Ton im Tivoli Stadion

15.02.2011

Renkus-Heinz beschallt den neuen Tivoli von Alemannia Aachen.

Eng, steil, laut und gelb – das ist die Kurzform der Beschreibung des alten Tivoli Stadions des Fußballzweitligisten Alemannia Aachen. Der in den Vereinsfarben schwarz-gelb gestaltete neue Tivoli von Alemannia Aachen sollte die favorisierte Atmosphäre aufgreifen und ist in seiner aktuellen großzügigen Bauform mit überdachten Rängen ein Tribut an die Fans.

Bei jedem Heimspiel gleicht das Stadion akustisch einem Hexenkessel. Aufgrund dieser schon im alten Stadion präsenten Grundlautstärke wurde seitens des beauftragten Systemintegrators Scanvest aus Köln-Frechen eine Renkus-Heinz Allwetter-Beschallungsanlage konzipiert, die selbst bei hohen Pegeln noch über eine außerordentlich gute Sprachverständlichkeit verfügt.

Gebaut von der Hellmich Unternehmensgruppe aus Dinslaken, verfügt der neue Tivoli von Alemannia Aachen über 32.900 Plätze, die sich auf 11.496 Stehplätze, 19.655 Sitzplätze, 1.272 Business Seats, 22 Logen mit je zehn Plätzen, 95 Rollstuhl-Plätze, 110 Presseplätze und zwei Eventlogen für je 40 Gäste verteilen. Damit gehört das neue Fußballstadion zu den größten in der Zweiten Fußball Bundesliga. Seit August 2009 spielt Alemannia Aachen im neu gebauten Stadion, das die traditionelle Spielstätte gleichen Namens größer, schöner und mit zahlreichen Extras mehr als nur adäquat ersetzt. Gemeinsam mit dem Reitstadion des Aachen-Laurensberger Rennverein – kurz ALRV –  bildet der Tivoli den Sportpark Soers, eines der wichtigsten Aachener Stadtentwicklungsprojekte der letzten Jahre.

Stephan van der Kooi, Projektleiter für den Neubau des Aachener Tivoli, beschreibt die Aufgabenstellung für die Baufirma: „Der Tivoli Aachen ist als reines Fußballstadion konzipiert, kann aber auch unter Umständen andere Sportarten bedienen. Uns war es sehr wichtig, die begeisterten Emotionen und das lautstarke Anfeuern der Fans vom alten Stadion auch in das neue Stadion zu übertragen.

Unsere Forderung an die Planer war die Erweiterung der Stadionkapazität und die Erhöhung des Komforts für das Publikum. Daher hat der Architekt die Anzahl der Plätze erhöht, mehr Sitz- als Stehplätze eingeplant und einen Großteil der Plätze durch eine geschickte Dachkonstruktion geschützt – Sitzplätze sowie Dachkonstruktion sind selbstverständlich in der Vereinsfarbe gelb gehalten, Kioske und Stahlelemente setzen schwarze Akzente.

Auf den beiden Längsseiten des Stadions sind charakteristische Boxen in gelb platziert, die zum einen eine Fankneipe und einen Fanshop, zum anderen die Business-Lounge beinhalten. Der Name Tivoli ist zum Beispiel durch schwarze Sitzgruppen innerhalb der gelben Sitzreihen visualisiert. Das Stadion besteht aus einem Material-Mix von Stahl, Beton und Glas. Die Akustik des verwendeten Trapezblechs für das tief herunter gezogene Stadiondach ist eine starke Reflektionsfläche für den Schall, der ein typisches Stück Tivoli ausmacht.“

Das Systemhaus Scanvest gilt als erfahrener Spezialist für Kommunikation, IT und Sicherheit. Innerhalb der Mitbewerber konnte sich das Kölner Projektteam unter der Leitung von Frank Martin in Kooperation mit dem deutschen Renkus-Heinz Distributeur, atlantic audio, in der Ausschreibung erfolgreich durchsetzen. Im gemeinsamen Austausch wurde vorab eine Simulation auf Basis der Kundenanforderung erstellt.

Aufgabe war es, im Rahmen der Neubaumaßnahme eine leistungsfähige Event-Beschallung für die „Stadionschüssel“ kombiniert mit einer ELA-Anlage unter strenger Beachtung der gesetzlichen Vorschriften für Evakuierungssysteme zu realisieren. Eine konzeptionell anspruchsvolle Renkus-Heinz Beschallungsanlage wurde als Pro-Audio-Soundsystem für den Stadioninnenraum installiert, hinzu kam ein 100 Volt ELA-System für die Innen- und Nebenräume sowie Pro-Audio-Sound-Installationen für den Pressekonferenzraum und den Business Club.

