Wie fällt die Luxus-Branche auf die Füße?

24.04.2020

Ein Interview mit Alexander Wilhelm von Wilhelm & Willhalm mitten in der Corona-Krise über die Situation der Firma, die Bedeutung der Branche und die Chancen für eine bessere Zukunft ohne Preisschlachten.

 

Die Wilhelm & Willhalm event technology group mit Niederlassungen in Aschheim bei München, der Allianz Arena München und in Hamburg wurde 1991 von Alexander Wilhelm und Andreas Willhalm gegründet und ist bis heute im Besitz der Gründer.

Bekannt wurde das Unternehmen als Technikdienstleister für den FC Bayern München, doch das ist natürlich längst nicht alles. So werden Firmenveranstaltungen ebenso betreut wie Events, Hauptversammlungen und auch in so manchem Bierzelt auf dem Münchner Oktoberfest kommt die Technik von WWVT – nur nicht in diesem Jahr ohne Wies'n.

 

Alexander Wilhelm

Alexander Wilhelm von Wilhelm & Willhalm

 

Der Stand der Dinge

 

Tom Becker: Wie viele Festangestellte gibt es bei Wilhelm und Willhalm?

Alexander Wilhelm: Wir haben aktuell knapp 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da haben wir schon letztes Jahr reduziert, weniger aus Kostengründen, vielmehr weil wir uns nicht mehr wohlgefühlt hatten in der Größe von fast 90. Gefühlt wurden wir zu starr, träge und deutlich unflexibler, was unserem Unternehmensspirit komplett widerspricht.

 

Becker: Zu diesen 60 kommt ja sicher noch ein großer Pool an Freelancern ...

Wilhelm: … Und die haben es jetzt natürlich ganz schlecht.

 

Becker: Und was ist mit den Festangestellten?

Wilhelm: Der Großteil befindet sich in Kurzarbeit. Wir haben noch gerade mal vier oder fünf Leute hier einschließlich der Azubis, um die wir uns jetzt sehr intensiv kümmern können, sie sind sowieso von der Möglichkeit der Kurzarbeit ausgeschlossen und können sich jetzt einmal mehr ohne Druck, aber mit helfender Hand, beweisen. Der Fokus unserer weiteren Planung liegt ganz klar weniger auf dem monetären Erfolg des Unternehmens, die Erhaltung aller Arbeitsplätze unseres Teams und der Familien steht für uns absolut im Vordergrund. Wir empfinden das als ethische Verpflichtung.

 

Blick auf das Firmengebäude von Wilhelm & Willhalm

Jetzt steht der Betrieb fast still ...

 

Becker: Ihr habt ja eigentlich vier oder fünf Segmente im Unternehmen, Dry Hire, Sales, Produktionen und Installationen - und die Fortbildung. Geht eigentlich überhaupt noch was?

Wilhelm: „a bisserl was geht immer“ sagt der Monaco Franze … Ja, in der Installation und im Sales gibt es noch Projekte. Rental liegt quasi brach, ein paar Streamings und virtuelle Konferenzen, im Dry hire mal eine Kabeltrommel oder so was. Der Bereich ist, wie überall, komplett am Boden.

 

Becker: Was meinst Du, wie sieht die Zukunft aus?

Wilhelm: Unserer Meinung nach passiert dieses Jahr nichts mehr. Unsere Liquiditätsplanung ist sehr konservativ aufgestellt und kalkuliert und sieht vor, dass wir maximal 2 % des Volumens dessen erreichen, was das Jahr in Aussicht stellte zu Beginn.

Wir haben noch das Glück, dass wir langfristige Verträge über mehrere Jahre haben und wissen, dass es weiter gehen wird, wenn dann hoffentlich irgendwann ein Impfstoff auf den Markt kommen wird. 

Auch ein Oktoberfest wird natürlich nächstes Jahr wiederkommen. Ich gehe aber davon aus, dass dieses Jahr keine großen Veranstaltungen, keine Messen, nichts mehr stattfindet. Vieles wird sich verändern und Schwerpunkte werden sich verlagern.

