Zum dritten Mal fand die World Music Expo, kurz WOMEX, vom 26. bis 30. Oktober 2011 in Kopenhagen statt. Sie ist die weltgrößte Messe für Weltmusik: 270 Stände mit 700 ausstellenden Firmen und Organisationen aus 68 Ländern, dazu 2.250 Fachbesucher und 1.250 Unternehmen aus 98 Ländern, 700 Konzert- und Festival Booker und 400 Journalisten gaben sich unter anderen auf der diesjährigen Veranstaltung die Ehre.
Kleinere Konzerte und Konferenzen wurden tagsüber auf einer Bühne auf dem Messegelände realisiert. Am Abend fand im Rundfunkhaus des dänischen Radios DR ein umfangreiches Musikprogramm mit 320 Künstlern aus 52 Ländern in 60 Konzerten statt. Qualität wurde hier nicht nur inhaltlich, sondern auch ausstattungstechnisch großgeschrieben: Nach einen PA-Konzept von all around music Berlin unter Leitung von Toshi Rösner waren elf Mischpulte aus dem Hause DiGiCo im Einsatz: Von D1 über D5 und D5T bis hin zu SD7 und SD8 standen sie für den musikalischen und sprachlichen Dauerbetrieb bereit.
Grund für die längerfristige Präsentation in Dänemarks Hauptstadt war eine dreijährige Patenschaft mit World Music Fair Copenhagen, einer Gesellschaft bestehend aus den Veranstaltungsorganisationen des dänischen Roskilde Festivals, Copenhagen Jazz Festivals und Wonderful Copenhagen. Das DR Rundfunkhaus bot im Rahmen des aufwendig gestalteten Abendprogrammes einzigartige und für die Besucher gut erreichbare Spielorte unter einem Dach, geräumige Studios mit einer für akustische Zwecke exzellenten Raumarchitektur.
So war zum Beispiel der „Concertsaalen“ die Spielstätte für große, symphonische Darbietungen. In den Studios sowie im Foyer wurden weitere Bühnen „installiert“, so dass der WOMEX innerhalb des Rundfunks insgesamt fünf Showcases zur Verfügung standen. Mit der Bühne auf der Messe waren es dann sechs.
Das Konzept für die in diesem Event zum Einsatz kommende Pro Audio- und Lichttechnik wird schon seit vielen Jahren in Deutschland ausgearbeitet. Toshi Rösner von all around music Berlin, Technical Director WOMEX Showcases, war verantwortlich dafür, dass man den Künstlern und wichtigsten Vertretern des Business tontechnisch die besten Voraussetzungen bieten konnte – darüber hinaus organisierte er auch die anspruchsvolle Festivaldatenbank.
Rösner erklärt: „Auf der WOMEX präsentieren sich unterschiedlichste Künstler aus verschiedenen Kulturen. Demzufolge gestalten sich die Darbietungen von konzertant bis feurig, ja sogar klanglich fast explosiv – alle Facetten, die die musikalische Bandbreite zu bieten hat, sind hier mit dabei. Von Solomusikern bis hin zu Big Bands und Orchestern haben wir dazu auch noch die unterschiedlichsten Ensemblevarianten.
In der Planung haben wir erst gar keine Kompromisse gemacht und die tontechnische Ausstattung der Regien ausschließlich mit DiGiCo-Pulten konzipiert. Hier kamen sowohl die schon langjährig etablierten D1- und D5-Pulte zum Einsatz, als auch die neueren Pulte aus der DiGiCo SD-Serie, SD7 und SD8.
