Mitarbeiter. Häck ist mittlerweile für den kompletten Sound in der Arena verantwortlich, von der Wartung der Hausanlage, die auch als Alarmierungssystem dient, bis hin zu Systemdesign und Einmessung für all jene Veranstaltungen, bei denen die LANXESS arena als Veranstalter auftritt.

 

  Foto: Daniel Rüdell

 

 

„Die Ansprüche des Kölner Publikums beim Kölner Karneval, das kann ich aus Erfahrung sagen, sind unfassbar hoch", sagt Michael Häck. „Ich habe mich jetzt fünfzehn Jahre lang intensiv damit beschäftigt, wie man diese Veranstaltung bestmöglich beschallt.“

Diese Veranstaltung, die Lachende Kölnarena, ist – prosaisch formuliert – eine Veranstaltungsreihe. Fünfzehn Abende im Zeitraum von vier Wochen, endend immer am Karnevalssonntag, denn, so Häck, „am Rosenmontag sind die Jecken beim Straßenzug.“

Aber bis Rosenmontag ist die Lachende Kölnarena voll: mit 8.500 Jecken pro Abend. Voll ist auch das Programm: acht bis zwölf Bands pro Abend, von Bläck Fööss über Höhner bis Kasalla, zwei Orchester im Wechsel, dazu unzählige Programmpunkte: Sprachbeiträge, Elferrat, Gardetanz, Dreigestirn. Einlass meist um 17:30 Uhr, manchmal auch früher, Ende der Veranstaltung um 01:30 Uhr.

Für die Lachende Kölnarena arbeitet die LANXESS arena immer mit einem externen Dienstleister zusammen – in der Saison 2019/2020 erstmals mit der POOLGroup.

 



Foto: Lachende Kölnarena

 

„Die Kunst ist", sagt Michael Häck, „das alles so zu beschallen, dass möglichst alle sagen: 'die Lautstärke ist ganz wunderbar, ich kann alles verstehen, aber es ist nicht zu laut, ich kann mich trotzdem unterhalten und mir gefällt das auch tonal, die Stimmen klingen angenehm.'" Und das auf allen Plätzen – auch um halb eins morgens und auch im Norden.

Im Norden? Der Norden, das ist das Rund hinter der Kopfbühne, das keineswegs mit einem schwarzen Vorhang abgetrennt ist. Die Sitzreihen im Norden beginnen praktisch zwei Meter hinter dem Elferrat. Bei der Lachenden Kölnarena ist das gesamte Rund des Unterrangs besetzt. Der Innenraum ist komplett bestuhlt.

„Die PA ist über die Jahre immens gewachsen. Wenn ich mir die Bilder von vor zehn Jahren anschaue, frage ich mich, wie wir das damals geschafft haben. Die Meyer Sound PA dieses Jahr, das ist keine Karnevals-PA mehr, das ist eine internationale Festival-PA."

Die "Festival-PA" für die Lachende Kölnarena ist dreigeteilt: Main PA mit Front Fill, Side PA und Nord-PA.

Die Main PA besteht aus zwei 17er-Arrays mit jeweils 13 x LEO und darunter 4 x LYON-W, dazu pro Seite je sechs geflogene Subwoofer 900-LFC als Cardio-Setup, bei dem jeweils der mittlere von dreien gedreht ist, um die Bühne ruhig zu halten.

Zwei 11er-Arrays aus 9 x LYON-M und 2 x LYON-W bilden die Side PA. Für den Front Fill sorgen 10 x ULTRA-X40, die in Kopfhöhe auf Stativen direkt am Bühnenrand stehen und bis in die dritte Zuschauerreihe strahlen, ab da übernimmt die Main PA.

Die Nord-PA besteht aus 12 x UPQ-1P in Zweierpacks und zwei geflogenen Sub-Arrays aus je 3 x 500-HP, wiederum cardioid angeordnet. Dazu kommen 6 x UPJ an der Lichttraverse über der Bühne, um die untersten Sitzreihen des Nordens zu beschallen. Gesteuert wird mit 6 x Galileo GALAXY 816, die ringförmig mit Glasfaser verbunden sind und kurze Wege zu den Lautsprechern haben.