Internationale Tagungen, auch ein großes Geschäftsfeld bei W&W, werden wir leider lange nicht mehr sehen, schon wegen der ganzen Reisebeschränkungen. Das alles wird es so lange nicht geben, bis es ein wirksames Medikament gibt.

 

Becker: Glaubst Du, dass es dann schnell wieder losgeht?

Wilhelm: Dann wird die Branche vermutlich durch die Decke gehen, weil die Leute nach einer langen Zeit der Isolation wieder raus wollen, kollektiv feiern.
Trotzdem wird ein Umdenken stattfinden, wir sind der festen Überzeugung, dass Alles zunächst auf Sparflamme gekocht werden wird und nach dem konjunkturellen Einbruch auch werden muss. Es wird nicht mehr diese maßlosen Events geben, auch Reisetermine zu Meetings werden wir in der Form nicht mehr sehen.

 

Becker: Die Videokonferenzen funktionieren immer besser …

Wilhelm: Genau, ganz viele Firmen stellen jetzt fest, das ist eigentlich viel effektiver, das funktioniert per Video-Konferenz ganz, ganz schnell und hervorragend. Ich schicke meinen Mitarbeiter nicht mehr per Flieger acht Stunden für ein 30 Minuten Meeting und Heidengeld durch die Weltgeschichte, warum auch…

 

Becker: Das ist ja aber auch für Euch ein wichtiger Teil des Geschäfts …

Wilhelm: Stimmt, aber solche Veranstaltungen wird es sicherlich viel weniger geben, weil die Wirtschaft in einer global nie dagewesenen Rezession steckt.
Ich glaube, es wird erst mal fünf, sechs oder sieben Jahre dauern, bis diese unbeschwerte Investitionsbereitschaft bei den Firmen wieder vorhanden sein wird. Jetzt müssen die Gelder erstmal zusammengehalten werden, auch aus einer sozialen Verantwortung den Mitarbeitern gegenüber, die jetzt teils lange in Kurzarbeit stecken. Es gilt, die Löcher zu stopfen und die Wunden zu lecken.

Wir kalkulieren für dieses Jahr mit Umsätzen von 20.000 bis 30.000 Euro pro Monat, darauf haben wir uns eingestellt. Alles, was darüber raus geht, ist schön, aber für den Moment ist das unser gutes und durchaus realistisches Worst-Case-Szenario. Wir stellen uns bis April 2021 solide auf.

 

Becker: Und damit kommt Ihr über das Jahr?

Wilhelm: Wir haben ja schon im Januar die Lage in China sehr genau beobachtet und umgehend proaktiv reagiert, so etwa die Teilnahme an der ISE abgesagt, Desinfektionsautomaten im Betrieb aufgestellt und unser Team deutlich zu sensibilisieren versucht.

Es gab schon viel ungläubiges Achselzucken, Schmunzeln und Gelächter als Reaktion, als wir im Januar gesagt hatten: "Leute, Achtung, das Ding kommt zu uns, und in acht Wochen steht bei uns alles still."

Wer China ein wenig kennt und über eine gewisse Feinfühligkeit verfügt, konnte damals schon sehr schnell erkennen, dass diesmal etwas anders ist und globales Potential besitzt.

Aus diesem Grund haben wir damals schon Investitionen gebremst und den Reaktor etwas heruntergefahren, uns schon mit zwei Monaten Vorlauf klein gemacht und nicht so dringliche Dinge vorerst zurückgestellt. Zudem wurden Vertriebsbesuche in unserem Haus bereits Anfang Februar untersagt.

 

Becker: Wie macht man sich klein?

Wilhelm: Gute Frage! Das geht runter bis hin zum Abmelden eines Teils der Fahrzeugflotte, Herunterdrehen der Heizung, Streamingdienste abmelden. Ganz banale Geschichten wie Telefonverträge zurück schrauben auf ein Minimum, weil die Leute nicht draußen sind, man kann auch im Kleinen hier und dort einen Tausender sparen, aber trotzdem wird es auch für uns insgesamt eine große Herausforderung in der Krise.