In der Realisierung hat Scanvest mit der Gesikom GmbH aus Stolberg, einem Geschäftspartner für Elektro-, Sicherheits- und Kommunikationstechnik unter der Leitung von Norbert Harperscheidt, zusammengearbeitet. Alle Anlagen wurden über ein Sound-Netzwerk als Cobranet-Applikation verknüpft. Des Weiteren beinhaltete die Aufgabenstellung an Scanvest den kompletten Media-Support (die Leitungsstruktur für die gesamte Broadcasttechnik sowie für die betriebsinterne Schaltung von Audio- und Videosignalen, zum Beispiel für Fan-TV), die Bereitstellung einer Videosicherheitsüberwachung für die Polizei, eine Einbruchsmeldeanlage, Schalter-/ Sprechanlagen, einen Brandmelder sowie ein Arrestzellennotrufsystem, da das Stadion im unteren Bereich für den Fall der Fälle über eine hauseigenes Gefängnis verfügt.

Frank Martin beschreibt den Materialeinsatz: „Der Kunde hat in seinem Anforderungsprofil hohen Wert auf eine exzellente Sprachverständlichkeit gelegt. Darüber hinaus wurden Lautsprecherpositionen durch fixe Hängepunkte in den Querträgern des Stadiondaches vorgegeben. Diese Querträger wurden in Abstimmung mit der Bauleitung auf das Gewicht der Lautsprecher ausgelegt. Ingesamt wurden 17 Renkus-Heinz ST 7 und 17 Renkus-Heinz ST 7 M Lautsprecher, 11 SG 121 und 12 SG 151 aufgehangen – über das Dach verteilt ist dies eine Last von über vier Tonnen nur für die Beschallung.“

Stephan van der Kooi fügt hinzu: „Die weiteste Entfernung zwischen Lautsprecher und einem Zuschauerplatz in der ersten Reihe beträgt 24 Meter, das musste seitens Scanvest bei der Auswahl des Systems ebenfalls berücksichtigt werden. Bei der Entscheidung für das Beschallungssystem gab es zunächst zwei Möglichkeiten: Entweder ein herkömmliches System mit Endstufenracks und kilometerlange Lautsprecherleitungen unter dem Dach oder ein auf einem Audionetzwerk basierendes Beschallungskonzept mit self-powered Lautsprechern. Da wir keinen Catwalk unter dem Stadiondach haben wollten, fiel die erste Möglichkeit sehr schnell durch. Den Kostenvorteil hätten wir durch die überdurchschnittlich langen Kabelwege schnell eingebüßt.“

Frank Martin erklärt: „Das self-powered Renkus-Heinz System mit der hauseigenen Computer-Software RHAON (Renkus-Heinz Audio Operations Netzwork) ist auf maximale Flexibilität angelegt und arbeitet sehr zuverlässig. Hier kommt die Renkus-Heinz Expertise für wetterfeste aktive Systeme zum Tragen. Mit dem netzwerkbasierten Renkus-Heinz System führt nur eine CAT-5-Leitung mit der Funktion der Signalübertragung und –kontrolle zu jedem Lautsprecher. Es erlaubt, jeden einzelnen Lautsprecher zu überwachen und anzusteuern. Gleichzeitig erfüllt es auch die vorgegebenen Normen zur Evakuierung.

20 Renkus-Heinz CF-61-Lautsprecher kommen im Business Club und in den Lounges zum Einsatz, zwei Renkus-Heinz CF 81 im Presseraum. Alle Lautsprecher sind komplett mit RHAON in aktiver Ausführung und Sonderlackierung versehen. Ankündigungen, Unterhaltung und Informationen wie etwa Evakuierungshinweise können in die Stadionschüssel sowie in den Restaurants, Bars, Presse- und VIP Räumen geroutet werden.“

„Die Netzwerklösung kommt uns bei der täglichen Arbeit mit dem Beschallungssystem zu Gute“, freut sich Stephan van der Kooi. „So können wir Signale aus unterschiedlichen Bereichen des Stadions, wie zum Beispiel aus den VIP-Logen, dem Pressekonferenzraum oder der Tribüne bi-direktional in einen anderen Bereich senden. Neben der technischen Flexibilität war uns natürlich auch die Optik besonders wichtig und die Option, die Lautsprecher in den Vereinsfarben Gelb und Schwarz zu lackieren. Jetzt haben wir ein Erstliga-reifes Stadion- und Beschallungskonzept, was sicherlich auch für unsere sportlichen Ambitionen von Vorteil ist. Letztendlich entscheidet immer die Reaktion des Publikums. Und dies hat den neuen Tivoli längst als neue Heimat akzeptiert.“

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