Das Müllersche Volksbad in München ist ein Jugendstilbau, war 1901 Münchens erstes Hallenbad und ist heute zweifellos nicht nur Münchens schönstes Bad. Im August und September 2010 war es für acht komplett ausverkaufte Vorstellungen auch Opernschauplatz: Mozarts "Idomeneo" wurde gegeben und zwar am und im Wasser der etwas kleineren Damenschwimmhalle.
Die Zuschauer waren schon vorab aufgefordert worden, nicht in Abendgarderobe zu kommen und von der Möglichkeit Gebrauch zu machen, in der Pause im Bad zu schwimmen – und doch war das Ganze weit mehr als ein Event mit Spaßcharakter. Der König von Kreta auf einer Luftmatratze mit Prinzessin Ilia und einem Cocktail an Bord. Der Chor plantschte im lauwarmen Wasser, und Griechenlands Elettra trat im Bikini auf – doch die Inszenierung war durchaus ernst gemeint und wurde deshalb in München in Windeseile zum Geheimtipp.
Initiator des Projekts war der Regisseur Andreas Wiedermann mit seiner Opera Incognita, für das Lichtdesign war – wie schon bei vielen anderen Projekten von Wiedermanns Truppe – Peter Younes, Geschäftsführer der Sein & Schein GmbH, verantwortlich.
Die baulichen wie auch organisatorischen Einschränkungen, die das denkmalgeschützte Gebäude mit sich brachte, stellten die größten Herausforderungen dar, die nur mit einem unkonventionellen Lichtkonzept zu lösen waren. Younes setzte bewusst komplett auf LED-Systeme aus der Selador-Serie von ETC. Er kombinierte dabei Lustr 11- und Lustr 42-Scheinwerfer und setzte mit weiteren Palettas 11 und Vivid-R 11 farbige Akzente in dem ansonsten verdunkelten Raum des Bads. Als Beleuchtungsposition kam für die Lustr 42 nur ein schmaler Streifen in Frage, aufgesetzt auf den historischen Umkleidekabinen. So entstand ein das Becken umlaufendes Lichtband, das mit der platzsparenden ETC-Ion-Konsole punktgenaue Farbverläufe, dynamische Effekte und eine kalibrierte Farbwahl per Color-Picker für das Personenlicht ermöglichte.
Peter Younes gelang es so, mit seinem Licht einen Kontrast zum Blau des Wassers zu schaffen und die Darsteller nach vorne zu rücken. Er selbst betont: „Die Farben, die ich bei der Einrichtung mit eigenen Augen gesehen habe, waren sehr beeindruckend und sehr hell." Besonders bei den Hauttönen konnten die Selador-Scheinwerfer punkten, wie Younes unterstreicht: „Man sieht einfach deutlich die Wirkung von warm- und kaltweißen Tönen auf der Haut. Aus einem LED-Scheinwerfer habe ich noch nie so eine brillante Farbqualität bei Hauttönen gesehen.
Die x7-Farbmischung der Selador erzeugt ein so homogenes Spektrum, das mit seiner Farbwiedergabe schon sehr nahe an Tageslicht heranreicht. Warme, neutrale und kalte Weißtöne wirken sehr natürlich und lebendig. Und dass zusätzlich noch so gesättigte Farben aus den Geräten herauskommen, ist genial. Da nimmt man auch das etwas höhere Gewicht gerne in Kauf."
Das Licht von Peter Younes war neben den sich im Becken kreuzenden Stegen aus Schwimmpontons (Bühne und Kostüm: Kathrin Younes) das ganze Bühnenbild der umjubelten Aufführungen, denn gespielt wurde direkt im und auf dem Wasser vor den jeweils rund 150 Zuschauern, die dabei schon auch nass gespritzt wurden.
Für die Musik sorgten zehn Musiker des Salzburger Mozarteum Orchesters, die auf der Empore eine Bearbeitung des musikalischen Leiters Ernst Bartmanns spielten, die dieser zusammen mit Andreas Wiedermann für die Aufführung geschaffen hatte. Als nicht ganz einfach erwies sich dabei der extreme Nachhall des Bades, doch das verlieh dem Ganzen auch einen ganz besonderen Reiz.
Markus Ahme gab den Idomeneo, Silvia Spinnato sang und spielte die Ilia. Reinhild Buchmayer war Idamante, Bianca Koch die Elettra. Weiter dabei: Jean-Pierre Ouellet (Arbace), Martin Ulrich (La Voce) und Wolfgang Schwarz (Gran Sacerdote).
Peter Younes ist Meister für Veranstaltungstechnik und studierte Lichtgestaltung in München. Mit seiner Agentur Sein & Schein ist er als freier Lichtgestalter tätig, unter anderem für Produktionen an der Volksoper Wien, dem Prinzregententheater und dem Cuvilliés-Theater München.