 

Aus der Krise lernen

 

Firmengebäude von Wilhelm & Willhalm

Das Firmengebäude von Wilhelm & Willhalm in Aschheim bei München

 

Becker: Ich wollte mit Dir sprechen, weil Ihr Euch ja gerade sehr stark gemacht habt dafür, aus der Krise zu lernen und künftig für vernünftige Preise einzustehen …

Wilhelm: Das war von uns eine Reaktion auf Statements mancher Firmen nach dem Motto: "Frau Merkel, helfen Sie uns jetzt - oder …"

Das fand ich einfach ein bisschen, sagen wir, zu einfach, zu fordernd, zu selbstüberschätzend. Ich glaube, dass wir als Event-Dienstleister einsehen müssen, dass wir ein reines Luxus-Segment sind, in keiner Weise lebensnotwendig.

Wir sind genau genommen ein Werkzeug der Luxus-Gesellschaft, in dem wir alles schön bunt und laut machen und chic, aber wir sind keineswegs in der Position, jetzt besondere Forderungen zu stellen, zumal wir ja freie Unternehmer sind.

Das heißt nicht, dass es uns nicht trifft, dass wir sagen könnten, uns geht es gut, wir haben Rücklagen gebildet, warum seid ihr alle so doof, dass ihr nicht mindestens für ein halbes Jahr Rücklagen habt, auch wir haben leider keinen Donald-Duckschen Geldspeicher im Keller.

Aber schauen wir uns die Situation an: Die Soforthilfe hier in Bayern kommt ja wirklich unbürokratisch, hier hilft der Staat, auch wenn das keine Unsummen sind, dann hat man die Möglichkeit, seine Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, das heißt, sie sind – wenn auch reduziert – aber immerhin versorgt, was ja ein ganz wesentlicher Punkt ist.

Und dann hat man die Möglichkeit, spezielle Kredite aufzunehmen, was natürlich unangenehm ist, aber weiterhilft. Ja, man muss sie zurückbezahlen und ja, es wird einem nicht der Betrieb saniert, aber hey – in welchem Luxus leben wir denn bitte in Deutschland? Andere Staaten lassen ihre Unternehmen da ganz anders im Regen stehen.

Es betrifft, und das hat mich ein wenig geärgert an manchen Posts, die ich sehe, alle Bereiche und Wirtschaftszweige, also beispielsweise die Hotellerie, die ganze Reise-Branche, also alles, was eigentlich zum Luxus gehört, sie alle hängen vollständig in der Luft, sind völlig kaputt.

Und abgesehen davon spielen sich ja neben den wirtschaftlichen Dramen noch menschliche Dramen ab. Sprich: Es sterben Leute, es gibt mehr häusliche Gewalt und so weiter.

Da sind also mannigfaltige Probleme jetzt plötzlich omnipräsent, die unserer Meinung nach viel gravierender sind als die Leiden einer Event-Branche. Klar ist es schlimm für uns alle, aber daraus jetzt abzuleiten, die Bundesregierung müsse sich jetzt vorrangig um die Event-Firmen kümmern … - sprich, man sollte sich selbst nicht als das Zentrum des Universums betrachten und dankbar sein, für alles, das bereits jetzt relativ unbürokratisch angeboten wird an Hilfsmitteln.

 

Bessere Zukunft jetzt!

 

Blick aus dem Büro von Wilhelm & Willhalm

Der Blick aus dem Büro geht bis in die bayerischen Berge.

 

Becker: Jetzt hast Du auf Facebook gepostet, die Lage ist eben so, wir müssen nur daraus lernen. Stoppt das Dumping, die Chance für eine bessere Zukunft ist jetzt.

Wilhelm: Ja, richtig.

 

Becker: Wo siehst Du denn ausgerechnet jetzt die Möglichkeiten? Ist nicht eher damit zu rechnen, dass der Preiskampf noch schlimmer wird, wenn es endlich wieder etwas zu veranstalten gibt?

Wilhelm: Ja, ja, das wird noch schlimmer. Aber das ist ja genau das Problem, bei dem Posting haben auch die unterschrieben, die in den letzten Jahren genau dieses Preis-Dumping mitbetrieben und in jeder Ausschreibung gegenseitig unterboten haben. Das hat für mich so einen faden Beigeschmack mit Heiligenschein.