Die diesjährige Ausstattung war optimal: Feinste Räume, Top Material und sehr gute Ton-Crews. Daher haben wir die Pulte an einigen Plätzen sogar ein wenig überdimensioniert, so dass Flexibilität, Übersichtlichkeit und eine Vielzahl von Kanälen den Tontechnikern ein komfortables Arbeiten ermöglichten, anstelle komplizierter Patches. Insgesamt spielten während der WOMEX neun Konsolen von den dänischen Verleihern DPA, Comtech und dem dänischen Rundfunk. Zwei weitere Pulte, eine SD7- und eine D5-Konsole standen als Reserve bereit. Diese waren extra so komfortabel gewählt, damit im Notfall nicht auch noch „downgegraded“ werden musste.“
Toshi Rösner resümiert die WOMEX-Historie: „In der 17jährigen Messegeschichte war es ein langer Weg von der traditionellen analogen Mischpulttechnik bis hin zum heutigen Digitalkomfort. Am Anfang wurde noch viel aufgeschrieben, ins Diktiergerät gesprochen, gütig geteilt und umgesteckt.
Die Dynamics und Effekte waren eher begrenzt. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen bekam jeder Show-Act einen umfangreichen Soundcheck. Daher war man bei der WOMEX schon sehr früh an einem Wechsel zur Digitaltechnik interessiert, um hier zügiger und qualitativ einheitlich arbeiten zu können. Dennoch war der Umstieg von Problemen geprägt:
Die Tontechniker wollten ihre gewohnte Arbeitsweise nicht missen, die Tech-Rider waren gefüllt mit Vermerken „No Digital“. Aus diesem Grund standen die Hersteller neben den Pulten, erklärten, halfen und verteilten Bedienungsanleitungen. Unsicherheiten beim Speichern, Transfern und Gainsharing führten zunächst zu Fehlern, bis nach der Phase der Eingewöhnung ein verwendbarer, einheitlicher Workflow entstand.
Ähnlich wie in der analogen Welt die Reihenfolge Bassdrum, Snare, Hihat ein international ungeschriebenes Anwendungsverfahren ist, so bildeten sich auch digitale Verhaltensregeln beim Transfer von Files, Festivalpatches, Pult und benutzerdefinierten Presets.
Heute gibt es keine einzige Beschwerde mehr, wenn ausschließlich Digitalkonsolen zum Einsatz kommen. Es folgt ein kurzes dankbares Kopfnicken des Tontechnikers, dann geht es los: einfach die Konsole übernehmen, als wäre sie ein analoger Tisch, USB-Stick rein und fertig. Das richtige Feeling kommt auf, wenn das Pult bei aller Power in der Oberfläche nicht zu klein gestaltet ist..
Das Ziel des all around music Teams waren schlanke, aufgeräumte Regien mit exzellenter Technik. „Dass wir die Messe mit DiGiCo ausgestattet haben, hatte viele Vorteile“, erläutert Rösner. „Die Marke ist bei allen Teilnehmern akzeptiert. Bis auf das Foyer haben wir alle Pulte mit Optocores verbunden.
Im Rundfunkhaus waren die Leitungen zum Teil fest installiert, so dass wir diese mit den Pulten bequem und zeitsparend nutzen konnten. In maximaler Güte der Signale gingen daher Splits an die Rundfunkregien im Haus. Die Sender BBC und NRK ließen sich zur Erstellung von Mehrspuraufnahmen direkt am FOH über MADI versorgen.“
Innerhalb der User-Gruppe gab es auf der WOMEX professionelle und sehr erfahrene DiGiCo-Anwender, die von Bertel Baagoe und Christine Andersen, beide langjährig mit der Produktionsleitung des Roskilde Festivals vertraut, zusammengestellt wurden.
Unter den Tonspezialisten waren dänische Sound-Legenden vertreten, deren Namen von den Verleihfirmen auf den Cases ihrer Lieblingskonsole verewigt waren, wie zum Beispiel das SD7 Pedersen, das D5T Pallensen oder D5T Johansen. Die Toningenieure konnten unterschiedlichste Szenarien unbeschwert konstruieren und hinterlegen – die klangliche Qualität ließ sich daher mit großen Konzerttouren oder dem berühmten Montreux Jazz Festival durchaus messen.
Die WOMEX tourt jährlich durch verschiedene europäische Städte und wird 2012 vom 17. bis 21. Oktober in Thessaloniki, Griechenland stattfinden, 2013 dann im englischen Cardiff.
www.womex.com