Etwa 20 Jahre lang hatte Werner Lube mit der Veranstaltungsbranche zu tun, also mit Theaterlicht, aber vor allem mit dem Diskotheken-Markt – den es damals in der Form, wie wir ihn heute kennen gar nicht gab, wie Lube erzählt: „Da waren einfach ein paar begeisterte kreative Leute, die haben auf dem Markt das gekauft, was sie eben kriegen konnten und haben daraus Geräte gebaut. Das hat mehr oder weniger gut funktioniert, es gab damals aber eben noch keine Kooperation zwischen diesen Geräteherstellern der ersten Stunde und den Herstellern von Leuchtmitteln.“
Aus dem damaligen Diskotheken-Umfeld entwickelte sich erst langsam ein richtiger Markt. Zusätzliche Impulse kamen beispielsweise durch die Einführung des Farbfernsehens. Eine der damals bekannten Sendungen war „Spiel ohne Grenzen“, wo zum ersten Mal HMI-Lampen eingesetzt wurden, also Tageslicht. Und die Entwicklung der Tageslicht-Beleuchtung für Studios und Außendrehs hält bis heute an. So Werner Lube: „Wir stehen jetzt kurz vor der Einführung einer zweiseitig gesockelten 24.000-Watt-HMI-Lampe, deren Bedarf man früher gar nicht gesehen hat. Heute soll eben rund um die Uhr bei Sonnenlicht gedreht werden können, dafür sind diese höchstwattigen Lampen entwickelt worden.“
Nun hatte man mit HMI plötzlich die vierfache Helligkeit im Vergleich zu den bis dahin eingesetzten Halogen-Lampen – oder bei gleicher Helligkeit eine viel geringere Wärmeentwicklung im Studio. Eine so verblüffende Veränderung, die John Wayne einmal beim Drehen im Studio zu dem Satz veranlasst haben soll: „Schaltet die Scheinwerfer ein, es ist noch gar nicht warm!“
Die Bedeutung der HMI-Lampen hat – so erklärt Lube – in erster Linie mit ihrer konstanten Farbtemperatur von 6.000 Kelvin zusammen, die sich als Norm durchgesetzt hat und wohl derzeit von anderen Lampen nicht wirklich erreicht wird. Im Gegensatz dazu steht das Halogen-Licht mit 3.200 Kelvin, das teilweise noch gedimmt wird auf 2.900 oder 3.000 Kelvin, um warme Atmosphären hervorzurufen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Wieder-zündfähigkeit der Lampen: Die günstigeren HTI- oder HSR-Lampen waren damals nicht heiß zündfähig, machten aber die Geräte insgesamt günstiger und wurden deshalb in der Entertainment-Branche hauptsächlich eingesetzt. Daher wurden diese Lampen denn auch allgemein bald als „Disco-Lampen“ bezeichnet: Entladungslampen, die in die Scanner der unteren Preiskategorien eingebaut wurden.
Entwicklungsschritte bei Lampen, gar Technologiesprünge – wir wollten von Werner Lube die Einzelheiten wissen, doch offenbar geht hier die Entwicklung nicht so rasend schnell: „Entwicklungsschritte bei Lampen gehen in Schritten von vielleicht zehn Jahren“, erläutert Lube. „Damals, als ich bei Osram angefangen habe, sind die Halogen-Niedervoltlampen ein großer Schritt gewesen. Da kam dann in die Lampen zusätzlich Xenon-Gas hinein, wodurch sich die Lebensdauer verlängerte, aber auch die Helligkeit – und die Abwärme – ein damals bei fast allen Anwendungen gewünschter Effekt. Heute sind diese HLX-Lampen längst Standard am Markt.
Auch in der Entertainment-Branche gibt es nach wie vor Geräte mit Halogen-Lampen, oft in der 250-Watt-Klasse, die durch eigene Linsensysteme oft durchaus respektable Leistungen erreichen und für die Club-Beleuchtung eingesetzt werden.
Moving Lights
Die voll positionierbaren Scheinwerfer, Moving Lights, haben den Markt des Entertainment-Lichts nachhaltig verändert. Was 1981 zum ersten Mal auf der ABACAB-Tour von Genesis zu sehen war, ist längst zu einem Weltstandard geworden und aus der Disco ebensowenig wegzudenken wie von der Rock-Bühne. Aber auch Theater und Opernhäuser haben die Vorteile der Geräte erkannt und setzen heute Moving Lights bei vielen Produktionen ein.
Werner Lube hat in seiner Zeit bei Osram die Entwicklung miterlebt, vor allem, wie die Geräte immer kleiner wurden, damit die Abwärme-Probleme immer größer, wie er berichtet: „Da gab es dann bei uns die Entwicklung einer neuen Technologie, die wir mit XS bezeichnet haben, ‚Extreme Seal’, dabei geht es um die Quetschung an den Anschlüssen der Lampe, wenn die aufgeht und Luft hineinzieht, ist das Leuchtmittel kaputt. Diese Quetschung wird vorbehandelt mit einer chemischen Substanz, was dazu führt, dass man sie stärker erhitzen kann, ohne dass es oxydiert. Früher waren etwa 350 Grad Celsius die Schallgrenze, jetzt geht das bis 450 Grad, ehe unsere Garantie erlischt.“
Im Lauf der Zeit wurden die Moving Lights aber nicht nur kleiner, sie wurden auch heller. Manchmal auch nur zum Schein, denn bei manchen Leuchtmitteln wurde „einfach“ die Lichtfarbe „weit über 6.000 Kelvin hinaus gezüchtet“, so Werner Lube, „was dem Auge einfach eine größere Helligkeit vortäuscht, wenn es mehr in Richtung Blau geht“.