Den Grundstein, dass es die großen Firmen so hart erwischt – wir sind ja gar nicht groß, vielleicht kratzen wir an mittelgroß -, den Grundstein haben viele seit Jahren selbst gelegt mit permanentem Kalkulationskamikaze. Zu einem betriebswirtschaftlich gesunden Wirtschaften gehört auch das Anlegen einer Kapitaldecke. Für schlechte Zeiten, für Notfälle, für besondere Events, einfach als Sicherheit.

Dieses ewige Operieren an dem Punkt, na ja, da haben wir ein bisschen was verdient und machen es dann doch und machen es noch mal billiger - das machte nie und macht jetzt einmal mehr keinen Sinn.

Man sollte nicht nur immer mit dem Finger auf andere zeigen, sondern sich – gerade jetzt – selbst reflektieren, Fehler erkennen und – noch wichtiger eingestehen – und vor allem daraus lernen.

 

Hausmesse bei Wilhelm & Willhalm

Alexander Wilhelm bei der letzten Hausmesse, dem "Innowation Day 2019".

 

Becker: Ihr habt ja mit L-Acoustics auch einen wichtigen Vertrieb …

Wilhelm: Das ist das gleiche Thema: Du hast ein Spitzenprodukt, der Hersteller gibt dem Vertrieb gute Rabatte an die Hand, und dann werden diese Rabatte bis auf 3 bis 4 Prozent   voll an den Kunden weitergeleitet.  Da betreibt man professionelle Akquise und guten Service für ein Top-Produkt - und dann? Nicht der richtige Weg!

Genau diese Preispolitik, verbunden mit fehlender Wertschätzung der meisten Kunden gegenüber Branche und Produkt, hat die Event-Branche mit dahin geführt. Und jetzt liegen alle am Boden, kollektiv, egal, ob klein oder groß.

Auch dieser Aufschrei, da kommt ein billiger kleiner Verleiher und macht alle Preise kaputt! Erstens haben wir selber alle so angefangen, also bitte jetzt nicht mit dem Finger auf andere zeigen, zweitens haben viele kleine und neue Firmen am Markt keinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund oder jahrelange Erfahrung in der Branche.

Sie machen diesen Job, weil sie Ihn lieben, weil sie es lieben zu kreieren, zu gestalten. Sie leben dabei oft von der Hand in den Mund.

 

Becker: Was tun?

Wilhelm: Man sollte diese jungen Firmen vermehrt an die Hand nehmen und sie darauf hinweisen, pass auf, du bist da jetzt unfassbar billig reingegangen. Das macht keinen Sinn, und du hast diese und jene versteckten Kosten – hast du die wirklich mit einkalkuliert? Denkst du an deine Steuern, Rücklagen etc.?

Es macht natürlich keinen Sinn, dass sich jetzt die Großen alle hinsetzen und sagen, wir müssen alle 700 Euro für einen Techniker pro Tag verlangen. Aber wir müssen uns alle mal überlegen, was unser gut ausgebildetes Fachpersonal wert ist, verdienen und am Ende auch einspielen sollte.

Jeder Elektriker, jeder Installateur verlangt mindestens mal seine 50 oder 60 Euro die Stunde, das ist einfach ein marktgerechtes Preisniveau, und dieses marktgerechte Preisniveau sollte man etablieren und nicht genau den Weg gehen, den jetzt wahrscheinlich alle gehen werden, nämlich nach jedem Job haschen, um irgendwie Umsatz zu generieren.

Das ist Augenwischerei, weil die Kosten die Umsätze auffressen. Die meisten schauen immer nur nach den Umsätzen und nicht nach der Rendite. Das ist das große Problem!

Dieser Teufelskreis, dass der Kunde den Preis vorgibt und man dann noch mal nachgibt und noch mal und noch mal. Und dann noch was drauflegt - das macht einfach keinen Sinn.

 

Becker: Nun geht das ja schon seit langem so. Dazu kommt, dass jeder, wenn der Auftrag unterschrieben ist, neues Material kauft bis an die Grenze.

Wilhelm: So ist es. Man bekommt 100.000 Euro für die Tour, kauft dann für 90.000 Equipment ein und ist sechs Wochen mit einem Haufen Personal unterwegs. Bingo.

