Direkt am REWE-Parkplatz, so lautet die treffende Wegbeschreibung zur Weimarer Viehauktionshalle. Doch was einen dort erwartet, ist dann doch erstaunlich: Ein Fachwerk-Stadel von imponierender Größe - innen misst der Raum etwa 12 mal 40 Meter, und offenbar ist das Ganze schon lange dem Verfall preisgegeben. So hat man das Dach für die Aufführungen notdürftig geflickt.
Jetzt wurde er zum Standort einer der ungewöhnlichsten Inszenierungen, die Robert Wilson wohl jemals gemacht hat: Keine Bühne, keine Schauspieler, kein Stück, keine Handlung - nur Musik. Die aber hat's in sich. Franz Liszt hat zu den 14 Kreuzwegstationen Jesu Christi musikalische Bilder entworfen. "Eindringlich" verniedlicht das Ganze.
In Weimar am Parkplatz erzählte uns Liszts Urenkelin Nike Wagner, dass der Komponist dieses Werk eigentlich im römischen Forum Romanum aufgeführt haben wollte. Der selbe Größenwahn, der sie bewogen habe, Robert Wilson nach Weimar zu holen.
Eine Orgel, ein Chor, eine Sopranistin, ein Bariton und Klavier, das ist die Besetzung, und die Musiker haben in zwei Weimarer Kirchen die Musik eingespielt, in der Viehauktionshalle kommt der Ton aus einer Vielzahl von Lautsprechern von Meyer Sound und einer Steuerung von IOSONO. Dreidimensional im Raum.
In dem wuchtigen Holzbau der Viehauktionshalle wurden 199 drehbare Hocker in den Boden gerammt, und auch dafür gab es einen Sponsor, wie Nike Wagner berichtet, sicher den richtigen für diesen Zweck: Hilti!
Anschließend wurde die Halle mit Kies aufgeschüttet, was man einfach gut haben kann. Und für den trockenen Raumklang ist es auch nicht verkehrt.
Darum herum hat man eine Gaze gespannt, dahinter der Lichtschacht und Wilsons Leuchten-Welt. Wer Wilson kennt, findet hier eindeutig seine Handschrift. Doch hinter den vier Stoff-Wänden verbergen sich nicht nur jede Menge LED-Systeme, es wurden auch 54 Melodie-Systeme von Meyer Sound verbaut.
Technisch steckt weit mehr dahinter, wie Stephan Mauer von IOSONO in unserem Video-Interview erklärt.
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Ein ganz neues Konzerterlebnis: Sich im Raum drehen zu der Wand, die Wilson gerade mit Licht bespielt oder dahin, wo die Orgel her kommt, der Chor, das Klavier. Mal schaut man die um einen herum Sitzenden frontal an, mal sieht man den Rücken, wie gewöhnt, mal kann man das Profil der Nachbarin studieren, wie sie sich auf die Musik konzentriert.
Wir kennen alle Rock- und Pop-Konzerte, wo Licht- und Video-Shows Teil des Ganzen sind, wir haben Medientechnik-Inszenierungen im Fernsehen gesehen, doch die klassische Musik kommt oft ganz ohne Licht-Effekte aus, man fürchtet eher, sie könnten bei der Konzentration stören.
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In Weimar hat es Robert Wilson mit einem verblüffend motivierten und blitzgescheiten Team geschafft, optische und akustische Reize so zu setzen, dass sie der ohnehin eindrucksvollen Musik von Franz Liszt um das dramatische Thema der Kreuzigung Christi eine zusätzliche Intensität gegeben haben. Ein Ereignis!
www.iosono-sound.com