Bei den Geräteherstellern führte dieser Prozess teilweise dazu, dass sie Bezeichnungen der Geräte so veränderten, dass dies eine höhere Lichtausbeute andeutete, obwohl die tatsächliche Wattage niederiger war. Da war die Konstruktion, besonders die Optik dafür verantwortlich, dass letztlich tatsächlich mehr Licht heraus kam.
Bedingt durch die kompakteren Geräte fehlte für eine Weile der Platz für eine zweiseitig gesockelte Lampe, was die einseitig gesockelten auf den Markt brachte. Allerdings brachte das mit sich, dass das Justieren des Leuchtmittels vor der Optik wesentlich komplizierter wurde. Das war der Anstoß für die Entwicklung der kurzen zweiseitige gesockelten Lampen. „Das begann bei uns mit der HMI 1200S, die so kurz war wie die 575er-HMI-Lampe. Mittlerweile haben wir von den SharXS eine ganze Baureihe bis hin zur SharXS 1500, die in diesem Jahr 2008 auf den Markt kam.
Ein weiteres Segment in der Entertainment-Branche sind die Xenon-Lampen, wie sie in den großen Flutern etwa den Falcon Search Lights von A&O zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um Leuchtmittel mit einem besonders kurzen Lichtbogen, der durch ein optisches System gebündelt wird und dadurch eine besonders hohe Reichweite erreicht. Diese Xenon-Lampen werden auch in der Kinoprojektion verwendet und arbeiten mit Gleichrichtern, deren Lautstärke den Einsatz an manchen Stellen unmöglich macht, beispielsweise im Theater. Entsprechende Versuche, erzählt Werner Lube, gab es wohl auch von Max Keller an den Münchner Kammerspielen, wo sich das Ganze letztlich nicht bewähren konnte.
Der nächste große Prozess ist der, in dem wir uns gerade befinden: der Siegeszug der LED. Ein Markt, der auch für Osram besonders wichtig ist, der stark wächst und dessen Folgen eigentlich nicht absehbar sind. Allerdings, schränkt Lube ein, „werden die hochwattigen Lösungen sicher nicht so schnell durch LED-Systeme abgelöst werden können“.
Mit Philips hat Osram einen großen Konkurrenten am Markt. Da fragt man sich schon, ob die beiden bei der Entwicklung spezieller Leuchtmittel, deren Markt nicht unbegrenzt ist, nicht auch mal zusammen arbeiten. Doch Werner Lube winkt ab: „Da gibt es keinerlei Abstimmungen, im Gegenteil. Lube: „Der Markt – die Hersteller, Anwender, Händler – findet es offenbar gut, Alternativen zu haben, nicht auf einen Hersteller angewiesen zu sein. Und das ist in der Regel auch der Fall. Manchmal muss man sogar nachziehen wie derzeit etwa bei dem Schnellwechselsystem, mit dem Philips als erstes am Markt war. Da werden wir nun ein kompatibles System in Kürze auf den Markt bringen.
Energie Sparen
Während in den Haushalten die Energiesparlampe sich immer mehr durchsetzt, ist dieser Trend in der Unterhaltungsbranche offenbar noch nicht spürbar. An dieser Stelle des Gesprächs kommt Herr Weber ins Spiel, der Nachfolger von Herrn Lube, der die Thematik kurz und klar anreißt: „Die Entladungslampen haben einfach zwei Vorteile. Einmal Lumen pro Watt und einmal Euro pro Watt. Das sind im Moment die beiden Vorteile, gegenüber der Halogenlampe, aber auch gegenüber der LED-Lampe.“
Eine weitere Herausforderung sieht Weber darin, „LEDs zu produzieren, die tatsächlich alle die gleiche Farbtemperatur haben und sich nicht gleich um ein paar hundert Kelvin unterscheiden“. Dabei hat Osram hier durchaus ein Wort mitzureden, folgt man doch gleich auf den Weltmarktführer Nichia mit Platz Zwei unter den LED-Herstellern. Allerdings, so Werner Lube, „sieht man das ja in den meisten Fällen gar nicht, um was für eine LED es sich jeweils handelt“.
Ein herausragendes neues Produkt ist das Kameralicht von ARRI, bei dem man ganz gezielt die Filterfarben einstellen kann, das auf der letzten CINEC prämiert wurde. Mehr dazu finden Sie hier. Das ist eine gemeinsame Entwicklung von Osram und ARRI, in das sehr viel elektronisches Entwicklungs-Knowhow hineingeflossen ist. Dazu kommen natürlich auch etliche LED-Installationen in Clubs, Bars, Lounges – ein weiterer expandierender Markt.
Werner Lube schaut zurück auf eine relativ lange Zeit in einer extrem schnell-lebigen Branche. Da lag es nahe, ihn nach den Erlebnissen zu befragen, die ihn am meisten beeindruckt haben. Er muss nicht lange überlegen: „Was mich beeindruckt hat war, dass man mit den XBO-Lampen, die bislang nur als Kino-Lampen eingesetzt worden waren, ganz große Lichtinszenierungen machen kann. Das hat angefangen bei den Milleniumsfeiern weltweit, reichte aber bis zu der Schiffstaufe eines der AIDA-Schiffe im letzten Jahr, wo viele XBO-Scheinwerfer eingesetzt wurden zu einer richtigen Inszenierung. Ebenso beeindruckt hat mich der Einsatz der Xenon-Scheinwerfer auf der SuperBowl in den USA, wo regelrechte Licht-Shows gemacht wurden.“
Herr Lube geht, Herr Weber kommt. Für den einen kommt der Ruhestand, für den anderen die Herausforderungen der Zukunft: Mehr Licht, weniger Stromverbrauch, längere Lebensdauer, geringere Kosten – das wünschen sich natürlich alle in der Branche.