 

Becker. Er freut sich halt, dass er wieder gewachsen ist …

Wilhelm: Dass das Equipment bezahlt ist, ja, aber das Personal ist nicht bezahlt, die Buchhaltung ist nicht bezahlt, die Steuern sind nicht gezahlt. Hier muss Sensibilität und Wissen transferiert werden.

Wir alle kommen von unten, und wir alle haben es mehr oder weniger weit nach oben geschafft. Man sollte dabei aber nie vergessen, die Hand stetig nach unten weiterzureichen und andere mit hochzuziehen auf seinem Weg, das gilt für die Karriere im Betrieb, aber auch für den Betrieb gegenüber jungen, neuen Firmen.

Die kleinen von heute werden die Großen von morgen sein, also helft ihnen!

Wir brauchen gar keine Absprachen, es muss sich nur jeder überlegen, was ist ein marktgerechter Preis? Sind 290 Euro für einen voll ausgebildeten Techniker mit Berufsabschluss als Tagessatz ein angemessener Preis?

Übrigens ist das ein deutsches Thema. In Amerika ist das ganz anders. Dort sind das alles "Specialists", hoch angesehene Leute. Die Tagessätze dort sind durchaus marktgerecht.

 

Becker: Was tun, damit das künftig besser wird?

Wilhelm: Vernunft! Jeder muss offen mit seinem Kunden in Austausch treten, wir haben jetzt eine schwere Zeit gehabt, wir können jetzt nicht noch mal billiger und noch mal billiger, sondern wir sind jetzt gefordert, dieses Loch für unsere Mitarbeiter zu stopfen, für den Erhalt der Arbeitsplätze, und deswegen muss diese Dienstleistung einfach adäquat bezahlt werden.

Wir haben unsere AGBs bereits vor längerer Zeit angepasst. Planungskosten sind erst mal fällig, wird die Veranstaltung abgesagt, sind die zu bezahlen. Findet das Event statt, werden diese gutgeschrieben.

Angebote, große Konzepte, die sollten prinzipiell bezahlt werden, auch hier – fair – adäquat – quid pro quo. Wenn ich heute mein Auto in die Werkstatt bringe, dann zahle ich auch für den Kostenvoranschlag. Oder beim Architekten: Der verlangt sein Geld für die Planung. Dahin muss es gehen, dass auch ein Plan bezahlt wird, ein Rendering, ein Probe-Aufbau …

 

Becker: Derzeit sieht es ja so aus, dass dein Kunde beispielsweise bei einer großen Automobilmesse davon ausgeht, dass du deine Dienstleistung beim nächsten Mal fünf Prozent günstiger anbietest, damit du den Job wieder kriegst.

Wilhelm: Genau so ist das.

 

Becker: Und wie kommt man da raus?

Wilhelm: Dafür muss man eine Form finden …

 

Becker: Ist das nicht auch eine Sache für die Verbände?

Wilhelm: Wir haben an sich Verbände mit guten Voraussetzungen, sie liefern viele Infos, auch jetzt, aber am Ende sind sie – sorry, wenn ich das so lapidar sage, zahnlose Tiger.

Die Verbände müssen beim Staat verpflichtende Zertifizierungen durchsetzen. Und nur mit diesen Zertifizierungen darfst du beispielsweise auf einer Messe arbeiten.

Es gibt ja die DPVT-Zertifizierung, die besagt, dass du wirtschaftlich arbeitest und sicher arbeitest – da müsste der Verband ansetzen und dem Staat klar machen, wir haben es mit sicherheitsrelevanten Jobs zu tun, die die Leute da machen, und da müssen zertifizierte Unternehmen ran, die dann auf der anderen Seite auch angemessen bezahlt werden müssen.

Die Verbände machen ja eine anständige Arbeit, aber am Ende bringt es die Branche nicht wirklich voran, finde ich. Sie müssten noch mehr aufklären, auf die Kleinen zugehen und sie mit Informationen und Schulungen versorgen, an die Hand nehmen, hochpäppeln, das Netzwerk stärken.

Wir wollen ja nicht nur uns, sondern unsere Branche weiterbringen, und da wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um kollektiv umzudenken.

 

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