Dirty Dancing in Berlin

12.05.2009

Die Stage Entertainment bringt den Film als Musical für täglich 1.700 Besucher.

Eine aufwändige Licht-Show mit Eos-Konsolen von ETC.

Am 7. April 2009 feierte die deutsche Stage Entertainment Produktion von „Dirty Dancing – Das Original Live On Stage“ im Theater am Potsdamer Platz in Berlin Premiere. Seit dem fiebern rund 1.700 Besucher pro Abend der berühmtesten Hebefigur der Filmgeschichte und Jonnys: „Mein Baby gehört zu mir“ entgegen.

Erstaunlich nahe bleibt die Bühnenadaption am Film-Original und mindestens genauso erstaunlich ist die lichttechnische Umsetzung der Dramaturgie. Auf wechselnde Szenen- und Bühnenbilder wurde bis auf verschiedene Versatzstücke und technisch ausgereifte Drehscheiben- sowie Podienfahrten weitgehend verzichtet und die Tage im Ferienclub von Sonnenauf- bis -untergang, knisternde Kneipen-Atmosphäre oder der berühmte See für das Tanztraining werden überwiegend mit Licht in Szene gesetzt.

Zur Programmierung dieser hochkomplexen Lichtstimmungen entschied sich das Team um Lichtdesigner Tim Mitchell für Eos- und Ion-Konsolen sowie eine komplette ACN-Netzwerklösung aus dem Haus ETC. Für die Lichtgestaltung des Bühnenhintergrundes und Horizontes, wie beispielsweise ständig wechselnde Wolkenformationen oder Wälder, wurde eine Projektionsfolie eingesetzt, die im Halbrund gespannt und unter anderem mit Moving Lights, konventionellen Scheinwerfern (zum Großteil mit Farbwechslern) und Profilscheinwerfer mit Gobos, Animation Effects beleuchtet wird.

Die Liste der Scheinwerfer umfasst insgesamt 114 Moving Lights von Vari-Lite und Martin sowie 308 konventionelle Scheinwerfer, davon 83 ETC Pars und 163 ETC Profilscheinwerfer. Der enge Zeitplan für die Lichtprogrammierung konnte nur durch nahezu Rund-um-die-Uhr-Schichten der Beleuchtungsabteilung und einer Konsoleninstallation eingehalten werden, mit der eine echte Arbeitsteilung während der Beleuchtungsproben möglich war. So waren insgesamt zwei Eos-Konsolen, eine Ion sowie drei RVIs (Remote Video Interface) im Einsatz, ergänzt um zwei RFRs (Radio Focus Remote) im mobilen Einsatz. Damit wurde für jeden Teilnehmer im Netzwerk ein eigener, unabhängiger Arbeitsplatz geschaffen, der unter anderem durch „Partitionierung“ ganz genau an die jeweilige Aufgabe angepasst wurde. Ein paralleles Arbeiten wurde somit möglich, ohne jedoch Gefahr zu laufen, aus Versehen auf die Geräte oder Parameterdaten der Kollegen zuzugreifen, bzw. diese zu verändern.

Die Aufteilung während der Proben sah konkret wie folgt aus: An der Ion fährt ein Operator nach Ansage des Stage Managers die Probe. An der Eos-Konsole in Reihe 15 arbeitet der Programmer die Wünsche und Änderungen des Lichtdesigners ein. An einer weiteren Konsole im 1. Rang wurde mit Blick auf den Bühnenboden der Moving-Light-Feinschliff durchgeführt. Dies war nötig, da beispielsweise verschiedene Moving-Light-Gobos auf dem Bühnenboden in Einklang mit der Bühnendrehscheibe bewegt werden oder durch Position und Rotation von (Fenster-) Gobos Lichteinfall und darüber Tagesverläufe dargestellt werden.

Die drei verschiedenen RVIs wurden vom Lichtdesigner und den beiden Assistenten sowie vom Spotcaller und dem Videodesigner zur Mitschau verwendet. Dabei hatte jeder ganz individuelle und für seine Aufgaben spezielle, von den Konsolen unabhängige Ansichten zur Verfügung, die über die Tasten auf den RVIs oder über x-Keys-Tastaturen bedient werden können.

Mit dem Offline-Editor auf dem Laptop der Programmer, der während der Proben ebenfalls als Client eingebunden war, konnte auch außerhalb der Proben noch editiert werden. Alle Konsolen und Komponenten liefen im „full tracking backup“ und waren somit permanent synchron, die Lichtwertberechnung als Master übernahm sowohl bei den Proben als auch den Vorstellungen die in der Lichtregie eingebaute Eos RPU (Remote Processor Unit), ein 19-Zoll-Einbaugerät.

Sämtliche Geräte sind in einem umfassenden ACN-Netzwerk eingebunden. Die Ausgabe der Signale erfolgt über ACN / ETC Net3 und wird mit fünf Four-Port-Gateways als DMX-Signal auf insgesamt zwölf DMX-Linien umgewandelt. Vier Catalyst Mediaserver werden mit einem Net3 Showcontrol Gateway getriggert.

Im Vorstellungsbetrieb sind nur noch eine Eos-Konsole mit 8.000 Parametern und der RPU als Master im täglichen Einsatz. Kai Kostka, Beleuchtungsmeister im Theater am Potsdamer Platz erklärt: „Die Programmierung war sehr aufwendig. Es gibt gut 300 Cues in dieser Show und viele haben noch zahlreiche untergeordnete Cues. Das Timing ist natürlich genau vom Takt der Musik abhängig. Innerhalb der ersten Trommelschläge bei ‚Time of my Life‘ zum Beispiel verändern sich Farbe, Gobos, Blende, Position geradezu in Sekundenschnelle. Die Herausforderung hier war, das Licht so zu programmieren, dass es während den Vorstellungen einfach mit dem GO Button zu bedienen ist, man aber trotzdem noch manuell eingreifen kann, wenn wir schneller sind als die Live-Musik oder umgekehrt.“

Das 1999 eingeweihte Theater am Potsdamer Platz wurde langfristig von der Stage Entertainment angemietet, die auch für diese Produktion verantwortlich zeichnet. Das Theater befindet sich am Ende der Alten Potsdamer Straße, wo einst Marlene Dietrich ihre Weltkarriere begann und heute Entertainment auf höchstem Niveau vor täglich bis zu 1.750 Zuschauern stattfindet.

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