Yin, Yang und das Berliner Schloss

15.03.2018

Christian Struntz von zweiB realisierte mit Pandoras Box Quad-Server und sechs mal Boxer 4K30 von Christie die Vision der koreanischen Künstlerin Chan Sook Choi in Berlin.

 

Die koreanische Künstlerin Chan Sook Choi sucht in "Yin Yang Su Wha" (Yin und Yang, Wasser und Feuer) nach den verborgenen Energieströmen am Berliner Schloss und Humboldt Forum.

Ausgang ihrer Arbeit ist dessen Ostfassade, auf die das Licht der aufgehenden Sonne zuerst trifft. Auf Basis der alten chinesischen Lehre des I-Ging macht Choi die Energie des Yin und Yang und der fünf Elemente Wasser, Holz, Feuer, Metall und Erde an diesem Ort sichtbar.

Sie übersetzt ihr Qi mit Hilfe der elektromagnetischen Bewegung von 129.600 Photonen in einen digitalen Algorithmus und projiziert ihn auf die Fassade des Schlosses.

Die fließenden Zeichen symbolisieren Werden, Wandel und Vergehen, entstehen fortwährend in vertikaler, horizontaler und kreisender Bewegung, verschwinden im nächsten Augenblick und nehmen erneut eine andere Gestalt an: Punkte und Linien, Gitter und Netze, Wolken und Schwärme.

 

Projection Mapping der koreanischen Künstlerin Chan Sook Choi (Fotos: Christian Frey)

Yin und Yang in Zeit und Raum: Projection Mapping der koreanischen Künstlerin Chan Sook Choi (Fotos: Christian Frey).

 

Choi konfrontiert unser westliches Denken mit einer Sichtweise, die im Materiellen nach dem Immateriellen sucht, und in traditionellen Lehren einen Wert für das Verhältnis von Natur und Kultur, Technik und Kunst, Geschichte und Zukunft entdeckt.

 

"'Yin Yang Su Wha' ist eine daoistische Reflexion über unsere Beziehung zu einem besonderen Ort und seiner wechselvollen Geschichte", so Keumhwa Kim, Kuratorin des Projekts beim Keum Art Projects, Berlin, die für die Konzeption und Durchführung des Projekts verantwortlich war.

 

"Die dynamischen Ströme des Qi und seine ephemeren digitalen Formationen fügen den Interpretationen über das im Bau befindliche Schloss einen neuen, genuin asiatischen Kommentar hinzu."

 

Für die Projektion kamen insgesamt sechs Christie Boxer 4K30 zum Einsatz. Zwei Pandoras Box Quad-Server dienten als Zuspieler des komplexen Contents, der sich über die gesamte Breite der Fassade von 120 Metern auf einer Gesamtbildfläche von rund 3.000 Quadratmetern erstreckte.

Die notwendige Technik zur Umsetzung des Projekts stand schnell fest. So sagt Christian Struntz von der zweiB GmbH, der das Projekt begleitend betreute:

 

"Wir haben uns für den Christie Boxer 4K30 als lichtstärksten Projektor seiner Klasse entschieden, da wir so bei den räumlichen Gegebenheiten und der Projektionsbreite durch die native 4K-Auflösung des Projektors dennoch eine sehr feine Pixelstruktur erhielten, was bei den feinen Elementen der Projektion unabdingbar war."

 

Die Zuspiellösung mit dem Pandoras Box Quad-Server sei durch seine Flexibilität beim Mapping und die schnelle Justage-Möglichkeit die erste Wahl gewesen.

 

"Wir hatten nur eine Nacht Vorbereitungszeit und auch nur begrenzt die Möglichkeit Nacharbeiten vorzunehmen", so Struntz.

 

Für den mobilen und temporären Einsatz waren die Geräte in Flight Cases beziehungsweise mobilen Racks verbaut, um sie vor Transportschäden zu schützen und auch durch bessere technische Vorbereitung wie die bereits vorbereitete Verkabelung den Aufwand beim Aufbau vor Ort zu reduzieren.

Die sechs Boxer-Flugrahmen boten so nicht nur die Möglichkeit zur Justage, sondern hatten auch zusätzlich Strom, Infrastruktur, Steuerungs- und Netzwerktechnik, diverse PCs und eine Back-up-Umschaltung zur hundertprozentigen Redundanz an Bord.

 

Yin und Yang in Zeit und Raum: Projection Mapping der koreanischen Künstlerin Chan Sook Choi (Fotos: Christian Frey)

 

Durch ihre langjährige Erfahrung mit verschiedensten Live-Events weiß die zweiB GmbH, wie wichtig eine gründliche Vorbereitung ist, um schnell und gut auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Denn nicht nur die technische Umsetzung erweist sich laut Struntz manchmal als Herausforderung:

 

"Neben den technischen Anforderungen und Randbedingungen müssen wir uns bei solch einem Projekt natürlich auch um baurechtliche Vorschriften kümmern und uns mit den Genehmigungsbehörden oder der Nachbarschaft auseinandersetzen. In dem Fall mussten zwei Großbaustellen am Humboldt Forum selbst und am U-Bahn-Kreuz mit Ihren Bedürfnissen und Wünschen unter einen Hut gebracht werden."

 

So sei etwa der Standort der Projektionstürme ein springender Punkt gewesen. Die zweiB GmbH musste die Planung hier mehrfach komplett ändern, da die ursprüngliche Position nicht mit den Bedürfnissen der Baustelle in Einklang zu bringen war.

In diesem Zusammenhang habe zum Beispiel im Raum gestanden, ob auf die Gebäudejalousie projiziert werden könne, oder inwieweit ein bestimmter Projektionswinkel den Schattenwurf in der Fensterlaibung beeinflusst, natürlich abhängig von der überhaupt realisierbaren Position der Projektoren. Doch mit vereinten Kräften und vermittelnden Gesprächen zwischen den verschiedenen Gewerken und der Künstlerin konnte ein geeignetes Setup gefunden werden, das optimal funktionierte.

"Hier hilft eine langjährige Erfahrung mit solchen Projekten", sagt Struntz. Auch die Organisatoren waren mit der Umsetzung zufrieden.

Die Zusammenarbeit mit allen Projektbeteiligten sei überaus positiv gewesen, und man hoffe, dass sich auch andere Zusammenhänge daraus ergeben.

 

Yin und Yang in Zeit und Raum: Projection Mapping der koreanischen Künstlerin Chan Sook Choi (Fotos: Christian Frey)

 

Das Programm lief bis 18. Mai 2017. Es war eine gemeinsame Veranstaltung des Asien Pazifik Forums der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und der Botschaft der Republik Korea in Kooperation mit dem Asia Culture Center in Gwangju, Republik Korea.

Mittlerweile ist auch das Begleitbuch dazu erschienen: "YIN YANG SU WHA, CHAN SOOK CHOI" (ISBN: 978-3-00-057630-0) .