 



Unterhalb der Main PA zu sehen: die UPQ-1P -Zweierpacks, die den Norden beschallen (Foto: Lachende Kölnarena)

 

Wegen des traditionellen Bühnen-Setups, des Lichtdesigns und der Publikumsverteilung in der Halle kann die grundsätzliche Positionierung der PA faktisch kaum geändert werden. Im äußersten Fall kann um einen oder einen halben Meter verschoben werden, meist nur um Zentimeter. „Weil ich die ganzen Wehwehchen seit Jahren kenne, bin ich einer, der um jede zwanzig Zentimeter kämpft - nach links, nach rechts, rauf, runter. Wo kommt das Licht hin? Wie können wir näher zum Publikum?"

Entscheidend für den überragenden Sound, den das Meyer Sound System am Ende lieferte, war dann auch das Finetuning, die hervorragende und akribische Vorbereitung, die Zusammenarbeit mit dem Team der POOLGroup und die über Jahre eingespielte Ton-Crew der LANXESS arena. „Die beste PA bringt mir nichts, wenn die Kommunikation nicht funktioniert. Aber ich kann nur sagen, das war eine glatte Eins mit Sternchen, was die POOLGroup da gemacht hat. Das Team um Jan Flerlage, was die auf der Baustelle geleistet haben, war hervorragend", so Michael Häck.

Häck, der Systeme schon immer akribisch vorbereitet hat, hatte erstmals mit Meyer Sounds MAPP XP geplant und bemisst den Anteil der Vorarbeiten am fabelhaften Endergebnis mit rund achtzig Prozent.

Er hebt zwei Faktoren heraus: Die kleinen Winkel zwischen den Elementen der langen Main-PA-Arrays und die daraus resultierende massive Bündelung bis hinunter zu 200 Hz. Das, so Häck, habe sehr viel Direktschall und damit exzellente Sprachverständlichkeit in den Innenraum gebracht. Und die vollkommen neu konzipierte Beschallung des Nordens. Dort hat der massivste Systemumbau stattgefunden. Statt mehrerer Line Arrays – wie in den vergangenen Jahren – beschallte Häck das Halbrund hinter der Bühne mit lediglich 12 x UPQ.

Ich habe im Vorfeld einen Testaufbau und Testmessungen mit UPQ Point Source Lautsprechern gemacht, und ich habe es geschafft, von über 40 Line-Array-Elementen auf 12 UPQ zu wechseln. Die haben wir einfach mit einem Winkel von 30 Grad untereinander gehängt und hatten ein fantastisches Ergebnis. Immer in Zweier-Pärchen auf sechs Positionen, bespielen die das Halbrund hinter der Bühne. Tonal war das ein wunderbarer Übergang zu den Arrays, mit einem guten akustischen Gesamtergebnis."

 

  Foto: Daniel Rüdell

 

Natürlich ist es für Michael Häck und die erfahrene Ton-Crew der LANXESS arena mit der Planung des Soundsystems bei weitem nicht getan. Von den Bands, die mittlerweile ihr gesamtes Equipment selbst dabei haben, kommt nur noch eine Mono- oder Stereosumme, weswegen bestmöglicher Kontakt zu den Band-Mischern gehalten werden muss.

Alles andere mischt das LANXESS-Team: sämtliche Sprachbeiträge, den Präsidenten, das Dreigestirn und die Orchester, die den ganzen Abend Auf- und Abtrittsmusik spielen, Tanzgarden begleiten oder mit den Bands mitspielen und Bläsersätze liefern. All dem muss das System gerecht werden und tut es: „Durch die Definition der Meyer Sound PA haben wir Instrumente gehört, die früher einfach nicht zu hören waren. Und das bei jeder Lautstärke. Es gab keinen Unterschied in der Tonalität. Wir konnten auf ein halbes dB genau zielen und einfach lauter oder leiser machen", so Häck.

Und natürlich fanden in der LANXESS arena zwischen den "Lachende"-Abenden andere Veranstaltungen und die Heimspiele der Kölner Haie statt. Was wiederum der Crew der POOLGroup die schöne Gelegenheit verschaffte, in Rekordzeiten auf- und abzubauen.

Viermal insgesamt, wenn man die Auftaktveranstaltung "11. im 11." mitrechnet, die auch der traditionelle Probelauf des Soundsystems ist. „Die haben eine Super-Traversen-Konstruktion gebaut, damit das ratzfatz wieder reingehängt werden kann, und die waren so schnell! Spätestens morgens um sechs war die Anlage draußen, und wenn sie morgens um sechs rein sind, hat die Anlage mittags um zwölf wieder gespielt", sagt Häck.

Und die Frage, mit der sich Michael Häck so viele Jahre beschäftigt hat, ist jetzt beantwortet: die bestmögliche Beschallung für die Lachende Kölnarena bekommt man mit einem System von Meyer Sound.